Hallo Olli,
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Zitat von Olli
Die Ärztin hat uns ein Pflegeheim oder noch besser ein Hospiz empfohlen.
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Auch, wenn euch die Situation gerade schon völlig überfordert, rede ich mal Klartext: Wenn die Ärztin ein Hospiz empfiehlt, dann gehe davon aus, dass dein Vater in absehbarer Zeit sterben wird.
Ich weiss nicht, ob ihr mit eurem Vater darüber sprechen könnt. Da ist ja jeder Patient anders. Der eine will die Wahrheit wissen, der andere will bis 5 Minuten vor Schluss Hoffnung gemacht bekommen... der eine will nach Hause, der andere der Familie nicht zur Last fallen... das müßt ihr klären, auch wenn's schwer fällt. Und zwar schnell!
Meine Frau ist Anfang des Jahres an BK gestorben. Hier Zuhause, wie sie es wollte. Aber es war schwierig, sie rechtzeitig aus der Klinik zu holen. Sie hatte hier gerade noch 2 Wochen.
Eine 24 h Pflege zu sichern, ist extrem schwierig. Der Sozialdienst/Überleistungsdienst der Klinik kann euch zwar bei grundlegenden Sachen unterstützen (Anträge auf Pflegebett, WC-Stuhl, Rollator usw., Beantragung der Pflegestufe, Pflegedienst suchen...), aber das alles wird nicht reichen.
Ich kann mich nur Ireen anschließen: wenn ihr euren Vater pflegen wollt, soll deine Mutter sich, sobald er nach Hause kommt, krank schreiben lassen. Und du auch. Und dein Mann auch. Dann seid ihr da und habt Zeit. Was der Pflegedienst machen wird, ist nicht viel, das reicht hinten und vorn nicht. Macht euch schonmal kundig, was eine privat bezahlte Pflegekraft kostet. Zur Entlastung gibt es auch noch ambulante Hospizdienste (zumindest, wenn ihr in Großstadtnähe wohnt). Und - bei uns war das das Wichtigste - Freunde und Verwandte, die auch mal für ein paar Tage kommen. Ein guter Hausarzt ist auch wichtig. Der schnell und unbürokratisch vorbei kommt, und euch auch mal einen Vorrat an Morphium-Ampullen da läßt.
Wofür das alles? Diese letzten Tage, Wochen oder Monate werden die mit Abstand wichtigsten sein, die ihr mit eurem Vater verbringt. Wie Ireen sagt:
> Und was ihr an Zeit habt - bleibt bei ihm.
Meine Frau durfte Zuhause sterben, wie sie das wollte. Nochmal Haus und Garten sehen, ein paar Freunde, in ihrem Zuhause, und als sie Samstag früh um 4 den letzten Atemzug tat, waren der Hund und ich bei ihr. Das war nicht schön, sondern ziemlich langsam und qualvoll. Solche Kleinigkeiten wie nicht-mehr-auf's-Klo-gehen-können sind dann völlig egal, dafür gibt es Blasenkatheter und Windeln. Ob Zuhause oder in Hospiz oder Pflegeheim, das ist überall gleich. Auch die Fragen nach dem "Warum" oder "wie sage ich es ihm" sind dann völlig egal. "Warum" fragen ist sinnlos, und dein Vater braucht nichts mehr gesagt. Der weiss selbst am besten, wann es mit ihm zu Ende geht.
Aber dein Vater soll, wenn irgendwie machbar, in Würde sterben, wie er das möchte. Und ihr als Abgehörige müßt noch lange damit weiterleben, wie er gestorben ist. Und wenn ich mir vorstelle, dass meine Frau im Pflegeheim gestorben wäre, am Wochenende früh um 4, bei Personal-Notbesetzung... es hätte wahrscheinlich niemand bemerkt, und sie wäre völlig allein gewesen. Das könnte ich mir niemals verzeihen. So war ich die letzten Stunden bei ihr, konnte ihre Hand halten und ihr von den schönen Dingen erzählen, die wir in über 20 Jahren zusammen erlebt haben. Und obwohl sie nicht mehr sprechen konnte, hat sie mich glaube ich noch verstanden. Zumindest hat sie noch gelächelt, kurz bevor sie starb.
Viele Grüße,
Stefan