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Alt 01.07.2009, 00:25
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Standard AW: Adenokarzinom inoperabel

Guten Abend ihr Lieben,
wisst ihr was ich heute gemacht habe? Ich bin auf den Golfplatz gefahren. Natürlich kann ich nicht spielen, kann ja nicht mal richtig gehen. Aber ich war in Panik der Kirschen wegen. Es gibt spitzenmäßige Kirschbäume da, mit den leckersten Knubberkirschen, die man sich denken kann.
Überall werden jetzt Kirschen angeboten und Sonntag waren wir im Alten Land Kirschen kaufen. Daher meine Furcht, die Kirschen auf dem Golfplatz könnten reif sein und ich kann nicht eine davon essen.
Die allermeisten Kirschen waren noch nicht reif, aber einige konnte ich schon essen.
Im Frühjahr warte ich auf die Krokusse, wenn die blühen, ist der Frühling nicht mehr weit. Dann warte ich auf die Kirschen, wenn die reif sind, kommt der Sommer. Die Pflaumen und Äpfel und Birnen und die Walnüsse und Haselnüsse, die es auf dem Platz gibt, esse ich natürlich auch gerne, aber ich lauere nicht auf sie. Sie symbolisieren den Herbst und dann kommt die dunkle Zeit, vor der ich Angst habe.
Aber die Kirschen... für mich haben sie Symbolkraft. Als ich meine erste Chemo bekam, habe ich überlegt, ob ich je wieder Golf spielen könnte. Ich fühlte mich so mies. Dann tauchte die Frage auf, was mache ich, wenn ich nicht golfen kann, um trotzdem an die Kirschen zu kommen. Ich dachte, dass ich einfach einen Schläger nehme, so als Alibi und um ggf einen Ast runterzuziehen und dann zu einer Zeit auf den Platz gehe, wenn nicht viel los ist. Dann blühten die Kirschen und bei mir wuchs die Hoffnung noch so lange zu leben, dass ich auch welche essen könnte. Ich konnte und ich musste mich nicht auf den Platz schleichen. Das war 2007. 2008 konnte ich auch Kirschen essen und spielen. Dieses Jahr nun habe ich mich auf den Platz geschlichen, so wie 2007 geplant, aber immerhin!
Euch allen wünsche ich eine entspannte Nacht
ganz liebe Grüße
Christel