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Alt 21.08.2008, 10:29
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo ihr Lieben,

ich weiß nicht so genau wie ich es beschreiben soll - weil ich es nicht so recht verstehen kann. Meine Mom bekam letzte Woche ja die Chemo. Es ging ihr besser als die letzten Male, allerdings klagte sie mehr über das schlappe Gefühl. Ich hatte gestern deshalb schon mit schlechten Blutwerten gerechnet. Aber sie waren gut. Ich habe im Gefühl dass sich der Tiefstpunkt etwas verschoben hat, aber das werden wir ja noch sehen bei der nächsten Kontrolle.

Was mich aber eigentlich bewegt ist schwer zu beschreiben. Wenn ich zu ihr komme, meist um 18°°, dann ist sie seit dem Wochenende sehr teilnahmslos. Seit Mo/Di ist es sogar wieder so, dass sie so gut wir gar nicht mit mir spricht. Sie liegt auf der Couch, schaut auf den Fernseher, sieht unheimlich geschafft aus. Sie sagt auch, sie reiße sich zusammen um nicht Ihrer Cortisonwirkung, dem Gereizt sein den Lauf zu lassen. Habe ihr gesagt dass ich es dann aber besser fände, sie ließe es raus, wir kämen schon damit klar. Nein. Sie sagt, sie kommt selbst nicht damit klar und es geht ihr so besser damit. Meine Mom liegt dann also meist auf der Couch und ich lehne mich mit dem Rücken an die Couch und sitze auf dem Boden. Wir schauen dann gemeinsam fern. Wenn ich etwas zu erzählen habe, was ja bei täglichen Besuchen nicht immer der Fall ist, dann erzähle ich. Aber sie wirkt als wäre sie nicht so wirklich da. Ich frage nicht mehr wie es ihr geht, es sei denn, ich kann konkrete Dinge hinterfragen. Sie nervt das sehr wenn sie jeder fragt wie es ihr geht - und ich kann es verstehen. Bis letzte Woche hat sie dann auch immer von sich aus erzählt wie sie sich fühlt, eine Frage war gar nicht nötig wenn ich nur einfach etwas gewartet habe, aber jetzt... Oft ist mir aufgefallen, dass sie mich beim Fernsehen beobachtet. Wenn ich sie angeschaut habe, habe ich gemerkt dass sie mich wohl schon länger beobachtet. Gestern haben wir im Fernsehen einen Beitrag über diese Subway Dinger gesehen (belegte Baguettes) und sie hat Heißhunger darauf bekommen. Ich musste um sieben zur Planbesprechung vom Nebenjob und habe uns danach welche geholt. Als ich die Baguettes gebracht habe, hat sie sich aufgesetzt, hatte sehr mit Husten zu tun. Aber nicht lange. Beim Husten, beim "konzentriert" ruhig Atmen, einfach bei allem, sie wirkte so als wäre sie einfach nur noch von ihrem Körper genervt, fast schon resigniert, ich kann es nciht beschreiben.

Sie hat das Baguette gegessen und gut geschmeckt hat es ihr auch. Dann kam ihr Mann nach hause und sie wirkte auf einmal aufgeweckter. Nicht plötzlich ganz anders, mehr... naja, ich weiß nicht ob es wirklich das ist, aber sie wirkte so, als würde sie sich bemühen, fitter zu wirken. Ich kann es nicht formulieren.

Aber es macht mir Angst. Und ich weiß nicht, wie ich mit ihr umgehen soll. ICh kann nicht erkennen, was sie möchte, sie lehnt fast alles ab. Deswegen habe ich mich ja auch über den Baguettewunsch gefreut. Es fühlt sich komisch an, so wie es ist. Und es verunsichert mich sehr weil ich nicht weiß, ob ich so, wie ich mich verhalte das tue, was sie gerne möchte, ob es richtig ist oder ich die Dinge übersehe, die ihr wichtig wären. Ich bin ziemlich orientierungslos im Moment. Auch ihr Mann sagt, sie sei komisch zur Zeit und er käme nciht an sie ran. Vermutlich hätte sie im Moment Gedanken auszutragen die sie nicht teilen kann.

Ich würde so gerne etwas tun damit es ihr besser geht. Seelisch ist doch gerade so wichtig.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens

Geändert von Bianca-Alexandra (21.08.2008 um 10:31 Uhr)
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