Hallo Canaris,
der Abschluss meiner Behandlung, nach Wertheim OP im Juli letzten Jahres, war im Oktober 2008... Ich war bis zur Diagnose ein überaus sportbegeisterter und aktiver Mensch. Nach meinem Höllenritt durch Radio und Chemo habe ich mich nach nichts anderem gesehnt als nach Normalität

Und auch mein damaliger Partner, mit dem ich einige Jahre zusammen gelebt habe, war sich dessen sehr bewusst.
Normalität.
Sicher sehnt sich Deine Frau genauso danach. Wie Du. Oder noch viel viel mehr. Wer weiß das schon? Aber die Behandlung, die Nebenwirkungen, ihr Körper, alle Ängste und auch die Psyche zeigen ihr täglich, dass nichts mehr "normal" ist. Sie braucht Zeit, ihren neuen Weg mit dieser Diagnose zu finden und den dann auch zu gehen. Sie muss sich neu orientieren und auch lernen, mit sich selbst und der Heilung von Körper und Seele geduldig zu sein und sich ZEIT zu lassen.
Jeder Mensch braucht da so seine eigene Zeit. Und dass ich heute in der Reha, genau 1 Jahr nach der OP, wieder fröhlich durch die Gegend springe, Sport in mich aufsauge wie ein Schwamm und wieder sehr viel Spass am Leben habe (und einfach glücklich bin), verdanke ich wohl meinem starken Überlebenswillen und den wunderbaren Selbstheilungskräften meines Körpers.
Vor einem Jahr, oder besser: im Oktober nach der Chemo ging einfach NICHTS mehr. Alles, was mir immer Freude gemacht hatte (Sport und aktive Freizeitgestaltung) konnte ich nicht mehr. Ich war traurig und oft verzweifelt. Während der dritten von 6 Chemos hat mein Partner das Weite gesucht, weil er sich dem Elend nicht mehr gewachsen sah. Das war eine Katastrophe für mich. Zumindest zu dem Zeitpunkt. Heute denke ich anders darüber und habe mein Glück gefunden
Meine Ärztin sagte seinerzeit zu mir "Krebs schweisst zwei Menschen zusammen. Oder er trennt sie". Uns trennte er. Und sie sagte weiter "In einem Jahr können Sie zwar nicht darüber lachen, was Sie alles hinter sich gebracht haben, aber sie werden an einem ganz anderen Punkt in Ihrem Leben stehen. Es wird nie wieder wie vorher. Das heisst aber nicht, dass es nicht gut wird".
Und sie hatte recht. Ich bin kurz davor, mich wieder in der Firma eingliedern zu lassen und ich freue mich darauf. Habe wieder mit Sport begonnen und eine Menge in meinem Leben verändert. Trotz meines durch das Kortison bedingten Übergewichts, gegen das ich kämpfe, fühle ich mich LEICHTER. Meine neu gewonnene Lebenseinstellung macht mich froh und zeigt mir neue Wege.
Wie lange es auch dauert. Dieses, mein Leben, es soll schön sein
Seid nachsichtig mit Euch, Canaris, innerhalb Eurer Ehe und Euch gegenüber als eigenständige Persönlichkeiten.
Normal ist nichts mehr. Wenn Ihr das akzeptiert und Euch neugierig auf andere Wege begebt, findet Ihr Euer Leben wieder - vielleicht schaut es nur ein wenig anders aus
Ich wünsche Euch alles Gute