Thema: Myriam
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Alt 25.06.2009, 00:14
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Freunde.

Wir hatten sehr viele Freunde. OK, die Grenze zwischen Bekannten, guten Bekannten und Freunden ist fliessend. Trotzdem. Es waren tolle Freunde. Ihre Unterstützung für Myriam (und mich) war wirklich grosse Klasse. Danke dafür. Wir konnten jederzeit anrufen, uns auf sie verlassen. Sie hatten keine Scheu vor der Erkrankung. Und wenn, dann gaben sie es nicht zu, kamen trotzdem zu uns. Wer wird auch gerne mit Krebs konfrontiert. Das Alles rechne ich ihnen hoch an. Bessere Freunde kann man in dieser Situation nicht haben, bin dankbar dafür.

Ich schreibe mit Absicht "wir hatten". Denn jetzt habe nur noch ich. Oder habe ich nicht????? Doch, schon. Lange Zeit lief alles normal, das heisst, der Kontakt war nicht abgerissen. Auch ich alleine hatte sehr viel Unterstützung durch sie. Wobei wir uns eigentlich oft auch gegenseitig stützten. Was ja auch in Ordnung so ist unter Freunden.

In den letzten paar Monaten hab ich allerdings das Gefühl, einige Beziehungen werden zur Einbahnstrasse. Ich erhalte Rückmeldungen stellenweise nur noch zögernd. Einige haben sich bereits lange Zeit nicht mehr von selbst gemeldet. Kontakt eigentlich nur noch, wenn ich anrief oder vorbeifuhr. Ich weiss, dass viele oft an ihr Grab gehen. Aber sie haben keine Zeit, bei der Gelegenheit bei mir vorbei zu schauen bzw. keine Zeit im Vorbeifahren mal halt zu machen für ein Hallo. Als wir, meine Jüngste und ich, damals unsere Wohnungen hier im Haus einweihten, war es einem ungeheuer wichtig, dass an dem Nachmittag der Rasen gemäht werden muss. Für den Tag darauf war ja auch Regen angesagt. Das ist nur ein Beispiel.

Was passiert da? Bin ich nur zu dünnhäutig? Es tut weh, das zu erleben. Bin ich zu anspruchsvoll und verlange zuviel? Ist es zuviel, dass man sich einmal im Monat sieht oder zumindest telefoniert, wenn man sich vorher alle 2 Wochen gegenseitig besuchte?

Ich, für mich, denke, ich muss mein Leben neu ausrichten, neue Ziele finden. Gerade durch den Tod meiner Frau hab ich neue Freunde gefunden. Freunde, die mich sehr genau kennen. Freunde und Freundinnen, mit welchen ich eine sehr tiefe und innige Freundschaft eingegangen bin.

Trotzdem tut es sehr weh, wenn sich alte Freunde scheinbar verabschieden. Ich verstehe das nicht. Oder waren es garnicht "unsere" Freunde? Waren es die Freunde meiner Frau und ich lief so mit? Das tut doppelt weh. Nicht alle alten Freunde sind so, einige werden es auch bleiben. Wer? Keine Ahnung.


Liebe Grüsse

Helmut
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Geändert von HelmutL (29.06.2009 um 14:27 Uhr) Grund: Optik
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