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Alt 03.06.2009, 20:37
BirgitL BirgitL ist offline
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Registriert seit: 01.12.2008
Beiträge: 467
Standard AW: Krankenkasse will, dass ich Rente beantrage

Liebe I.J.


ich bin Betroffene aus dem EK-Forum.
Genau so ein Schreiben, wie du es bekommen hast, habe ich im letzten Jahr auch erhalten. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt schon operiert und hatte die erste (von 6) Chemo hinter mir.

Allerdings befand ich mich noch in der Lohnfortzahlung! (so eine Unverschämtheit von der KK)

Der Wortlaut war so:
" Nach ärztlichem Gutachten (wurde keines über mich erstellt - jedenfalls war ich nicht dabei)ist ihre Erwerbsfähigkeit erheblich gefährdet. Daher ist zu prüfen, ob die Erwerbsfähigkeit mit Reha-Maßnahmen beeinflusst werden kann. Wir bitten sie deshalb in ihrem eigenen Intersse, einen Antrag auf Leistungen zur Rehabilitation zu stellen.
Dazu noch ein wichtiger Hinweis: Wenn eine Maßnahme zur Reha erfolglos durchführt wurde oder der Erfolg einer solchen Maßnahme nicht zu erwarten ist, kann eine Rente wegen Minderung der Erwerbsfähigkeit in Frage kommen.
In diesen Fällen gilt der Antrag auf Leistungen zur Reha als Antrag auf Rente.
Beachten sie bitte, dass der Antrag auf Reha-Maßnahmen (oder Rentenantrag) innerhalb von 10 Wochen nach Eingang dieses Schreibens, also bis zum....., zu stellen ist.

Wird der Antrag nicht innerhalb dieses Zeitraumes gestellt, entfällt vom nächsten Tag an der Anspruch auf Krankengeld (§51 Sozialgesetzbuch V) Außerdem würde mit diesem Tag auch ihre Mitgliedschaft in unserer Krankenkasse enden.
Stellen sie den Antrag erst nach diesem Termin, lebt zwar ihr Anspruch auf Krankengeld wieder auf, nicht aber ihre KK-Mitgliedschaft......."

Ich fand es auch empörend, dass man - statt vielleicht erst mal gesund werden zu dürfen - sofort ausgesondert wurde.

In einem der vielen Gespräche anschließend erfuhr ich, dass die "Art" der Erkrankung hier der Hintergrund ist.
Und, das Schlimme ist - es ist auch noch rechtens dieses Vorgehen!

Hab mich damals riesig darüber aufgeregt!
Ich war selbst lange in einer neurologisch/psychiatrischen Praxis tätig.
Viele unserer Patienten mit Depression o.ä. wurden über Monate bis zum Jahr oder sogar noch länger krank geschrieben. Von keinem habe ich je erfahren, dass er/sie ein solches Schreiben erhalten hat. Auch "normale" Erkrankungen mit länger dauerndem Heilungsverlauf hatten nicht solche Vorgehen der KK zur Folge.

Meine Erkenntnis ist: Hast du eine Krebserkrankung - bist du teuer und sollst in die Rente abgeschoben werden. Ich finde das sehr diskriminierend.Aber zu einer anderen Einsicht konnte ich bisher nicht kommen.

Ausserdem ist es wohl auch so, dass die KK bei einer Krebserkrankung einen Großteil ihrer Kosten aus einem "besonderen Topf" erstattet bekommen.

Da ich mich erst einmal mit meiner Erkrankung auseinander setzen wollte und keine Lust hatte, meine Energie für Streitigkeiten mit der KK zu vergeuden, habe ich damals zum allerletzten Termin eine Reha beantragt.

Und, was glaubst du, ist passiert?
Die Rentenversicherung hat die Reha abgelehnt mit der Begründung: eine Reha versetzt mich nicht wieder in die Leistungsfähigkeit, dem Arbeitsmarkt anschließend voll zur Verfügung zu stehen.

Man hat den Reha-Antrag sofort in einen Rentenantrag umgewandelt. Ich brauchte nur noch formell den Antrag zu stellen. Hab ich dann auch gemacht - wollte ja nicht ohne Krankenversicherung sein, kann man sich ja nicht erlauben!

Die Erwerbsminderungsrente wurde mir dann rückwirkend zu einem Termin genehmigt, an dem ich eigentlich noch in der Lohnfortzahlung war! Sie ist bis zum Erreichen der Altersrente schon genehmigt!

Das ist unser Deutschland mit seinen Vorschriften, Gesetzen und Verfahrensweisen.
Man versteht die Welt nicht mehr!

So bin ich nun seit über einem Jahr mit damals 54 Jahren in die Rente geschickt worden. Ich bekomme eine kleine Rente, die meinem Mann zudem auch noch auf das Einkommen angerechnet wird. Daher leiste ich jetzt jedes Vierteljahr "Steuerabschläge" auf meine Einkommensteuer. Letztlich gebe ich eine Rente im Jahr an das Finanzamt - schöner Mist!

Hoffentlich hast du mit deinem Widerspruch letztlich mehr Erfolg; ich wünsche es dir sehr.
Für die OP drücke ich dir die Daumen und schicke dir ein großes Kraftpaket mit.

Liebe Grüße
Birgit

Geändert von BirgitL (03.06.2009 um 20:41 Uhr)
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