Einzelnen Beitrag anzeigen
  #287  
Alt 11.06.2008, 10:07
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.796
Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Mapa,

so wie Du es beschreibst ist es bei meiner Mama auch. Und dieses Blockieren kenne ich zu genüge. Sie hat mir gestern aber auch nochmal erklärt, dass sie gar nicht groß über ihre Erkrankung reden, geschweigedenn viel darüber wissen will. Mein Sohn war kürzlich bei ihr und die beiden haben sich unterhalten. Sie hat das dann nochmal angeführt, um mir zu verdeutlichen wie sie empfindet. Er hat zu ihr gesagt:"Du Oma, eigentlich hatten die Menschen früher es doch besser. Die hatten ja auch schlimme Krankheiten, aber da wußte man alles gar nicht so genau. Ist ja toll, dass die Ärzte heute soviel können und wissen, aber ich würd auch nicht wissen wollen, wenn ich dolle krank wär und ob ich sterben muss." Ich kann es unterdessen wirklich nachvollziehen. Sie wünscht sich von mir "mehr Fingerspitzengefühl", auch wenn sie weiß, dass ich ihr oft nur helfen will und es gut meine.

Gestern, spät am Abend, schellte das Telefon. Meine Mama war völlig aufgelöst und weinte (mir ging direkt das Herz in die Hose). Sie weinte wegen ihrer Schwiegermutter. Bei ihr wurde vor über 3 Jahren Darmkrebs mit Metastasen in der Leber festgestellt, und die Ärzte sprachen damals wirklich nur noch von Wochen, die sie hätte. Daraus sind 3 Jahre geworden, aber jetzt ist wohl der Zeitpunkt da, Abschied zu nehmen. Ihr geht es sehr schlecht und sie kommt in Kürze auf eine Palliativstation. Mir tut das so unendlich leid, für die Schwiegermutter, aber auch für den Mann meiner Mama und für meine Ma selber.

Ich versuch dann immer Mut zu machen, aber in einer solchen Situation ist man natürlich gänzlich machtlos. Hab dann rumgedruckst und nach den richtigen Worten gesucht. Da war es dann wieder, dass sie sagte, sie würde von mir gar keine Hilfe in dem Moment erwarten, ich bräuchte gar nichts sagen - einfach nur zuhören und da sein. Ist manchmal gar nicht so leicht

Hab gestern auch vergeblich Ausschau nach Bibi gehalten. Hoffe es geht ihrer Mama gut - dann wenn es ihr gut geht, geht´s auch Bibi gut.


Liebe Grüße

Annika

P.S.: an Gitta, wenn sie reinschaut.
Mit Zitat antworten