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Alt 29.01.2009, 19:19
Ronnya Ronnya ist offline
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Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 983
Standard AW: Wenn ein Mensch auf die Reise geht

Hallo Elli....
Nein du bist überhaupt nicht aufdringlich......
Ich berichte dir gerne über die schwärzeste Zeit meines Lebens....
Für mich ist es eine Aufarbeitung der Dinge.....und für dich vielleicht eine Hilfe...
damit du weißt dass du nicht alleine da stehst.....
Es gibt so viele liebe Menbschen hier ,die ähnliches erlebt haben......
Ich freue mich,wenn ich dir mit meinen Tipps helfen kann......


Mein geliebter Papa hat Ende Jan 08 (genau vor einem Jahr )die Diagnose Blasenkrebs bekommen.
Ein Schock für die ganze Familie.Irgendwie rechnet man mit sowas ja nicht....

Als der erste Schock sich gesetzt hat,habe ich gedacht :
OK,die holen den Tumor da raus und alles wird gut....
Wie naiv und unwissend ich doch war.
Ich wusste noch nicht,mit was für einem gefährliche Feind wir es da zu tun hatten....
Mitte Feb. wurde die Blase ausgeschabt,und es wurde uns gesagt,das der Tumor wohl doch größer sei ,als gedacht und sie die gesammte Blase rausnehmen müßten
Da Papa sich erst von der Vollnarkose erholen musste( er war 78 Jahre und Zuckerkrank...)wurde diese doch sehr schwere OP auf Anfang April angesetzt.
Die ganze Familie hatte es dann mit der Angst zu tun bekommen.
Ein Leben ohne Blase mit einem künstlichem Ausgang (Stoma)...
Was kam da auf uns zu..???
Was kam ,um Gottes Willen, auf Papa zu......????
Aber wenn wir damit den Krebs besiegen konnten....!!!????
Uns war letztendlich jedes Mittel Recht....
Papa hat noch gekämpft ,da wollte er noch leben ...Für seine Kinder,und Enkel und für seine Frau.
HALLO?????Wir lassen uns doch nicht unterkriegen!!!!!!

Die OP stand an und ich machte das erste Mal Bekanntschaft mit der Intensivstation.....
Mein geliebter Vater,an 1000 Schläuchen angeschlossen,schwach und blass ,aber er lebte !!!!!
Die OP dauerte 5 Stunden.....
Aber Hopsa.....Papa erholte sich schnell und war guter Dinge.
Als mein Mann und mein Sohn ihn besuchten ,saß er da in Strassenklamotten und ging tapfer und stolz mit uns den Gang entlang.
Wir aßen zusammen Schokolade und alles schien gut zu werden...
Ich sollte meinen Vater nie wieder so fit sehen,wie an diesem Tag....

2 Tage später war der Befund dann da und Mama und ich wurden zum Gespräch gebeten....
Der Tumor hatte sich schon bis auf den Darm ausgebreitet,die Prostata war befallen und alles in allem war er immernoch NICHT tumorfrei !!!!
Uns wurde zur Bestrahlung geraten,von einer Chemo sprach kein Mensch mehr !!!!
Aber erstmal sollte Papa sich von der OP erholen und sollte mit Mama zur Kur fahren....
Das war Anfang Mai....
Es ging ihm von Tag zu Tag schlechter ,er wurde immer dünner ,und fing an Novalgintropfen gegen die Schmerzen zu nehmen....
In der Kur konnte man ihm auch nicht helfen....
Sie haben ihn nur ein wenig aufpäppeln können.
Wir sollten uns dann mit dem Radiologen in Verbindung setzten....

OK Ende Mai waren meine Eltern wieder zu Hause...
Und Papa sagte nur er ginge nie wieder in irgendein Krankenhaus,er wolle nun seine Ruhe haben...
Papas Zustand verschlechterte sich immer mehr.
Er konnte von heute auf morgen nicht mehr selbständig auf Toilette gehen,
Es ging soweit,dass er hinfiel und nicht mehr aufstehen konnte....
Ein Cousin meines Vaters ist Arzt und hat uns begleitet.
Mein Papa wollte in kein KH und er hat uns zu verstehen gegeben ,dass er zu Hause seine letzte Reise antreten wollte...
Wir sollten nichts mehr unternehmen,er wollte keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr über sich ergehen lessen.
Und so unternahmen wir nicht !!!!!
Wie oft stand ich da mit dem Telefon in der Hand ,völlig fertig.....und wollte den Notarzt rufen....

Nun ja,die letzt Woche war die schlimmste und das schlimmste was ich in meinem Leben erleben mußte....
Von Tag zu Tag wurde er schwächer....
Er aß nichts mehr ,hat kaum noch gesprochen,hatte keinen Stuhlgang mehr(Wovon auch ????)
In seinen letzten beiden Tagen hier auf der Erde fing er an zu halluzinieren,
griff immer mit der Hand nach oben in die Luft,sah uns verwirrt an.....
bis er uns dann gar nicht mehr wahrzunehmen schien....
Sonntags war unser Arzt noch da und sagte es zeichnet sich ab,dass er uns bald verläßt....Ein paar Tage vielleicht noch......
Ich fuhr nach Hause und sagte :
Bis morgen,Papa....
Ich meine er hat genickt.....
Morgens fuhr ich zur Arbeit um kurz einige Dinge zu erledigen....
Um 8.40 klingelte mein Handy.......

Liebe Elli,ich kann jetzt nicht mehr schreiben......
Letztendlich war es eine Kurzfassung der Dinge...
Du wirst bestimmt zwischen den Zeilen mitgelesen haben......
Viel Kraft wünsch ich dir auf eurem Weg....
Meld dich wenn du Fragen hast,ich versuche dir zu helfen,wo es mir möglich ist......
Regina
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Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
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