Heulsusen, ja immer mal wieder
Am Freitag war Sellys großer Tag. Der Kloß in meinem Hals auf der Arbeit bereits, kurz vor der Kirche ganz massiv. Der besondere Tag und in meinem Kopf wieder die Frage: Warum darfst du es erleben und Claus nicht mehr? Ein Telefonat  mit meiner Freundin und Ruhe kehrte ein. 
Die Lücke, die niemals schließt. An solchen Tagen ist es so bewusst. Und doch, auf dem Weg nach fast 5 Jahren mischt sich unter die Trauer ein großes Stück Stolz. Stolz und Dankbarkeit, dass wir es gemeinsam geschafft haben, unsere Liebe in unserer „Restfamilie“ zu bewahren. Es war ein steiler Weg, für uns alle. Die Kinder, auf vieles mussten sie verzichten. Jedenfalls auf Materielles. Die tiefe Liebe zu ihnen, ich denke, die haben sie immer gespürt, auch in den Zeiten, in denen mir oftmals die Kraft fehlte überhaupt zu funktionieren. Wir alle gemeinsam haben auf vieles verzichtet bis wir ganz allmählich eine gewisse finanzielle Sicherheit wieder erreicht hatten. Wir haben auf vieles verzichtet und es war eine erstaunliche Erfahrung, wie wenig man braucht, wenn man das einzig wichtige nicht entbehren muss. Wirkliche Liebe zueinander. Gemeinsam sind wir stark. Ich denke, das haben wir gelebt. 
Man kann es nachlesen auf Seite 18 im Stammtisch. Ähnliche Gedanken und doch glaube ich, dass man die Veränderung auch herauslesen kann. Die Zeit ist dein Freund. Und wenn das Schicksal – wie in unserem Fall – es gut mit einem meint, schenkt die Zeit dir neue Gefährten, Seelenfreunde, die in den dunkelsten Stunden an deiner Seite sind und das Licht anzünden.
Es war unser innigster Wunsch, möglichst viel von dem zu erhalten, was unser Lebenstraum gemeinsam mit meinem Mann und ihrem Vater war. Und der Liebesbeweis der Geschwister am großen Tag Sellys war sehr groß. Der Große eilte von Köln herbei, die Große von Karlsruhe. Und sie waren pünktlich, quälten sich durch den Gottesdienst, um bei der Zeugnisübergabe mächtig Radau zu machen. Und die kleinen großen Zeichen. Der Kleine wäre eigentlich gerne bei dem herrlichen Sonnenschein am Saarstrand zum Treffen der Clique gegangen. Stattdessen steht er vor mir, im Anzug seines Vaters .Nein, nicht auf mein Drängen, seine eigene Entscheidung.. Er nahm ihn mit, symbolisch in Claus Anzug und seinen Schuhen. Heulsuse? Vielleicht, aber in solchen Augenblicken bleibt bei mir auch ein geschminktes Auge nicht mehr trocken.
Wie weit ist vorbei? So weit werden wir niemals gehen können. Niemals gehen wollen. Claus ist in unserer Mitte und es wird immer die besonderen Momente geben, in denen bei mir die Tränen kullern, während andere wohl nicht begreifen können, was genau daran jetzt so traurig ist. 
Übrigens Baghira. Den Abiball haben wir boykottiert. Selly ging mit ihrem Freund und ihrer Cousine alleine. Wir wollten der in diesem Jahr für meinen Geschmack zu übertrieben aufwändigen „Ich will gesehen werden“ Veranstaltung nicht beiwohnen. Stattdessen wird es eine Party geben. Nur für Selly und das gleich im Doppelpack: 20. Geburtstag und wirklich gut bestandenem Abitur. Auch in dieser Angelegenheit wollen wir uns treu bleiben.
So haben wir natürlich auch Bilder gemacht. Und auf jedem fehlt ein geliebter Mensch. Und doch hoffe ich, dass jeder spürt: Man sieht ihn zwar nicht, aber er ist immer da:
Und natürlich war meine geliebte "Schwästerin" auch heute an unserer Seite
Mein Sohn Maxi, nein, auch er wird niemals vergessen:
Und mein großer Wunsch, das Lachen niemals zu verlernen. Und ich hoffe, Claus grinst hin und wieder, wenn er seine albernen Mädels beobachtet. Und ich hoffe so sehr, es freut ihn:
"Siehst du die Farben, sie kommen alle zurück".....
Neue Menschen an unserer Seite, Weggefährten, die unser Leben wieder bunt machen. Mein lieber, mutiger Mann im Leben nach dem Tag X. Ich bin glücklich, dass es dich für uns gibt, mein Held 
Es war ein wunderschöner Tag. Eine strahlende Selina, eine lustige Runde nach dem Gottesdienst zum Absacker im "Ludwig" und abends Zweisamkeit in unserer Taverne. Gespräche, die die Seele reinigen, ein Yammas auf unsere Lieben, auf die im Regenbogenland und auf die im Schwabenländle, alle immer in unserem Herzen.
Gefühle, die überlaufen, Stammtisch als Ventil. Immer mal wieder. Immer wieder anders aber immer aus demselben Grund. 
LG 
Andrea