Hallo ihr Lieben,
zu allererst wieder wie immer ein großes Danke für Eure offenen "Ohren" bzw. Augen, Euer Verständnis und die flinken Finger
Gestern war meine Mutter nicht so gut dran. Körperlich - so denke ich - war es schon in Ordnung, aber sie grübelt jetzt deutlich mehr als letzte Woche. Das habe ich erwartet. Im Moment kann sie sich selbst nicht so recht verstehen und wartet auf ihre eigene Reaktion, darauf, dass sie wütend, traurig, ängstlich oder irgendetwas anderes, massives erlebt. Etwas, was man als Reaktion nachvollziehen könnte.
Ich glaube, sie sitzt noch im Film. Ein bißchen alles durch Watte. Da ist sie wieder, die Auster. Ich hoffe, nicht für lange. Gestern hat sie sich etwas zurück gezogen und dachte, die Ruhe würde ihr helfen ihre eigenen Gefühle mal heraus zu lassen. Auf meine Frage, ob es ihr gut getan hat, hat sie geantwortet dass es irgendwie doch nichts gebracht hat. Sie hat geschlafen.
Hmmm, ich denke, dass ist einer der Momente, wo ich ihr nur zeigen kann dass ich da bin. Im übrigen haben wir ganz am Anfang der Diagnose eine schöne Sache angefangen. Ich habe drei Bücher besorgt die nur mit Karoblättern voll sind. In einem Buch habe ich meiner Mutter geschrieben, vor allem als es ihr so schlecht ging. Wenn ich etwas hereingeschrieben habe, habe ich es bei ihr liegen lassen und wenn sie mochte hat sie gelesen. Manchmal auch geantwortet.
Eines der Bücher hat sie für ihren Mann genommen, für die Dinge, die sie nicht immer aussprechen konnte / wollte. Und eines für mich. Diese Bücher stehen oben in der Küche im Regal. Wir dürfen beide nicht dran und inzwischen komme ich damit auch zurecht. Es ist für später, für irgendwann.
Aber ich denke, ich werde jetzt meines doch nochmal heraus holen und ihr ein paar nette Zeilen schreiben. Mit Hand, mit viel Herz. Einfach so, weil das Altmodische manchmal so viel schöner ist. Und vielleicht schreibt sie mir eine Zeile zurück.