AW: Myriam
Liebe Gerda,
wie das Leben so spielt. Alles wiederholt sich anscheinend. Gabs vorher dumme Sprüche gegenüber den Betroffenen, so gibt es sie jetzt gegenüber den Trauernden. Sie wissen es anscheinend nicht besser.
Klar, brauchen sie auch Zeit. Zeit wofür? Sie sagen ja selbst oft, wie weh es ihnen tut, das meine Frau (oder dein Mann) verstorben ist. Immer noch. Nur, warum verstehen sie nicht, um wieviel schlimmer das für den zurückgebliebenen Lebenspartner sein muss? Der schliesslich, bildlich gesprochen, auf einem Bein durchs Leben humpelt? Weil die andere Hälfte fehlt?
Genauso wenig, wie viele vorher schon nicht begreifen, dass da ein Mensch mit aller Kraft um sein Leben kämpft. Wobei es dabei vollkommen gleichgültig ist, ob die Prognose 3 von 100 oder 97 von 100 lautet? Denn was nützt es dem Krebspatienten, wenn er dann als Dritter stirbt oder als Siebenundneunzigster?
Niemand will heute mehr Sterben. Man/Frau ist so jung, wie Mann/Frau sich fühlt. So ein Schwachsinn.
Als Zweites kommt dann oft: "Meine Mama (Papa) ist jetzt auch schon soundsolange tod." Ich will jetzt ganz sicher niemandem auf die Füsse treten. Sicher, das ist schlimm genug und tut auch sehr weh. Sicher trauert man um Mama/Papa, doch dann geht man wieder in die eigene, kleine Familie und da ist die Welt einfach in Ordnung. Nur, für uns gibt es selbst diese eigene, kleine Familie nicht mehr. Kinder, Enkelkinder können den Partner nicht ersetzen. Unmöglich.
Zeitweise ablenken, das geht. Spätestens im Bett greift dann die Hand in's Leere. Was vorher Trauer war ist dann jetzt manchmal einfach nur Wut ............ und manchmal auch ......... Neid.
Liebe Grüsse
Helmut
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