Was kommt da noch......
Liebe Andrea, du bist so schrecklich verzweifelt, das kann ich gut verstehen. Wir haben im vergangenen Jahr die Mutter meines Mannes an den Krebs verloren. Natürlich haben wir zunächst alles versucht: Misteltherapie, Chemo, Reha, Bestrahlung...- das volle Programm. Es war sehr schwer, sich damit abzufinden, dass man in manchen Situationen einfach nackt und hilflos ist. Irgendwann haben wir begriffen, dass wir ihr mit unserem panischen Aktionismus nicht wirklich helfen. Sie hat zwar medizinisch alles mitgemacht und sehr gekämpft. Wichtiger war aber für sie(glaube/hoffe ich), dass wir uns sehr zusammengerissen haben. Sie wollte nie über Aufgeben oder Sterben sprechen, also haben wir unter dem Motto "Lebensfreude und -qualität erhalten so gut es irgend geht - geweint wird später" viele schöne gemeinsame Momente mit ihr gesammelt. Gelacht und Blödsinnn gemacht wenn sie gute Tage hatte, Geschichten und Gedichte vorgelesen, Lieder gesungen und aus der Vergangenheit erzählt. Und ihr versucht zu vermitteln, dass wir immer für sie da sind, auch ohne viel darüber zu reden. Liebe Andrea, ich weiß, dass ich dich nicht trösten kann. Aber vielleicht macht dir diese Geschichte Mut, auf deine innere Stimme zu vertrauen und bei deiner Mutter zu spüren, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen möchte. Nicht allen Kranken hilft es, ständig darüber zu reden! Und bitte: habe keine Angst vor den Ärzten! Wir sind in all den Monaten auf wunderbare Menschen getroffen die sich nicht nur rührend um meine Schwiegermutter sorgten, sondern auch viel Verständnis für unsere Rat- und Hilfslosigkeit hatten. Und es hat uns sehr geholfen, zu wissen, was ungefähr auf uns alle zukommt. Wir vermissen sie nach fast 1 Jahr immer noch schrecklich und ich weine viel um sie. Aber ich spüre jetzt auch: das Leben ist ein Fluß. Und ich bin sehr dankbar, dass ich sie gekannt habe. Ich wünsche dir die Kraft, da zu handeln, wo es nötig und sinnvoll ist und die Gelassenheit, manche Dinge sich entwickeln zu lassen.
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