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Alt 16.10.2003, 16:34
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo liebe Katrin, Sylvia, Meli, Kiki, Mia und alle anderen,

seit gestern ist bei mir wieder die Traurigkeit eingetreten. Es gibt Tage an denen ich mich völlig zufrieden fühle und damit zurecht komme, das meine Mama jetzt woanders ist. Aber dann werde ich nach 1 bis 2 Tagen wieder so runtergerissen und kann nichts anderes machen als nur zu weinen. Es tut immer noch so verdammt weh.

Liebe Kiki,
ich kenne dieses Gefühl nur zu gut, wenn man sich einen "Knoten" einbildet. Ich war im Mai diesen Jahres so verunsichert, weil ich dachte ich hätte einen Knoten in der Brust. Man fummelt dann die ganze Zeit daran herum, bis es weh tut. Ich bin dann gleich einen Tag später zum Arzt gerannt, aber es war nichts. Da war ich erstmal erleichtert. Aber ich spüre jedesmal eine Unruhe und Verunsicherung, wenn ich meine Brust abtaste und sie sich verändert hat. Aber das hat ja im Moment wegen der Schwangerschaft zu tun.
Ich kann auch Deine Angst vor dem Todestag deiner Mutter verstehen. Meine Ma ist war erst 5 Wochen tot, aber am 4 November ist ihr Geburtstag und da grault es mir vor. Aber richtig. Am meisten hat man Angst davor, wie man an diesem Tag reagiert. Es werden wieder die alten Gefühle hochkommen, all die Erinnerungen und das tut so weh.

Liebe Sylvia,
für mich wäre es auch nicht schlimm, wenn ich jetzt gehen müsste. Ich weiss ja das meine Mama mich abholt. Das nimmt mir meine Angst. Wenn man das fremden Leuten erzählt, die nichts über Nah-Tod-Erfahrungen wissen, die können das wohl nicht verstehen. Vielleicht war der Gnubbel unter deiner Achsel ein entzündeter Lymphknoten. Es war gut das du beim Arzt warst. Nichts wäre schlimmer als darauf zu warten, das es zu spät ist.
Bei mir wurde im März 03 ein gutartiger Weichteiltumor im rechten Handgelenk festgestellt. Der wurde dann im Mai entfernt und seitdem hab ich keine Beschwerden mehr. Aber man macht sich trotzdem Gedanken darüber, ob man nicht noch woanders im Körper sowas hat. Wo es vielleicht nicht so gut aussieht.

Liebe Katrin,
deine Mama ist ja erst dieses Jahr gestorben. Wie gehst Du mit Weihnachten um? Hast Du genauso viel Angst vor diesen Tagen wie ich? Oder siehst Du es schon anders, weil es nicht ganz so frisch ist? Ich weiss, es hört sich doof an, aber ich kriege jetzt schon Alpträume, wenn ich an die Feiertage denke. Gerade auch weil meine Schwiegereltern schon wieder so denken, als wenn wieder alles gut wäre. Jetzt kommen schon die blöden Fragen wie " Was wünscht ihr euch zu Weihnachten". Das macht mir ganz schön zu schaffen. Alles war ich mir gewünscht habe, ist nicht erfüllt worden.

Liebe Meli,
ich kann dich so gut verstehen. Bei dir ist es genauso frisch, wie bei mir. Es gibt immer noch Tage, wo man aufwacht und denkt man habe alles nur geträumt. Doch dann kommt der Hammer und man heult nur noch. Besonders schlimm ist es, wenn mein Vater anfängt von Mutti zu erzählen. Ich merke jedesmal das er sich das weinen verkneifen will. Ich würde ihm so gerne helfen, aber die Trauer kann ich ihm nicht abnehmen.
Ich habe mich auch genauso wie du, jahrelang vor dieser Endgültigkeit gefürchtet. Man ist davor weggelaufen. Als ich deine Geschichte auf seite 12 zum ersten Mal gelesen habe, hab ich so unendlich geweint. Ich hab mich selber in dir wiedergefunden. Hast du mit deiner Mama über den Tod gesprochen? Über ihren Tod? Ich wünschte ich wäre mehr auf sie eingegangen. Aber diese Angst sie zu verlieren, hat mich so gelähmt.

Liebe Mia,
ich kann mich an eine Zeit vor der Erkrankung meiner Mutter erinnern. Da haben wir uns nicht gerade toll verstanden. Ich muss dazu sagen, das ich da gerade mitten in der Pubertät war. Ich hätte sie an manchen Tagen würgen können, weil sie mich so eingeengt hat. Als sie dann krank wurde, besserte sich unser Verhältnis sehr, aber es gab auch Zeiten wo mir alles zuviel wurde und ich nicht mit ihr klar kam. Auch weil sie durch die Chemos solche Schmerzen hatte und ihre Wut an uns ausgelassen hat. Ich nehm ihr das aber nicht übel. Das du depressiv geworden bist kann ich gut nachvollziehen. Ich bin letztet Jahr auf Arbeit umgefallen und musste eine Woche in eine Nervenklinik. Dort fand ich dann heraus, das ich an einer Depression litt. Ich musste dann zum Neurologen und habe eine Therapie angefangen, aber nur in Tablettenform. Ich bin mir aber ganz sicher, das ich bald wieder eine Therapie machen darf. Ich merke körperlich die ersten Ánzeichen einer neuen Depression. Mein Freund ist auch mit daran Schuld. Ich wollte in diesen 3 Jahren immer über Mutti reden und was wäre, wenn sie nicht mehr ist, aber er hat immer abgeblockt und gesagt, das alles gut wird und das ich nicht so negativ denken soll. Aber richtig geholfen hat er mir in der Zeit nicht. Erst als es dem Ende zuging. Das hat mich oft traurig gemacht. Und das war mit einer der Gründe für eine Depression. Jetzt fängt er aber schon wieder so an. Ich will mit ihm über Muttis Tod sprechen, aber er lässt mich einfach nicht an sich ran. Hast du damals eine Psychotherapie gemacht oder was hat dir geholfen, mit der Depression fertig zu werden?

Liebe Leute, ich muss nun Schluss machen, muss mich ein bisschen um ´meine Familie kümmern. Lasst es euch gut gehen und steckt nicht den Kopf in den Sand.
Seid lieb gedrückt und viele Grüsse

Tina
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