Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 07.03.2010, 20:53
Benutzerbild von Sonnenblümchen
Sonnenblümchen Sonnenblümchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.04.2009
Ort: An der Ruhr
Beiträge: 146
Standard AW: Rektumkarzinom und nun ?

Hallo Rostlaube, hallo Nokl,

Rostlaube mit dir vereint mich die fast gleiche Diagnose unserer Männer.
Ebenfalls Sigma-Carzinom, allerdings war das noch nicht genug....es sollte noch eien Peritoneal-Carzinose dazu kommen....vergleiche unten selbst...na ja und anstelle des Ileostomas besitzt mein Göga ein endständiges, nicht rückzuverlegenes Colostoma.
Was du Nokl hier schreibst, hätte auch von mir sein können.


@ Nokl.
ich hab dich hier von Beginn an kennengelernt und muß dir mal sagen, dass du wirklich kolossale Fortschritte gemacht hast. Allein schon die Art und Weise wie du heute von deinen Ängsten schreibst....man das ist ja fast schon wie von LandArt zu lesen ( wo ist der eigentlich abgeblieben?)
Was ich dir sagen möchte ist, dass du sehr sehr gut gelernt hast, mit deinen Ängsten umzugehen.
Den Hebel, den du noch suchst, gibt es bei dir selber. Er ist da, wo du anfängst an deine Familie zu denken. Du bist das Oberhaupt, der Motor, der immer alles gerichtet hat.
So war es bei uns auch stets. Obgleich wir wegen unseres gleichen Berufes den ganzen Tag zusammen waren und alles zusammen entschieden haben, lastete doch alles immer auf den Schultern meines Männes. Und das ist bis heute so geblieben.
ER braucht die Aufgaben, die IHN annimieren, für unser Ziel zu kämpfen. Für IHN ist jede Herausforderung das, was ihn zu positivem Denken verhilft. Ich habe mal in einem anderen Forum eine Thread eingestellt, den ich dir auf diesem Weg mal hier rüberkopiert habe. Ich glaube, wenn du das gelesen hast, weißt du, wie du es schaffen kannst, an das Positive im Leben zu glauben, zu denken.

Unglaublich, aber wahr 28.01.2010 15:17
Hallo liebe Kämpfer, Mitkämpfer und Neubetroffene,

ich möchte mit meinen heutigen Zeilen auf etwas aufmerksam machen, nämlich dass wir bei all den gestellten Diagnosen, den Zukunftsprognosen und Statistiken etwas ganz Wichtiges nie vergessen dürfen:

"Der Weg ist das Ziel, unser gemeinsames Ziel"

Es soll insbesondere denjenigen Mut machen, die derzeitig mit der Krankheit Krebs zwischen Mut und Verzweiflung, hoffen und bangen im Zwiespalt stehen und wie man es dennoch schaffen kann,

"Das Unglaubliche wahr werden zu lassen"

Für uns ist der heutige Tag Anlass genug, unsagbar dankbar und glücklich zu sein, denn genau heute vor einem Jahr wurde uns nach einer Notoperation das Urteil verkündet.

Was war geschehen:
Nach zuletzt unerträglich gewordenen Schmerzen in den letzten 14 Tagen vor der Notaufnahme plante man am 27.01.09 eine Darmspiegelung. Sie mußte abgebrochen werden, weil man dabei nicht genug Platz fand. Der Darm war zugeschnürt und drückte bereits auf die linke Niere, wodurch ein Nierenstau verursacht wurde.
Der Verdacht auf Darmverschluß bestätigte sich, eine umgehende Not-OP wurde anberaumt, früh morgens um 8.00h des nächsten Tages, heute vor einem Jahr. Es ging hier schon um Leben und Tod und jede Minute zählte.
Doch wieder gab es Komplikationen. Mein Mann durfte in der Frühe des angesetzten OP-Termins die Zustimmungserklärung nicht unterschreiben, weil man meinte, er sei noch nicht "im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte", wieder ging kostbare Zeit verloren, die OP sollte verschoben werden.

Doch dann ging alles plötzlich sehr schnell, zu schnell als dass man noch irgend etwas in Erfahrung bringen konnte.

