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Alt 07.08.2008, 14:19
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Annika,

schön dass Du Dich wieder mitteilst, mir hat Deine Art gefehlt - obwohl ich schon verstehen kann dass Du ein bißchen Abstand genommen hast. Gerade die letzten Wochen finde ich sehr schwierig hier.

Deine Diskussion mit Deiner Mom hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Natürlich kann ich schon verstehen dass Du sauer warst, Du willst ja nur das beste und keine Zeit verlieren, aber um ehrlich zu sein verstehe ich auch die Antwort Deiner Mutter.

Kennst Du den Kindergarten Cop? Kennst Du eine der ersten Auftritte von SChwarzenegger vor der Horde als er sagt, er habe Kopfschmerzen? Der kleine Junge ruft gleich: Das ist bestimmt ein Tumor!

Dass Deine MOm Rückenschmerzen hat kann gut an dem jetzt viel stärker in Anspruch genommenen Knochenmark liegen. Außerdem wird sie auch mehr liegen als gewohnt und der Körper muss sich umstellen. Natürlich KÖNNEN es auch die gefürchteten Metastasen sein. Aber was das angeht glaube ich (und ich hoffe, ich liege nicth falsch!) Dass der Unterschied, ob zwei Wochen vorher oder später, nicht viel ausmacht. Und ganz ehrlich ist es ja schon so, dass unsere Mütter, egal von welchem Wehwehchen sie gerade erzählen, immer damit rechnen müssen dass man sie zum Arzt jagt. Und ein bißchen kann ich mir auch vorstellen, dass man als Betroffene auch einfach nur mal sagen möchte dass man RÜCKENSCHMERZEN hat. Soll man dann zum Onkologen gehen, dann erwacht natürlich schon die Angst - es könnte ja? Die man vielleicht bis dahin gar nicht in Betracht gezogen hat. Vielleicht ist das der Punkt den sie meint?

Ich kenne Dein Gefühl sehr gut. Allerdings habe ich den Vorteil dass ich meine Mutter ja nun täglich sehe und daher inzwischen auch besser einschätzen kann, was NW sind, was durch z. B. schlechte Blutwerte ausgelöst ist und was auch einfach zu normalen Verschleißerscheinungen gehört. Dadurch habe ich auch gelernt, die Dinge, die meine Mom für normal hält, ebenso für normal zu halten. (natürlich mit gesunder Skepsis, aber mehr Ruhe als früher) Teile ich mal nicht ihre Meinung dann sage ich inzwischen einfach nur noch darauf würde ich den Doc ansprechen. In der Regel ist der nächste Termin bei uns ja nicht weiter als 1,5 Wochen entfernt. Manchmal hat sie dann einen Postit auf ihrem Chemopass damit die kleinen Dinge nicht vergessen werden.

Akzeptieren tut sie dies seit ich ihr sage dass es doch dumm wäre, Schmerzen (selbst kleine) auszuhalten wenn sie doch manchmal ganz einfach gelöst werden können, und das nicht nur über Schmerzmittel. und wenn Handlungsbedarf besteht erkennt ihn der Doc. Dennoch macht sie sich auf diese Weise eben einfach nicht verrückt, weißt Du was ihc meine?

So wie Deine Mom reagiert hat kann ich mir auch vorstellen dass sie versucht sich zurück zu nehmen in dem was sie erzählt, damit sie nicht wieder zum Arzt geschickt wird. Nun kenn ich Deine Mom niht und ich hoffe sehr, Du bist mir nicht böse falls ich falsch einschätze.

Meine Mom hustet im übrigen direkt nach der Chemo (die ersten 1 - 1,5 Wochen) sehr stark, dann am Anfang mit Auswurf, sie kann abhusten. Wenn eine Chemo ausfällt nimmt der Husten vor der nächsten Chemo auch wieder zu. Dann ist er aber trocken, sie kann schlechter abhusten und wird oft wach. Inzwischen ist es ihr peinlich, sie fühlt sich als störend wenn sie vor sich hinbellt. Am besten kommt sie klar wenn ich dann beim reden einfach warte bis sie fertig ist und dann weiter spreche als wäre die Unterbrechung nicht gewesen.

Wird sie gefragt wie es ihr geht nervt sie das, hat sich etwas geändert erzählt sie es meist von selbst.

Ich verstehe Dich so gut, meine liebe (vermisste) Annika. Vielleicht kann ich Dir mit meinen Schilderungen eine andere Sichtweise geben? Wir haben ja jetzt schon fast ein Jahr und drei Monate hinter uns. Vielleicht sind wir auch deswegen inzwischen etwas ruhiger.

WEnn ich Dir helfen kann, melde Dich bitte. Und sollte ich falsch gelegen haben, nimm es mir bitte nicht übel. Stell dann richtig. Ich mutmaße ja auch bloß von hier aus

Wir hoffen die Chemo startet nächste Woche. Und ich hoffe sehr, sie müssen nicht schon wieder reduzieren. Ansonsten geht es ihr im Moment so richtig gut. Vor allem seit das Cortison runtergesetzt wurde.

Ganz liebe Grüße an Dich, Deinen Mann, die Familiy, die Kids...... Die Mama, Die Oma.... ALLE EINFACH
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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