So meine Damen,
nachdem ich mir hier gestern meinen Groll von der Seele geschrieben habe, muss ich mich noch einmal zu Wort melden. Mit der Erkrankung ist man natürlich dünnhäutiger geworden und legt jedes Wort auf die Goldwaage.
Ich gehöre auf jeden Fall dazu. Das ganze geht ja auch mal gerne in die andere Richtung und dieser Thread heißt ja schließlich "die dümmsten Sprüche". Dann werde ich mal einen zum Besten geben, was ich für "dumme Sprüche" vom Stapel gelassen habe. Die Hamburger Mädels brauchen jetzt gar nicht mehr weiterlesen, denn die kennen das Drama schon .....
.... eine Woche nach meiner OP war Besprechung mit meinem Prof. Ich hatte meinen Mann zur Besprechung mitgenommen, weil ich in meinem "Ausnahmezustand" nicht in der Lage war, eine vernünftige Unterhaltung zu führen. Nach durchschnittlich 2 Sätzen fing ich grundsätzlich das Weinen an und habe dem Gespräch nicht mehr folgen können. Ich war darauf eingestellt, dass ich wohl eine Chemotherapie machen muss und war der Meinung, dass damit das Thema Schalentier für mich abgeschlossen ist.
Nun sitze ich da und der Prof. erzählt da was von Portanlage (Hilfe - was ist das denn??? Kenn ich nicht - will ich nicht), ja dann kommt 6 x Chemo (OK, damit hatte ich gerechnet - ist aber auch nicht wirklich schön).
Die Ansage vom Port hatte mich schon gleich aus der Bahn geworfen, die Tränchen kullerten schon wieder und die Alarmglocken schrillten. Nun hörte ich noch wie durch einen Schleier: " nach der Chemotherapie gibt es dann noch ein Jahr Herceptin"
- Was ist denn Herceptin? Keine Ahnung! Ich ging in dem Moment von einer 2. Chemotherapie für ein Jahr aus. Jetzt war Schicht im Schacht bei mir.
Das war dann der Super-GAU. Es paarte sich Panik mit Hysterie und absoluter Verzweiflung. Dann werde ich immer richtig puppenlustig. Ich rannte einfach heulend aus dem Sprechzimmer in das vollbesetzte Wartezimmer. - Ich sah mittlerweile wie die Zwillingsschwester von Alice Cooper aus (Schminke war nicht wasserfest) - Mein Mann und der Prof. kamen nach. Mein Mann versuchte mich zu beruhigen. Es wollte ihm aber so gar nicht gelingen. Der Prof. stand hilflos im Türrahmen und die Patientinnen hatte ich nun auch so richtig aufgeschreckt. Mein Mann bat mich, wieder ins Sprechzimmer zurück zu kommen. Ich saß heulend auf meinem Stuhl und die Schminke lief mittlerweile schon am Hals runter. Nun kam ich aber richtig aus dem Kreuz und ich schäme mich heute noch dafür.
O-Ton: "Ich will den ganzen Scheixx nicht mehr hören. Ich ertrage das alles nicht mehr und deshalb werde ich mich ab heute jeden Tag volllaufen lassen."
(Betretendes Schweigen im Wartezimmer, dem Prof. traten die Augäpfel so weit raus, dass man sie locker mit dem Eierlöffel abschlagen konnte). Das war mir aber egal, auch dass mein Mann schon fast im Erdboden versunken war. Aber ich war ja auch noch nicht fertig. "Nein, das reicht mir nicht. Ich werde ab heute jeden Tag kiffen". Danach verließ ich grußlos das Wartezimmer. Das Gespräch wurde eine Stunde später fortgeführt, allerdings nicht mit dem Prof. (zum Glück, denn mittlerweile schämte ich mich in Grund und Boden).
Peinliche Grüße
Corinna