Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 21.07.2008, 17:27
Hühnerfurtz Hühnerfurtz ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 21.07.2008
Beiträge: 9
Beitrag AW: Tonsillenkarzinom

Hallöli zusammen!
Ich bin ein gebranntes Kind und schlage mich derzeit mit einer großes Last im Kopf herum.
Ende November letzten Jahres bekam ich im rechten Ohr starke Schmerzen, die sich beim Schlucken noch verschlimmerten. Mein Arzt befand es sei eine Mittelohrentzündung. Gesagt, getan....Antibiotika und die Schmerzen waren nach 1 Woche wie weggeblasen, leider blieb die kleine Schwellung an der linken Halsseite. Seine Vermutung, dass es sich um das Pfeifrische Drüsenfieber handeln könnte, wurde nicht bestätigt. Also ab in die Klinik und `ne Gewebeprobe entnehmen lassen. Der Ultraschall und die Gewebeprobe waren eher unauffällig und somit bekam die Schwellung einen Namen "laterale Halszyste". Eine Vorstellung in der HNO-Abteilung des Elbeklinikums in Stade brachte dann die Ernüchterung. Bei der Voruntersuchung wurde ich gefragt, ob ich Schluckbeschwerden hätte. Dies verneinte ich Wahrheitsgemäß. Für die bevorstehende OP, es sollte die Halszyste entfernt werden, unterschrieb ich noch eine Einverständniserklärung bezüglich einer Untersuchung meiner Gaumenmandeln. Kaum hatte ich die Augen nach der OP aufgeschlagen, wunderte ich mich über die starken Schluckbeschwerden, die ich vor der Narkose noch nicht hatte. Wie sich bei näherer Betrachtung durch den Oberarzt während der OP herausstellte, war die Wurzel allen Übels ein Tonsillenkarzinom links. Bei der OP wurden mir beide Mandeln herausgelöffelt. Eine Woche später stand die nächste OP auf dem Plan, jetzt sollte die Halszyste entfernt werden und es wurde eine umfangreiche "neck dissection".
Nach weiteren 2 Wochen wurde ich 'Mitte Februar entlassen und Anfang März stand sofort Chemo und Bestrahlung im Hancken Klinikum in Stade auf dem Programm.
Ich bin mit einem gesunden Appetit und 107 kg Kampfgewicht in den Ring gestiegen und war voller Hoffnung. Leider hat mir niemand gesagt, wie zermürbend und Kräfteraubend die ganze Geschichte werden würde. In der ersten Woche bekam ich 5 Tage lang eine 24 Stunden Chemo und täglich meine Strahlentherapie. Die ersten Nebenwirkungen stellten sich bereits nach 3 Tagen ein. Die Hände flatterten und ich fühlte mich total schlapp. Anschließend folgten 5 Wochen mit täglicher ambulanter Bestrahlung. Man glaubt es kaum, aber die lächerlichen 10 Minuten haben ihre Spuren hinterlassen. Ich war nicht einmal mehr in der Lage, den Staubsauger zu bedienen, geschweige denn etwas zu heben, oder zu tragen. In der 6 Woche stand wieder ein 5-tägiger 24 Stunden Chemokocktail auf dem Programm und wurde entsprechend mit einer täglichen Strahlendosis untermalt. Nach 28 von insgesamt 32 Bestrahlungen wurde die Therapie abgebrochen, weil meine Haut am Hals bis in die untersten Hautschichten verbrannt war und es im Halsinneren noch viel schlimmer ausgesehen hat. Ich konnte schon lange nichts mehr zu mir nehmen und habe zu diesem Zeitpunkt nur noch 76 kg gewogen. Der Aufenthalt verlängerte sich unfreiwillig um weitere 3 Wochen und wirklich besser ging es mir dann immer noch nicht. Im Mai bin ich dann zur AHB nach Bad-Sooden-Allendorf gefahren. Dort habe ich fast 7 kg zugelegt und mir ging es im Vergleich zu den letzten Monaten wirklich gut.
Jetzt steht mir am 24.07.08 eine Kontrolluntersuchung ins Haus und ich habe bereits seit einiger Zeit Probleme im Halsbereich. Oberhalb vom Kehlkopf fühlt es sich fürchterlich hart an und ich habe wieder Probleme beim Schlucken, die ich lange Zeit nicht hatte. Außerdem horche ich ständig in meinen Körper hinein und spüre hier und da ein Zipperlein.
Vor wenigen Wochen wäre ich nachts um 4 Uhr fast erstickt, weil sich der Schleim im Rachen verklebt hatte. 30 endlose Sekunden, die ich keine Luft bekam. Dank meiner lieben Frau, die entgegen ihrer Natur, tatsächlich die Ruhe bewahrte, kam ich ihrer Aufforderung nach, einen Schluck aus der Selterflasche zu nehmen. Danke mein Schatz! Seit dem steht immer eine Flasche Selter neben meinem Bett!!!!!!
Ich kann nicht genau sagen, wie ich auf diese Seite gestoßen bin, oder was mich dazu getrieben hat. Tief im Inneren meines Kopfes steigt langsam aber stetig die Angst auf, dass sich wieder Untermieter eingenistet haben könnten. Stimmt es, dass die mittelfristige Lebenserwartung lediglich 5 Jahre betragen soll?
Scheiße, ich bin doch erst 45 Jahre alt und habe noch zwei süße kleine Mädchen im Alter von 5 und 7 Jahren und einen 13 jährigen Jungen, von denen ich gerne Enkelkinder bekommen möchte. So, jetzt habe ich viel (viel zu viel) geschrieben, aber es geht mir nun ein wenig besser. Wenn es da draußen noch jemanden gibt, mit dem ich mich austauschen kann, wäre ich sehr froh.
Also dann bis die Tage

Tschaui sagt Rüdiger
Mit Zitat antworten