AW: Krebs bei Freundin
Hallo,
ich habe lange überlegt, Dir zu schreiben. Ich bin auch hierher gelangt, weil ich mich mit dem Tod (Lungenkrebs) meiner besten Freundin auseinandergesetzt und sie von der Diagnose vor knapp 4 Jahren bis zu ihrem Tod vor 2,5 Jahren begleitet habe. Du kannst unsere Geschichte im Plac of Memory unter "ich zünde eine Kerze an "für Ulla" in Etappen nachlesen. Ich schreibe ihr dort immer, wenn mir danach ist.
Es ist sehr schwer, in einer solchen Freundschaft trotzdem am Rande zu stehen, helfen zu wollen und auch nicht immer zu dürfen. Wir hatten z. B. die Situation, dass die Tochter (27jährig) meiner Freundin extrem eifersüchtig auf mich war, weil wir als Freundinnen natürlich noch so einiges besprochen haben, was sie nur auf uns bezog oder wo sie ihre Kinder nun mal nicht noch mehr mit belasten wollte. Auch mit ihrem Mann besprach sie andere Dinge als mit mir.
Trotzdem haben wir alle zusammen auch vieles gemeinsam überstanden. Aber nach dem Tod meiner Freundin zerbröselte so ganz langsam auch der enge Kontakt zu ihrer Familie - heute treffen wir uns noch zu den Geburtstagen und das war es.
Ich bin heute aber dankbar, dass ich sie begleiten durfte - der Schock der Diagnose, ihre Ängste und Hoffnungen, kleine Hilfeleistungen, um die sie mich bat (weil "Weibersache"), das "Haar ab", Tücher besorgen für draußen, mal ein Fischbrötchen vom Markt organisieren als sonst nix mehr schmeckte, die letzte fröhliche Feier, als es ihr noch gut ging, ihr letztes Weihnachtsfest (auch ihr Geburtstag), die langen und letzten Gespräche, das gemeinsame Weinen und auch immer wieder mal Lachen.
Für mich war es auch das erste Mal, dass ich mich so hilflos vor und in dieser Situation fühlte. Aber bei ihr ging es um alles und ich hatte nur Schiss vor Unbekanntem.
Dein Gefühl wird Dir sagen, was Du machen sollst. Da gibt es nicht viel falsches, wenn Du dort bist - Du machst doch jetzt schon viel für sie und sie kennt Dich und weiss auch um die Distanzen. Meine Ulla hat immer gesagt, dass das Dasein und Zuhören und mal Auffangen für sie unendlich wichtig war.
Ich höre jetzt auf, weil bei mir alles wieder so präsent ist, dass ich heulen könnte ....
Dir und ihr viel Kraft!
Liebe Grüße - Karin
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