junge Frauen und der Tod der Mutter
Hallo Ihr alle,
ich war schon ewig nicht mehr hier, so kommt es mir zumindest vor. Da ich wenig Zeit habe, konnte ich Eure Beiträge gerade nur überfliegen. Seltsamerweise bin ich aber bei Deinem, sandrah, länger hängen geblieben, und ich kann Dir nur sagen, mir ging es nach dem ersten Urlaub, den mein Vater, mein Bruder und ich nach dem Tod von meiner Mama unternommen haben, auch richtig richtig schlecht. Ich hab tagelang nur geheult, obwohl ich eigentlich auch dachte, erholt zu sein. Aber es war dieser Augenblick, in dem ich erkannt habe, daß uns niemand bei unserer Heimkehr erwartet, daß meine Mama wirklich weg ist, der mich so fertig gemacht hat.
Ich hoffe, Dir geht es nun wieder etwas besser.
Ich bin zur Zeit wieder sehr traurig. Am 3. 10. 2003 war meine Mama genau 1 1/2 Jahre tot. Die Leute erwarten, daß ich wieder "normal" werde, daß ich nicht mehr so oft weine, aber eigentlich sind mir diese Leute egal... Auch wenn dazu leider mein eigener Freund gehört. Naja, das muß er eben leben, daß ich nicht so funktioniere, wie er sich das vorstellt.
Ich habe zur Zeit viel Schuldgefühle gegenüber meiner Mama. Wenn ich Eure Beiträge hier so lese, kommt es mir immer so vor, als ob bei Euch alles eitel Sonnenschein gewesen wäre, als Eure Mütter noch gelebt haben. Aber man erinnert sich ja auch nicht gerne an schlechte Zeiten. Ich hatte zeitweise sehr viel Streit mit meiner Mutter, weil wir völlig unterschiedlich waren. Diese Streitigkeiten konnten aber nie wirklich fair ausgetragen werden, weil ich schon immer Rücksicht auf ihre frühere Krebserkrankung genommen habe (zwischen ihrer Ersterkrankung und dem Rückfall lagen ja 12 Jahre, in denen sie "gesund" war). Ich dachte immer, ich kann sie nicht noch mehr aufregen oder ihr mal sagen, was ich wirklich denke, weil da ja auch immer diese Verlustangst war.
Irgendwann habe ich dann eine dicke Depression bekommen, ich denke, wegen all dieser Dinge, die ich aus Rücksicht auf sie nicht getan oder gesagt oder getan oder gesagt habe. Denn das war nicht ich, die bis dato gehandelt hat, sondern das 12jährige Mädchen in mir, das nicht wollte, daß seine Mama stirbt.
Ich wollte dann mal mit ihr "unter Erwachsenen" über all das sprechen. Doch da kam der Rückfall, für mich der GAU schlechthin, und ich hab wieder alles runtergeschluckt. So habe ich uns beide eigentlich um ein klärendes Gespräch gebracht. Naja, ein paar Sachen haben wir im Krankenhaus noch geklärt, aber das war zu wenig.
Mittlerweile habe ich auch kapiert, daß ich aus ihrer Sicht wahrscheinlich genauso schwierig war wie sie aus meiner. Also habe ich ihr eigentlich doch Kummer gemacht, und genau das wollte ich immer vermeiden. Und wir können nicht mehr drüber reden.
Vielleicht mag mir jemand von Euch was dazu schreiben. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen oder Gefühle.
Liebe Grüße, Mia
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