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Alt 02.08.2008, 16:16
Satin Satin ist offline
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Registriert seit: 11.01.2008
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Standard AW: FIGO 3b, Chemo nur mit Platin, wie weiter?

Liebe Frauen in diesem Forum,

ich möchte hier für alle Interessierten ein kleines Update über den Krankheitsverlauf unserer Mutter geben, daher schreibe ich auch in meinem ursprünglichen Thread, und am Schluss möchte ich gerne auch noch ein, zwei Fragen stellen.

Meine Mutter hatte ja, als die Therapie mit Carboplatin Mono ziemlich schnell keine Wirkung mehr zeigte, mit Topotecan angefangen, und zwar an jeweils fünf Tagen hintereinander, dann eine zweiwöchige Pause und ein weiterer Zyklus Topotecan, wieder an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Leider hatte sie beide Male diese sog. Neutropenie, also ihr Immunsystem ist irgendwie „zusammengekracht“ und sie hatte mit schweren Infektionen zu kämpfen, die sich vor allem in krass erhöhten Entzündungswerten, Fieber, einem allgemeinen Krankheitsgefühl wie bei einer schweren Grippe und beim ersten Mal auch in Magen-/Darmbeschwerden und Durchfall äußerten.

Als weiteres – riesiges – Problem bildeten sich (und bilden sich immer noch) trotz der Therapie mit Topotecan immer wieder größere Mengen Aszites (bis zu 3 Litern), die ihr wahnsinnige Beschwerden verursachen, also Druckgefühl im ganzen Leib bis hin zu Rückenschmerzen, totale Appetitlosigkeit, Essen ist kaum möglich, da bei jedem Bissen sofort alles drückt, massives Sodbrennen, sogar nach nur ein paar Schlucken Wasser, Atemnot, etc.

Auch ist der TM nach anfänglichem leichtem Rückgang trotz Topotecan wieder angestiegen, so dass man entschieden hat, dass diese Therapie wohl nicht angeschlagen habe oder nicht mehr anschlagen würde, und ist jetzt – nach zweien solcher Topotecan-Zyklen – umgestiegen. Die Tumor- bzw. Metastasensituation in ihrem Körper, also der verbliebene Primärtumorrest an den Eierstöcken ist zwar mehr oder weniger unverändert, aber eben der Aszites.....

Die durch den Aszites verursachten massiven Beschwerden lassen sich zwar durch Abpunktieren sehr gut lindern – es geht ihr dann jeweils wirklich schlagartig wieder viel besser, sie ist dann gleich wieder richtig fit. Es ist so, dass praktisch alle ihre Schmerzen hauptsächlich von dem Aszites kommen. Wenn sie gerade wieder abpunktiert wurde, braucht sie manchmal fast keine Novalgin-Tropfen, und das Mittel auf der Basis von Morphium, das sie für "Schmerznotfälle" bekommen hat, ist dann überhaupt nicht nötig. Nur - das Wasser kommt leider nach wenigen Tagen immer wieder zurück.

Prof. Unger in der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg hat ihr jetzt eine Kombinationstherapie mit einmal Gemcitabin und anschließender fünf Tage dauernder Dauerinfusion mit 5-FU verpasst. Seine Hoffnung ist, die Bildung des Bauchwassers damit besser in den Griff zu bekommen. Diesen ersten Zyklus, bei dem sie fünf Tage am Stück in der Klinik in Freiburg bleiben musste, hat sie jetzt gerade hinter sich, sie hat es zum Glück praktisch problemlos vertragen, aber wir sind etwas verunsichert, und zwar aus folgenden Gründen:

1) Der Onkologe Dr. Knoblich in Lörrach, der ihr von der Tumorbiologie Freiburg empfohlen wurde, damit sie zwischen den Chemozyklen mit Gemcitabin und 5-Fu auch mal ambulant zur Aszites-Punktion gehen kann und dafür nicht extra nach Freiburg fahren muss, hat durchblicken lassen, dass er nicht verstehe, warum sie mit Gemcitabin und 5-FU behandelt wird, er sei der Ansicht, in ihrer Situation sei auf jeden Fall Taxol angesagt.

2) Ebenso hat Dr. Knoblich durchblicken lassen, dass er es für völlig überholt hält, dass man unsere Mutter nur zum Zwecke der Dauerinfusion mit 5-FU stationär für 5 Tage in Freiburg behalten hat, schließlich könne man mit einer Dauerinfusion 5-FU auch nach Hause gehen. Aber es sei ja klar, die Tumorbiologie in Freiburg brauche so viel Geld für die Forschung, dass die immer darauf bedacht seien, ihre Betten belegt zu haben.

Meine Mutter ist jetzt natürlich total verunsichert, weil sie es absolut HASST, 5 Tage stationär in der Klinik bleiben zu müssen und jetzt schon wieder den Horror davor hat, wenn sie in zwei Wochen zu Zyklus Nr. 2 einrücken muss.

Selbstverständlich werden wir in aller Höflichkeit den Prof. Unger in Freiburg fragen, warum er 1) sich für 1 Mal Gemcitabin plus 5 Tage Dauerinfusion mit 5-FU entschieden hat und nicht für Taxol (er wird einen Grund dafür haben), und 2) warum er unsere Mutter 5 Tage stationär in die Klinik „zwingt“ (ihr Allgemeinzustand ist eigentlich recht ok, wenn sie gerade wieder abpunktiert wurde oder grad keine Neutropenie hat....), obwohl sie es hasst und andere Ärzte wie eben dieser Dr. Knoblich in Lörrach sagen, dass man mit 5-FU auch als Dauerinfusion locker nach Hause gehen kann.

Unsere Frage hier an das Forum wäre einfach, ob jemand eine Meinung zu bzw. Erfahrung mit dieser Sache mit der 5-FU Dauerinfusion hat – ambulant möglich, stationär nötig, etc., oder auch die Tatsache, dass sie überhaupt 5-FU bekommt, dieses steinalte Mittel (gibt’s ja schon seit 1961 oder so, unsere Mutter hat sich schon gefragt, warum man sie mit so einem Steinzeitmittel behandelt...), oder aber auch zu dieser Aussage, dass eine Klinik, die viel Geld für die Forschung benötigt, darauf bedacht ist, ihre Betten zu füllen, was ja bei einer Patientin, die sich superunwohl in der Klinik fühlt und unbedingt immer nach Hause will, nicht gerade so toll ist bzw. nicht gerade auf eine Erhaltung bzw. Steigerung ihrer Lebensqualität abzielt.

Wir würden uns sehr freuen, wenn jemand etwas dazu zu sagen hätte! Alles Gute für euch alle und liebe Grüße

Satin
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