Hallo Ihr lieben,
wir haben letzte Woche Donnerstag geheiratet.
Ich war so froh, das bis zur Trauung sein Zustand stabil geblieben ist und er sich sogar etwas gebessert hat. Ich hatte so eine Angst, das die Trauung nicht stattfinden kann oder im Krankenhaus erfolgen muss.
Wir hatten eine Haustrauung und es hat alles sehr gut geklappt. Es war lustig und es kam nur der engste Familienkreis. Auch die Kids haben sich sehr über die Hochzeit gefreut. Mein Männchen wusste auch ganz genau was wir vorhaben und war voll da. Ich habe mich so gefreut.
Auf den Fotos konnte man ganz gut sehen wie sehr er sich gefreut hat. Auch wenn er anfangs weinend im Zimmer gesessen hatte, da ihn sein Zustand gestört hatte und er sich eine Hochzeit anders vorgestellt hatte.
Nach der Trauung hat er noch was gegessen und ist anschließend schlafen gegangen und pünktlich zum Hochzeitskuchen anschneiden kam er dann wieder raus und hat gleich 2 große Stücken von unserer Torte verdrückt.
Momentan ist er ganz schön am futtern, da er 3mal 2 Fortecortin bekommt. (wird jetzt aber wieder langsam reduziert) Wir nennen ihn schon kleine Futterraupe.

Zusätzlich erhält er jetzt auch noch 1 Tablette Resorchin. (wir versuchen es halt, was kann schon passieren)
Er schläft sehr viel, aber läuft mit meiner Mutti an so manchen Tagen kleine Runden in der Gegend herum. Alleine spazieren gehen kann er nicht, da er ja mit dem einem Augen nur halb sehen kann und durch die Medikamente etwas wackelig auf den Beinen ist. Wobei ich letzes mal ganz schön von ihm hinterher gezogen wurde so schnell wie er rannte.

Mit meiner Mutti läuft er wohl doch etwas langsamer. Aber immer noch besser, als würde er nur im Bett liegen und fernsehen. Wobei das eigentlich seine Hauptbeschäftigung den ganzen Tag lang ist. Es ist aber das einzige was im momentan noch bleibt.
Ich finde es toll wie meine Eltern sich um ihn kümmern. Mein Vater weckt ihn morgens auf und macht ihm auch eine Kanne Kaffee fertig. Er fragt ihn nach seinen Medikamenten und frühstückt mit ihm zusammen, wenn meine Mutter schon arbeiten ist. Wenn irgendwas nicht stimmt so ist mein Vater sofort bei ihm und hilft ihm z. B. defekte Glühbirne etc.
Bin richtig froh das ich meine Eltern habe und die das für ihn tun.
Die Leute vom MDK haben sich auch noch nicht gemeldet. Mal schauen was mich da noch so erwartet. Oder kann mir da irgendwer vielleicht noch so Tipps geben. So wie ich meinen Mann kenne wird er natürlich so tun als könnte er alles alleine und bräuchte keinerlei Hilfe.
Auch weiß ich momentan nicht, ob ich das mit dem Hospiz bei ihm ansprechen soll oder da mal vorbei gehe mit ihm damit er weiß, dass es kein Gefängnis ist. Vielleicht sollte ich seine lichten Momente nutzen um ihm das zu erklären. Aber andererseits versucht man ja genau das zu verdrängen. Ich bin auch nur wieder auf den Gedanken gekommen, da mich die Dame vom Hospiz vor einer Woche anrief. Ich lehnte den Platz erstmal ab, da ich ihn so momentan nicht dort hin schicken würde.
Aber was mache ich nun und wie sage ich es ihm?
Morgen gehe ich erstmal zu einer psychosozialen Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige, da ich jemanden für mich und die Kinder brauche, der uns jetzt schon begleitet. Alleine schaffe ich das nicht. Mal sehen ob die mir dort weiterhelfen können. Ansonsten habe ich durch eine Mitarbeiterin vom Bezirksamt noch andere Anlaufstellen erhalten, die uns da wohl weiterhelfen können. Hoffe es klappt bald.
Nun gut. Ich werde dann mal ins Bettchen hüpfen, da ich morgen auch wieder sehr viel vor habe.
Machts guti und bis baldi
es grüßt euch
eure bluetrilo