AW: Erneuter Krebs bei meiner Oma
Hallo Dark Rose,
lasst Euch nicht unterkriegen. Für die Pflegestufen muss man kämpfen - das ist leider so, aber dann funktioniert es in der Regel. Also, nochmal anrufen, Atteste beim Onkologen, Psycho-Onkologen, behandelndem Hausarzt etc. anfordern und abgeben. Beschreibt die häusliche Situation. Wenn sie nicht mehr in der Lage ist sich selbst zu versorgen, sollte mindestens Pflegestufe 2 zu erreichen sein. Ihr müsst dafür kämpfen - leider.
Schade, dass Ihr niemanden habt, der Euch unterstützt. Wie sieht es denn mit guten Pflegeheimen aus, die auch Deiner Oma gefallen würden? Dort wäre sie auf jeden Fall gut versorgt und es wäre immer jemand für sie da. Ich weiß, dass ist alles nicht einfach - und ich weiß auch, dass es die nächste Zeit nicht einfacher wird.
Meine Oma ist ganz langsam gestorben - jeden Tag ein wenig mehr. Es hat mehr als 3 Monate gedauert, bis sie es geschafft hatte. Sie wollte einfach nicht gehen. Immer wieder hat sie uns gesagt, dass es so schön ist mit uns und dass sie das noch nicht aufgeben möchte. Die letzten 2 Wochen waren dann wirklich ganz heftig. Wir haben den Pflegedienst nur 2 x in der Woche da gehabt, da wir sonst alles selber gemacht haben. Aber ich kann Dir nur immer wieder sagen: es hat sich gelohnt. Die Zeit - auch eben einfach nur an ihrem Bett zu sitzen, nichts zu reden, nur ihre Hand zu halten - war einfach zu kostbar, um sie so verstreichen zu lassen.
Rede mit Deiner Oma, sage ihr alles das, was Du ihr gerne sagen möchtest. Sag ihr, dass Du sie liebst - wenn es denn so ist - erinner Dich an die schönen Momente mit ihr. Erzähl ihr von Deinem Leben jetzt, was Du machst und hör einfach nur zu, wenn sie Dir etwas erzählt. Sie hat sicherlich viele superspannende Geschichten zu erzählen - von früher, von dem was sie erlebt hat, von dem, was sie als Menschen ausmacht. Saug es auf - irgendwann wird sie nicht mehr da sein und dann kannst Du all die Fragen nicht mehr stellen und hast keine Möglichkeit mehr, Dir ihre Geschichten anzuhören. Du machst Dir sonst später Vorwürfe, wenn Du es nicht getan hast. Wir waren wirklich alle so froh, dass wir uns die Zeit genommen haben - was auch sicherlich nicht immer einfach war - aber es war es jede Sekunde wert!
Versucht einfach für sie da zu sein. Nichts ist für einen Menschen schlimmer, als allein auf sein Lebensende zuzugehen. Für die meisten ist die Angst davor zu groß und sie sind froh, wenn jemand an ihrer Seite steht. Sei für sie da - das ist jetzt das Wichtigste.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Kampfgeist. Das könnt Ihr im Moment gut gebrauchen.
Liebe Grüße
Birgit
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