Amifostin
Hallo Torsten,
danke für Deine Infos.
Amifostin hat freilich Nebenwirkungen, darauf hoben die Strahlenmediziner bei meinem Schwiegervater auch ab, als er darum bat, es zu bekommen.
Allerings sind diese "Nebenwirkungen" im Vergleich zum Schutzeffekt wohl eher zu vernachlässigen.
Die Nebenwirkungen:
Häufige unerwünschte Wirkungen (>10%):
- Übelkeit und/oder Erbrechen (Erhöhung der emetischen Nebenwirkungen der
Chemotherapie am ersten, nicht an weiteren Tagen).
- Hypotonie aller Grade, in der Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren nach
Hydratation 200 mg/m2 Amifostin vor der Strahlentherapie erhielten.
Gelegentliche unerwünschte Wirkungen (1-10%):
- Blutdruckabfall Grad 3 (Strahlentherapie).
Da die Injektion ohnehin unter permanenter Blutdruckkontrolle erfolgt und die Nebenwirkung des Blutdruckabfalles, wenn, dann bei der ersten Anwendung, eintritt, kann man in DEM Fall ja auf die Anwendung verzichten.
Da diese Nebenwirkung(en) aber in weniger als 10 Prozent der Fälle überhupt zu erwarten sind, verbleiben über 90% der "Fälle", in denen der Nutzen weit überwiegt!
Ein interessanter Beitrag von Priv.-Doz. Dr. med. Karl H. Bohuslavizki, Abteilung für Nuklearmedizin am
UKE Hamburg Eppendorf:
"Amifostin: Zytoprotektion in der Tumorbehandlung
Von Priv.-Doz. Dr. med. Karl H. Bohuslavizki
Ziel:
Die Standardtherapie des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms beinhaltet eine totale Thyreoidektomie und eine oder mehrere ablative Radioiodtherapien mit 131I. Durch die Anreicherung von 131I in Speicheldrüsen, kommt es trotz Stimulation der Speicheldrüsen durch Sialogoga regelhaft zu einer Xerostomie.
Daher sollte die zytoprotektive Wirkung von Amifostin auf Speicheldrüsen bei der Radioiodtherapie im Tiermodell und in einer prospektiven Patientenstudie überprüft werden.
Methode:
Zur Evaluation der Parenchymfunktion wurde sowohl im Tiermodell als auch in den Patientenstudien eine Sialoszintigraphie durchgeführt und die Parenchymfunktion durch den 99mTc-Uptake vor und nach Intervention quantifiziert.
Ergebnisse:
Es wurden 10 Kaninchen der Therapiegruppe, fünf der Kontrollgruppe zugeordnet.
Die Tiere der Therapiegruppe erhielten 200 mg/kg Amifostin i.v., die der Kontrollgruppe 0,9 % NaCl infundiert. Anschließend wurden allen Tieren jeweils 2 GBq 131I i.v. injiziert, um Parenchymschäden der Speicheldrüsen zu induzieren. Eine zytoprotektive Wirkung von Am ifostin auf Schilddrüsengewebe
konnte aufgrund einer vollständigen Ablation durch 131I in beiden Gruppen ausgeschlossen werden. Dies ist eine conditio sine qua non für die Anwendung von Amifostin bei der Radioiodtherapie des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms.
In den Speicheldrüsen der Kontrolltiere kam es 24 Wochen nach
Radioiodapplikation zu einer signifikanten Reduktion des 99mTc-Uptake um 75,3±5,3 % in den Gll. parotides und um 53,6±17,4 % in den Gll. submandibulares.
Im Gegensatz dazu war in den Speicheldrüsen der Therapiegruppe
unter Amifostin keine nennenswerte Reduktion des 99mTc-Uptake nachweisbar.
Histopathologisch fand sich in den Speicheldrüsen der Kontrolltiere eine Lipomatose als Ausdruck eines radiogenen Schadens, während diese bei den Tieren der Therapiegruppe allenfalls diskret erkennbar war.
Diese ermutigenden Ergebnisse wurden dann prospektiv an insgesamt 50 Patienten, die mit 3 GBq 131I (n=21) oder 6 GBq 131I (n=29) behandelt wurden, überprüft. Je 25 Patienten wurden randomisiert der Therapiegruppe (500 mg/m2 Amifostin) oder der Placebogruppe zugeordnet. In der Placebogruppe führte die Gabe von 131I nach drei Monaten im Mittel zu einer signifikanten
Einschränkung des 99mTc-Uptake um 40,2±14,1 % in den Gll. parotides und um 39,9±15,3 % in den Gll. submandibulares. In der Placebogruppe entwickelten neun Patienten eine Xerostomie Grad I (WHO) und zwei Patienten eine Xerostomie Grad II (WHO). Der Blutdruck wurde durch die Infusion des Placebos nicht beeinflußt.
Im Gegensatz dazu war in der mit Amifostin behandelten Therapiegruppe drei Monate nach Gabe des 131I keine signifikante Abnahme der Parenchymfunktion meßbar und keiner der mit Amifostin behandelten Patienten entwickelte eine Xerostomie. Zusätzlich kam es in der Therapiegruppe während der Infusion des Amifostins zu einer signifikanten Abnahme des Blutdruckes um im Mittel 21/8 mmHg. Zwei Patienten kollabierten bei einem Orthostasemanöver. Die aufgetretene Hypotonie konnte jedoch rasch
durch eine einfache Trendelenburg-Lagerung und Volumensubstitution kupiert werden.
Schlußfolgerung:
Durch die zytoprotektive Wirkung von Amifostin können klinisch faßbare Speicheldrüsenschädigungen nach multiplen Radioiodtherapien im Rahmen der Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms weitgehend vermieden werden.
Priv.-Doz. Dr. med. Karl H. Bohuslavizki, Abteilung für Nuklearmedizin am UKE Hamburg Eppendorf, Martinistr. 52, 20246 Hamburg"
Allerdings, wie ich in den Beiträgen erwähnte, hat mein Schwiegervater zusätzlich Vitamine, vorwiegend E ca. 1,2g/Tag, eingenommen, zudem mit polarisiertem Licht (Bioptron-Lampe) mehrmals täglich das Gebiet äußerlich und oral bestrahlt, schließlich noch REISHI-Kapseln von GAMU eingenommen, die er auch jetzt noch 2x1 tägl. prophylaktisch nimmt.
Summa summarum dürfte wohl, wie meist, alles zusammen sich ergänzend dazu beigetragen haben, daß er es so überaus gut überstanden hat und auch derzeit, mit Lymphdrainage, sich wohl fühlt und kaum mehr Beschwerden hat, die mit der Erkrankung und Therapie in Zusammenhang stehen.
Viele Grüße
Achim
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