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Alt 11.01.2009, 19:19
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo ihr Lieben,

ich danke Euch für Eure Anteilnahme, Euer Dasein, Euer Zulesen... es tut dennoch gut, zu wissen dass man damit nicht alleine ist, auch wenn man um alles in der Welt niemandem solch ein Schicksal wünscht.

Heute war der Palliativdienst wieder da. Ich möchte Euch das nochmal ans Herz legen, ihr könnt Euch nicht vorstellen, welch Unterstützung und Beruhigung das bedeutet.

Da sie in der Nacht nicht zur Ruhe kommen konnte (Von Mitternacht bis Mitternacht hat sie gestern 280 mg Morphin genommen + 1 Spritze mit 10 mg), wurde ihr heute ein Butterfly in die Bauchdecke gesetzt (ganz dünne Nadel die zwei Flügelchen hat. Davon führt ein Schlauch weg), so dass sie jetzt für die Spritzen nicht immer gepieckt werden muss. Wenn sie sonst eine große Sevredol nehmen würde (20mg MO) soll sie jetzt eine 10 mg Spritze nehmen. Der Magen würde scheinbar den Wirkstoff nicht richtig absorbieren Ob das stimmt? Wie auch immer, die Fehlerquellen sinken damit natürlich, ehrlich gesagt auch meine Hemmung meiner Ma eine Spritze in den Bauch zu geben. Nicht das ich es nicht täte, aber so ist es mir weiß Gott lieber, "Narrensicher" sozusagen. Danach muss immer mit Kochsalz gespült werden. Der Pallidienst sagte heute, sie sollte ab jetzt nicht mehr alleine bleiben (Wieso muss einem sowas eigentlich immer gesagt werden damit man realisiert was man eigentlich tief drinnen doch schon weiß?) Es gab wieder viele Tränchen, auch weil jetzt klar geäußert wurde dass man wohl überlegen sollte ob die Chemo mehr nutzt als schadet...

Sie ist kurzatmig, aber schmerzfrei. Durch die Kurzatmigkeit fällt das selbst laufen können leider raus und es tut ihr weh, konstant auf Hilfe angewiesen zu sein. Wir bewegen sie ja gerne in der Wohnung mit dem Rolli, aber ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich dabei fühlt. In beiden Toiletten habe ich jetzt Beruhigungsmedikamente deponiert an die sie von der Toilette aus ran kommt. Bis einem sowas mal einfällt, bisher ist sie immer zur Tür oder hat gerufen damit wir ihr was bringen. Allein die Anstrengung - die hätten wir doch schon lange vermeiden können. Manchmal ist man so blind. Ich habe Angst. Aber die haben wir alle und das Indianer Sein wird zunehmend schwerer. Anstatt meine Ma trösten zu können wenn sie weint mache ich meistens mit. Durch und Durch eine großartige Unterstützung.

Wir haben auch darüber gesprochen ob sie zu meinem Vater ins Familiengrab kommt. Eigentlich ist sie ja neu verheiratet, aber mein Bruder der schon ganz früh verstorben ist liegt auch darin. Sie hat mit uns gesprochen ob uns das recht wäre, hat ihrem mann gesagt, dass er ihr nicht garantieren kann ob er nicht wieder heiratet und sie ihm das versprechen nicht abnehmen möchte. und dass sie nicht alleine sein möchte. er hat vollstes verständnis. das wusste ich vorher. als sie uns fragte, was wir uns vorstellen haben wir fast zeitgleich geantwortet dass wir ihren wunsch umsetzen möchten, egal wie dieser ist.

ich kann euch nicht sagen was in mir vorgeht. meine ma weint viel, aber langsam schafft sie es die atmung dabei besser zu kontrollieren. die zeiten, wo sie heldenhaft versucht hat, alles zurück zu halten sind vorbei und ich glaube, die hyperventilation die mit dem weinen oft einherging, die lag eben genau daran, dass sie es so selten herausgelassen hat.

sie sagt, jetzt habe sie alles erledigt. und mir wird schlecht bei dem gedanken. fast schon niederträchtig egoistisch wurde mir dabei bewusst, dass sie jetzt jederzeit frei ist zu gehen.

und ich will das nicht. ich will nciht . ich will nicht. ich will nicht. wie ein kleines kind. obwohl meine einstellung die gleiche bleibt, die länge der zeit spielt keine rolle. gut soll sie sein.

das sage ich mir immer und immer wieder.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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