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Alt 24.02.2004, 12:55
Gast
 
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Standard Krankheitsverlauf bei einem Glioblastom

Liebe Nicole, liebe Sternschnuppe, liebe Andrea,
ich war jetzt einige Zeit nicht hier, da wir zu Hause ein wenig am Umbauen sind und die Zeit fehlt. Eigentlich fühle ich mich schon fast im Forum wie zu Hause. Man kann immer wieder Parallelen ziehen, man findet sich in allen Kommentaren irgendwo wieder. Außerdem musste ich heute erst einmal den Besuch bei meiner Mutter von gestern Abend verdauen. Ich habe immer gedacht, es wäre schon schlimm, aber es kann immer noch schlimmer kommen. Allein der Anblick lockte bei mir schon die Tränen. Wir haben es nicht übers Herz gebracht, länger als eine Viertelstunde bei ihr zu bleiben. Sie verweigert seit Freitag das Essen und nimmt auch kaum Flüssigkeit zu sich. Letzte Woche Montag und Mittwoch war sie zwar schwer, aber doch immer noch irgendwie ansprechbar und hat meine Hand gedrückt. Freitag wars dann schon schlechter, gestern Abend war es einfach nur furchtbar. Es sieht auch aus, als ob sie gar nicht mehr gucken könnte. Das linke Auge öffnet sie fast gar nicht mehr, das rechte kann sie anscheinend nicht mehr richtig schließen. Warum erlöst sie denn der liebe Gott jetzt nicht endlich. Eigentlich haben wir doch schon seit einem Jahr Abschied genommen. Das müsste doch reichen. - Nicole, die gleichen Ängste, die du jetzt hast, hatte ich vorher auch. Was mag sie fühlen, wenn sie nicht mehr sprechen und nicht mehr sehen kann. Sie hat gar nichts gefühlt. Als sie noch halbwegs ansprechbar war, hat sie uns immer wissen lassen, dass es ihr doch gut geht und sie rundum zufrieden ist. Ich glaube, die Betroffenen selbst sind sich ihres Zustandes gar nicht mehr bewusst und empfinden diesen auch nicht. Sie ist einfach immer ganz zufrieden. - Im Gegensatz zu uns. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Empfinden für die Angehörigen viel schlimmer ist als für die Betroffenen. Ich denke manchmal, jetzt schaffe ich es bald gar nicht mehr, sie zu besuchen. Auch die Pflegerinnen, die sich unheimlich nett kümmern, sind mittlerweile ziemlich niedergeschlagen. Gestern Abend habe ich auch entschieden, dass meine Kinder sie nicht mehr besuchen sollten. Ich glaube mein Kleiner (18/Sensibelchen) würde diese Situation und diesen Anblick nicht mehr verkraften.
Drückt uns mal bitte die Daumen, dass sie ganz bald erlöst wird. - Eigentlich kann es schlimmer wirklich nicht mehr kommen. Weiß jemand, ob es sich bei diesem geschilderten Zustand um das Wachkoma handelt? Von wegen Hinüberdämmern. Das kann noch ein ganz schön weiter Weg werden.

Alles Liebe an alle
Edi
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