Als wir meinen Mann dann schließlich 4 Stunden später als ursprünglich zugesagt, auf der Intensiv besuchen durften, mit seinen Schläuchen, dem angelegten Schmerzkatheder und neu dazu gekommenen zweiten "POPO-Loch", einer Narbe von der Brust bis weit in den Genitalbereich reichend, war mein Mann derjenige, der als erster von uns etwas sagte:

"Alles gut, mir geht`s blendend"

so wie immer hatte er seine positive Einstellung selbst in dieser Situation nicht verloren.
Und dann ging die Suche los nach den Ärzten, die uns eine Auskunft geben konnten. Aber niemand wollte sich einem Gespräch stellen. Niemand war plötzlich dafür zuständig, obwohl sie alle bei der OP dabei waren.
Diese Ungewissheit ließ bei uns erste Zweifel aufkommen. Was wollte man uns verschweigen, warum wollte niemand mit der Sprache rausrücken?
Es half nichts. Erst am nächsten Tag konnte ich dann einen Termin beim Chefarzt ergattern.

Und dann war sie da, die zermürbende Angst, die erste Aussage über den Verlauf der OP und die unfassbare, niederschmetternde Diagnose:

"Ihr Mann ist totkrank, wir konnten nicht mehr viel für ihn tun, der Tumor war zu groß, zuviel gesundes Gewebe zerstört, eine Rückverlegung des Stomas wird es nicht geben können, dafür mußten wir zuviel vom Darm entnehmen und das Bauchfell ihres Mannes sieht aus wie ein Streusselkuchen, so etwas habe ich im Laufe meiner 22-jährigen Berufserfahrung noch nicht gesehen. Der Fall ihres Mannes wird auf der nächsten Tumorkonferenz vorgestellt. Er wird ihnen nie mehr in ihrem Geschäft beiseite stehen können"

Er sagte das alles sehr besonnen, aber keine Hoffnung mehr machend. Auf meine flehende Frage, ob man denn keine Chemo machen könne, kam nur ein leichtes, zweifelndes Achselzucken.
Man hatte meinen Mann aufgegeben, es machte alles keinen Sinn mehr, noch an eine Therapie zu denken.

Aber man hatte die Rechnung ohne meinen Mann gemacht.
Aufgrund seiner zusätzlichen Tumorkachexie, die ihn jetzt schon auf 61kg bei 183 cm runter gebracht hatte, verschwiegen wir ihm alle in Absprache mit den Ärzten seinen Zustand. Erst als nach 6 Tagen bereits der Pater in seinem Zimmer auftauchte und auf Drängen der Ärzte, entschieden wir uns dazu, ihm die Wahrheit zu sagen.

Wie wir heute wissen, war das der größte Fehler, damit fast eine Woche zu warten, denn jetzt hatte mein Mann ein Ziel und dieses Ziel hieß, seinen Feind zu bekämpfen. Einen Feind, den er bis dahin noch nicht kannte.

Er erholte sich zusehends, entwickelte Appetit und begann damit, den Kampf gegen seinen Feind aufzunehmen.Der unbeschreibliche Wille zu leben, allen zeigen und beweisen zu wollen, dass man es schaffen kann, wenn man daran glaubt war stärker und plötzlich wurde darüber nachgedacht, eine leichte Chemo in Tablettenform zu versuchen.
Und so ging es dann Anfang März 09 tatsächlich mit Chemo los bis heute fortlaufend alle 14 Tage....
Aus den 3 Wochen Überlebenzeit sind heute 365 Tage geworden und es sollen noch unzählige dazu kommen.
Das alles hat er nur geschafft, weil er an sich geglaubt hat, weil er die Chemo als Motor und nicht als Bremse, sein Stoma als Hilfsmittel und Lebensretter akzeptiert, das Negative verdrängt hat und selbst, die Tatsache, dass man bei ihm während der OP einen Schlauch im Bauchraum vergessen hat, nicht als so schlimm empfindet.
Diese positive Energie habe ich versucht durch meine Ausführung an alle weiter zu geben, denen es momentan nicht so gut geht.
Leider ist es länger geworden, als geplant, genauso lang wie diese 365 Tage von uns empfunden werden. 365 Tage zusätzlich geschenkte Tage.
Heute gehen wir über die Straße und manchmal hab ich den Eindruck, dass man sich nach uns umdreht, den Gedanken im Hinterkopf habend, "wie der lebt ja immer noch" oder dass ich Lügenmärchen aufgetischt hätte. Dann drehe ich mich stolz um und denk bei mir:

Die schönste Lüge, die es geben konnte.

Die Ärzte können zu 30 % helfen, die restlichen 70 % ist Kopfsache des Patienten.
Bitte vergesst das niemals.

Allen Lesern viel Zuversicht, Kraft und Mut

Sonnenblümchen
__________________
Er hat nie aufgehört, daran zu glauben, wieder gesund zu werden.....
Aus dem Glauben wurde Hoffnung, doch die Krankheit hat der Hoffnung keine Chance gelassen.



*28. Mai 1949 + 9. Juni 2010 in Bad Frankenhausen
Mit Zitat antworten