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Ich habe schon Tagträume. Dauernd sehe ich Situationen aus den letzten Tagen mit Karin vor mir. Dann fallen mir auf einmal Weihnachtslieder ein (das Weihnachtsfest war das letzte Fest, welches wir richtig bewußt gemeinsam begangen haben), die Lieder gehen mir dann plötzlich nicht mehr aus dem Sinn. So wird es sein, wenn man langsam verrückt wird. Oder nicht?
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Hallo Bernhardiner,
nein, verrückt wirst Du nicht. Mir ging es genauso, damals vor drei Jahren. Bei uns war Weihnachten auch das letzte gemeinsame Fest, und ich sah meinen Schatz ganz plötzlich vor mir, wie er mit einem unendlich traurigen Lächeln unseren Enkelkindern beim Auspacken der Geschenke zuschaute. Auch ich hab gedacht, ich drehe langsam durch, bis ich dann in unserem Trauer-Gesprächskreis erfuhr, dass alle das durchmachten. Vielleicht gehört diese Phase zur Trauerarbeit dazu. Apropos "Arbeit". Für mich war (und ist) diese Arbeit das Härteste, was mir an Arbeit in meinem Leben je begegnet ist, hat unendlich viel Kraft gekostet, dort anzukommen, wo ich jetzt bin - es tut meistens gleichmäßig weh und lässt sich ganz gut ertragen. Aber Abstürze in dieses tiefe Loch kommen immer mal wieder vor. Den Spruch "bis nach Australien" finde ich gut. Mein Schatz und ich hatten uns, kurz bevor er krank wurde, eine Reise nach Neuseeland und/oder Australien vorgenommen. Leider ging das dann nicht mehr. Ich habe lange gezögert, ob ich diese, unsere Traumreise nun allein machen sollte, habe mich dafür entschieden, und an einer Gruppenreise nach Neuseeland und Australien teilgenommen, d.h. ich war nicht ganz allein, hatte sehr netten Anschluss in dieser Gruppe, und es war wirklich eine absolute Traumreise.
Natürlich gab es auch ziemlich traurige Momente - da war immer der Gedanke: Das würde ihm jetzt auch gefallen, warum dürfen wir das nicht gemeinsam erleben. Aber irgendwie war er auch immer dabei.
Liebe Stammtischler, ich wünsche Euch allen ein gutes Wochenende mit Sonne drinnen und draußen,
Anemone