AW: Prognosekriterien nach neoadjuvanter Chemo?
Hallo Nina,
diese Sache ist in den Leitlinien definitiv noch nicht berücksichtigt, das weiß ich, weil ich dieser Frage auch gründlich nachgegangen bin. Schließlich hatte ich einen 9x10 cm großen Tumor der auf 4,5 mm geschrumpft ist. In den Lymphknoten eine 2mm Mikrometastase - aber vor der Chemo waren scheinbar alle befallen gewesen!! Letztendlich erkläre ich mir das so: Man muss die Reaktion auf die neoadjuvante Chemo einfach als unabhängigen, weiteren aber noch nicht offiziellen Prognosefaktor sehen - d.h. wenn du die Chemo nach der OP machst, kann es ja sein, dass die Wirkung gut ist oder sie aber gar keine Wirkung hat, weil der Tumor chemoresistent ist/war oder irgendwas dazwischen - entscheidend ist, dass man diese Reaktion nicht kennt! Man muss sich bei der Therapiewahl an der Tumorgröße, der Anzahl der befallenen Lymphknoten etc. orientieren. Wie wenig aussagekräftig diese aber sind, sieht man daran, dass trotz stärkerer Maßnahmen 30% der Frauen mit einem großen Tumor noch rückfällig werden, aber auch ein gewisser Prozentsatz derjenigen mit einem kleinen Tumor. Andererseits hat nicht jede Frau mit einem großen Tumor einen Rückfall. Wenn der Tumor aber gut schrumpft oder du eine Totalremission hast - dann ist diese Zusatzinformation ein mindestens so starker Prognosefaktor wie die Ausgangsgröße des Tumors. Oder so rum argumentiert - je größer der Tumor war, der dann so super geschrumpft hat, umso besser vielleicht meine Prognose, gerade weil er so groß war! Nur dass die Bedeutung dieses Prognosefaktors noch nicht quantifiziert ist und daher die Ärzte hier mehr aus ihrem Bauchgefühl her sprechen.
Vielleicht ist das Quatsch und gut erklären kann ich es auch nicht, wie ich es meine. Aber wenn ich nach meiner Ausgangstumorgröße ginge, wäre ich vom Risiko her auf höchster Stufe, müsste mit einer Rückfallrate von über 30% rechnen. Meine verschiedenen Ärzte meinten aber alle, durch den guten Chemoerfolg sei das Risiko bedeutend geringer. Meine sehr gute Radiologin war sogar bereit eine Zahl zu sagen - sie meinte, mein Rückfallrisiko läge nach ihrer Einschätzung zwischen 5 und 8 %. Das ist eine Zahl, mit der ich leben kann. Wo ich eigentlich nach Leitlinien doch in die über 30% Gruppe gehöre!
Aber wenn der Krebs wieder kommt, kann man nicht mal sagen, dass sie unrecht hatte, denn dann kann ich ja auch einfach das Pech haben zu den 5% zu gehören! Insofern sind die Zahlen ja sowieso sinnlos.
Nichtsdestotrotz nimmt mir dieser erfreuliche Prognosefaktor sehr viel von der Angst....So ähnlich wird die Aussage deines Arztes wahrscheinlich letztendlich auch auf dich wirken, auch wenn du ihm jetzt nicht glauben magst.....
Grüße und schönes WOchenende
Susaloh
Geändert von susaloh (17.10.2008 um 22:52 Uhr)
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