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Alt 14.01.2009, 10:30
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Ich brauche Eure Hilfe und Rat!!!

Hallo,

meine Frau ist erst vor 11 Tagen an Krebs verstorben. Ich denke, ich weiss in etwa, wie es dir gerade geht. Und spare mir im Moment Beileidsbekundungen.

Zitat:
Zitat von bluetrilo Beitrag anzeigen
Sie sind dagegen, aber sie haben nichts zu sagen. Ich meine er will auch nicht das sie irgendwas über ihn bestimmen oder gar in seinen Sachen rumschnüffeln.

Ich habe morgen einen Termin bei der Sozialarbeiterin. Naja, sie hat ja schließlich auch schon alles von dem Arzt erhatlen und sogar mir die Nummer vom Hospiz gegeben. Macht man das denn wenn es nicht wirklich so ernst um einen steht? Ich gehe morgen hin und werde mich über all das informieren und am besten gehe ich dann gleich noch mit der Sozialarbeiterin hoch zu ihm und rede mit ihm über all diese Dinge. Oder???

OK ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal ob noch einmal eine OP angestrebt wird? Keine Ahnung. Aber es wird seinen Zustand nicht mehr verbessern, das habe ich gemerkt. ES wird ihm bei jeder OP ein Stück von ihm genommen. Er ist schon lange nicht mehr ER!

Ich habe immer versucht für ihn da zu sein und mich um ihn zu kümmern, aber nun geht es nicht mehr.
Völlig klar, dass du das nicht mehr schaffst. NIEMAND hier macht dir daraus einen Vorwurf. Du kannst es einfach nicht! Niemand könnte das allein!

Zum Hospiz: wir haben meine Frau da auch frühzeitig angemeldet. Einfach, weil es da meist eine längere Warteliste gibt. Je eher ein Patient dort angemeldet wird, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er schnell einen Platz bekommt, wenn es soweit ist. Also nicht zögern, sondern sofort machen! Bzw. durch den Sozialdienst in der Klinik erledigen lassen.

Sprich mit deinem Verlobten darüber, wenn es geht. Auch über eine Patientenverfügung (ich weiss nicht, ob er sowas inzwischen hat). Wenn er die nicht hat, entscheiden im Zweifelsfall nicht du oder seine Eltern über ihn (ob Hospiz, ob / welche medizinische Behandlung, usw.), sondern ein vom Vormundschaftsgericht bestellter gesetzlicher Betreuer. Und das will dein Verlobter ganz sicher nicht. Formulare für Patientenverfügungen gibt es im Netz zum download. Einfach ausdrucken, alles ankreuzen, deinen Namen als Betreuungsperson einsetzen, und dann von deinem Verlobten unterschreiben lassen. Drück' ihm dieses Formular unter die Nase und halte ihm notfalls den Stift beim Unterschreiben. Das ist wichtig! Zwar haben ohne diese Verfügung auch Ehegatten oder Eltern offiziell nichts zu melden. Aber inoffiziell wird eine Klinik viel eher auf Verwandte hören als auf Freunde / Verlobte, wenn verschiedene Angehörige unterschiedliche Meinungen haben.

Sprich mit deinem Verlobten und regele das. "Ob eine OP angestrebt wird"... Zum Glück darf in Deutschland noch jeder Patient selbst entscheiden, ob er medizinisch behandelt werden will oder nicht. Wenn er das nicht mehr äußern kann (komme ich wegen der Sprachstörungen drauf), dann darf das der, der in der Patientenverfügung genannt wird. Ansonsten entscheiden das halt die Ärzte für sich. Und wenn die dann entscheiden sollten, dass eine OP noch Sinn macht, auch wenn der Patient und du genau wissen, dass es sinnlos ist und das niemand will... dann wird er nochmal operiert, und ihr habt Pech gehabt. Soweit sollte es nicht kommen.

Ich finde es gut und wichtig, dass du dich der Realität stellst. Nur dann kannst du schnell und im Sinne deines Verlobten handeln. Das Nicht-Wissen-Wollen seiner Eltern ("nur eine Sprachstörung")... Naja. Ich denke mal, dass die einfach nicht fähig sind, das zu akzeptieren, was kommen wird. Finde ich nicht schlimm, nicht jeder Mensch hat diese Stärke. Allerdings sollten seine Eltern dann im Sinne deines Mannes nicht diejenigen sein, die über seine letzte Lebensphase entscheiden.

Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir viel Kraft. Du schaffst das! Und du schaffst es umso leichter, je eher du deinen Verlobten in guter Pflege weisst, z.B. im Hospiz. Das wird dich sehr entlasten, und dann kannst du mit ihm (trotz allem Leid) noch letzte schöne Momente erleben, die dir in Erinnerung bleiben werden.

Viele Grüße,
Stefan
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