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Alt 08.05.2010, 19:27
Immortallity Immortallity ist offline
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Standard AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll

@rosa.sputnik

Viel Zeit zum Überlegen hatte ich damals auch nicht. Es gab auch wirklich wenige Momente, wo ich mal in mich gehen konnte und großartig überlegen konnte.

Das große Loch kam erst, als die Dinge abgeschlossen waren. Aber da stand bei mir Wochen vor der eigentlichen Trauer über den Verlust des Menschen erstmal die Wut um das Geschehene. Die Wut auf diese Krankheit, die Wut, dass mein Vater mich, für mein Empfinden damals, einfach alleine ließ.

Ich war damals dabei, als mein Vater ging. Es war auch gut so und ich hätte es nicht anders gewollt. Er hat sich damals auch für mich entschieden, mir mein Leben zu schenken. Für mich war es selbstverständlich den letzten Schritt mit ihm an seiner Seite zu gehen.

Als der Anruf vom Krankenhaus damals uns erreichte, dass sich sein Zustand sehr verschlechterte, hatten wir zuerst ein Vorgespräch mit dem diensthabenden Arzt auf der Station, der uns dann fragte, ob wir bei meinem Vater sein wollen. Meine Mutter und ich guckten uns damals nur fragend an und sagten, ja natürlich möchten wir bei ihm sein. Der Arzt sagte uns, dass es wohl doch nicht wenige Angehörige geben soll, die diesen Schritt nicht tun (können). Ich war über diese Aussage sehr schockiert.

Was Du über den Pflegedienst und das Hospiz schreibst, macht mich sehr betroffen!!!! Ich habe damals auch keine guten Erfahrungen mit der Pflegeeinrichtung gemacht, wo mein Papa untergebracht war. Zwar sehr viel andere als Du, aber es reichte auch. Meinen Vater hat man damals beklaut. Auch nicht wenig Geld. So was ist auch mehr als abartig, die Hilflosigkeit einer wehrlosen Person so aus zunutzen.

Aber Deine Geschichte ist auch der Gipfel der Unverschämtheit!!! Ich glaube, ich hätte mit dieser Person sonst was angestellt.

Ich möchte hier aber trotzdem auch nochmal für Wassertropfen sprechen: Jede Person hat ihre ganz eigene Strategie mit so einer Problematik umzugehen. Ich persönlich denke, sie hat damit nur ihre Angst dokumentiert, sich wieder mit dem Thema auseinder setzen zu müssen. Man sollte ihre Worte nicht in jede Einzelheit überbewerten. Ihre Gedanken sind vollkommen normal und drücken halt ihre Hilflosigkeit aus, die jeder Betroffene und Angehörige in so einer Situation empfindet.

Zu meinem damaligen Freundeskreis kann ich dieses Fluchtverhalten ebenfalls in gewisser Art und Weise unterstreichen, denn dieser wurde nach meiner Geschichte bzw. der Geschichte meiner Eltern recht klein. Denn die haben sich auch das Recht rausgenommen, sich nicht damit auseinander setzen zu müssen und haben sich zu 75% nicht mehr gemeldet.

So was bringt auch Erfahrungen und Erkenntnisse, wer wirklich Freund ist und wer nicht und das ist auch ganz gut so. Auch wenn die Erkenntnis in manchen Fällen weh tat.

LG Janette
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Vater
Kleinzeller Diagnose 2000 / multiple Metastasierung 1 Einheit Chemotherapie

Mutter
Diagnose 2000 parallel zu meinem Vater Lungenkrebs / Adenokarzinom T1 N0 M0 / Entfernung kompletter Lungenlappen / Keine weitere Therapie

Diagnose 2010 erneut Lungenkrebs / Adenokarzinom T1 N0 MX G3 / Stadium IV / multiple Metastasen Nebennieren / zwischen Speiseröhre und Wirbelsäule / Leber unklare Verdichtung / 3 Einheiten Carboplatin + Alimta
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