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Alt 02.10.2008, 10:24
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
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Standard AW: Mein geliebter Vater...

Guten Morgen, Ihr Lieben!
Diese schlimmen Verluste, die wir alle erlitten haben, sind bei dem einen schon länger her – bei dem anderen erst eine Woche alt.
Und doch fühlen wir alle den gleichen Schmerz... irgendwie...
Der Schmerz ist gleich, doch lebt jeder ihn anders - so unterschiedlich, wie die Menschen sind.

Ich schrieb schon öfter, dass bei mir die Trauer anfangs gar nicht raus kam.
Ich hatte viel Ablenkung durch Unmengen von Stress durch Organisation, Umzug, Kümmern um meine Mama (Angst vor der Einsamkeit) und kam gar nicht zum Nachdenken.
Nachdem alles immer etwas mehr ruhiger um mich herum wurde, kam die Verantwortung, die ich für meine Mama spüre, wieder mehr durch und trug natürlich auch dazu bei, dass ich mir einen neuen Stress damit machte.
Erst nach Monaten gings dann bei mir los mit trauern, ich weinte öfter als vorher, fiel stundenweise in ein tiefes Loch, versuchte mich aber immer wieder selbst da raus zu holen.

Mein Nervenkostüm war ziemlich dünn. Ich bin auch kein geduldiger Mensch und war oft sehr unfair meiner lieben Mama gegenüber.
Notbremse!!!
Ich habe beschlossen, dass ich mich mehr um mein Leben kümmern muss.
Auch ich habe das Recht zu trauern. Nicht nur meine Mama hat ihren Verlust zu verschmerzen – auch ich habe meinen geliebten Papa verloren und muss damit leben.
Ich habe das Bedürfnis, diese Trauer zu leben, wie sie mir in den Sinn kommt.
Allerdings muss ich mir dafür mehr Ruhe gönnen und mir Auszeiten nehmen.

Wenn nicht ich selbst, wer sonst könnte dafür sorgen, dass mein ICH nicht zu kurz kommt?

Ich habe noch nie einen solchen Verlust erlitten und habe von Anfang an keine Erwartungen an mein Umfeld gestellt. Ich hätte auch gar nicht gewusst, welche...
Mir war mein Umfeld seit Papas Tod nicht wichtig, muss ich sagen.
Ich habe eine trauernde Mama (78), 4 ältere Geschwister und meinen lieben Schatz. Die haben gezählt - sonst nichts.

Von Außen sieht man meine Trauer nicht – auch nicht direkt nach Papas Tod.
Ich trage sie in mir drin - das kann niemand sehen und darf niemand beurteilen, nur weil ich mich verhalte, wie ich es möchte - und nicht so, wie die Situation/das Umfeld es vielleicht verlangt/erwartet (hat).

Die Leute, die mir viel bedeuten, wissen um meinen Schmerz, wissen, wie ich mich fühle - dass ich nicht immer die unbeschwerte Daggi ohne Sorgen bin.
Sie wissen, dass ich bei ihnen weinen kann und sie lassen es zu.
Sie akzeptieren mein Verhalten, sie akzeptieren mein ICH.
Ich erwarte nichts von niemandem – und ich möchte auch nicht, dass andere Menschen an mich diesbezüglich Erwartungen stellen.

In unserer Trauer sind wir ganz alleine. Nehmen kann uns den Schmerz niemand.
Auch wenn die Familie noch so groß ist, die Menschen im Umfeld noch so verständnisvoll und lieb mit uns umgehen.

Sie können die Tränen wegwischen, doch weinen müssen wir sie alleine.

für euch.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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