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Alt 16.09.2008, 10:36
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Kerstin,

ich finde es auch wundervoll, scheint mir Bino ein paar unersetzliche Fähigkeiten zu haben, unter anderem Boote und Dolmetscher.

Ihr Lieben anderen ...

ich möchte gerne auch noch etwas zu der Unterhaltung einbringen. Mir ist wichtig, dass ihr die Situation, über die ich spreche was meine Mutter anbelangt, richtig einschätzt. Dinge zu klären und aus dem Weg zu räumen, das meinte ich anders.

Bei meinem Vater wünsche ich mir heute im Nachhinein, ich hätte die Hintergründe für manches Handeln gekannt. Klar, dass es einem als Kind nachläuft, wenn man eine Lüge nicht aus dem Raum geschafft hat. Außerdem war mein Vater sehr jähzornig und manchmal wünschte ich schon, ich könnte ihm mit dem Rückgrad, das ich heute habe, erneut gegenüber stehen.

Aber bei meiner Mom... Wir haben ganz andere Dinge geklärt. Es ging dabei nie um Gewissensbisse oder eine Art "Beichte". Ich wollte zum Beispiel verstehen lernen, warum sie mich damals in eine Pflegefamilie gegeben haben - klar, der Initiator war mein Vater, aber ich wollte wissen, warum meine Mutter sich nicht dagegenstellte. Sie waren selbständig und die Zeit fehlte sich um mich zu kümmern. Ein Hamsterrad in dem sie feststeckten. Als ich von der Pflegefamilie wieder nach hause kam, das war kurz vor den Sommerferien, wurde bei meinem Vater im nächsten Herbst die Diagnose erstellt. Es blieb also nicht viel Zeit für normalen, familiären Umgang. Solche Dinge meine ich. Ich wollte wissen, was sie damals (vor etwas mehr als 1,5 Jahren) so enttäuscht hat, dass sie sich mir entzog. - Es war der Druck der Krankheit, erklärt sie mir heute. Ich sei zu fordernd gewesen. Sie hatte oft mit Atemnot zu tun und alles schien ihr zuviel, sie versuchte alles einzugrenzen, was nicht mit ihr und ihrem Mann zu tun hatte. Außerdem sah sie wirklich den Beginn eines "neuen" Lebens in der Heirat.

Solche Dinge meine ich. Eigentlich wollte ich diese Dinge nicht hier herein schreiben, aber ich glaube, anders kann ich den Beigeschmack des "Seele erleichtern wollens", der "Beichte" nicht rausnehmen. Für uns beide war das wichtig. Ich sage das nicht nur aus meiner Einschätzung heraus, gleiches hat mir meine Mutter von sich aus gesagt. Es machte uns gegenseitig irgendwie verletzlicher, aber auch sehr, sehr viel näher.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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