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Alt 23.06.2008, 13:20
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blueblue blueblue ist offline
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Registriert seit: 06.05.2008
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Standard AW: brauche ganz schnell rat

eimo,

du hast sooo viele Fragen und ich würde sie dir sicher gern beantworten, doch ich kann es nicht. Ich kann nur vermuten, was in deinem Papa vor sich geht.

Ich kann nur aus meinem eigenen Erleben und aus meiner eigenen Erfahrung berichten. Es ist schlimm, wenn man die Diagnose bekommt. Ich selbst bekam im März dieses Jahres die Diagnose, bei mir ist es bereits ein Rezidiv.

Ich fiel zunächst einmal in ein Loch und es gehen einem die verrücktesten Gedanken durch den Kopf. Auch ich habe mir unendlich viele Fragen gestellt und habe nicht gemerkt, wie geschockt auch mein Mann und meine Kinder von der Diagnose waren. Ich war halt eben ausschließlich mit mir beschäftigt und der einen Frage: Werde ich leben oder sterben? Da ist in dem Moment kein Platz für anderes, der Kopf arbeitet auf Hochtouren und lässt sich absolut nicht abschalten. Dadurch macht man vielleicht auch mal den Eindruck, dass man aufgibt, dabei ist es aber ganz anders. Man muss erst einmal für sich selbst herausfinden, wo man eigentlich steht, muss die Gefühle und Eindrücke sortieren. Man muss die Worte der Ärzte realisieren und begreifen und verstehen. Das ist nicht einfach.

Dann stellt man fest, dass auch die Familie leidet und dadurch leidet man selbst vielleicht noch ein wenig mehr.

Hier schreiben so viele Betroffene, an Krebs erkrankte, wo man den Eindruck gewinnt, die machen das alle so einfach. Glaube mir, es liest sich so aber soooo einfach ist es nicht zu diesem Punkt zu kommen. Es ist anstrengend, es kostet Kraft, es bedeutet Mut und fordert Respekt.

Ich bewundere jeden und jede hier, die für sich den Kampf dagegen aufgenommen haben, doch genauso muss man auch jeden bewundern , der den Kampf nicht aufnimmt. Die Entscheidung muss eben ein jeder für sich selbst und nur für sich selbst treffen.

Natürlich wirst du jetzt einwenden, dass dein Papa auch euch , die Familie berücksichtigen muss. Und ich denke, du hast damit noch nicht einmal Unrecht. Trotzdem wirst du die Entscheidung deines Papas, wie immer sie auch ausfallen mag, akzeptieren müssen, denn du kannst nicht für ihn entscheiden. Er muss es selbst tun.

Sprecht doch mal mit eurem Hausarzt über die Situation, vielleicht kann er einmal zu einem Hausbesuch kommen und mit dem Papa reden. Er könnte deinem Paps auch den Vorschlag unterbreiten psychoonkologische Hilfe anzunehmen. Ich denke, dass das besser ist, als wenn du ihn darauf ansprichst.

Also Kopf hoch und Ohren steif gehalten! Es geht doch immer irgendwie weiter!

blueblue
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