Was ist bloss mit mir los?
Ich lese schon seit langer Zeit hier im Forum - manchmal hab ich auch was reingeschrieben. Es hat mir sehr geholfen.
Aber meistens sitze ich da, lese Eure Beiträge und kriege das heulende Elend...
Nun aber zu meinem Problem:
Ich bin noch keine "Hinterbliebene" - aber meiner Mum geht es sehr schlecht. Ich rechne jeden Tag, dass die Klinik anruft...
Ich bin auch nicht mehr soooo jung - mittlerweile 34 Jahre - aber als der Brustkrebs anfing bei meiner mum war ich gerade 18 - und ich finde, seitdem hat sich wenig gändert

ie Sorgen, das Leben auf Raten, das Auf und Ab, die ständige Ungewissheit, es ist genauso wie vor 15 Jahre....
Nie waren wir vor diesem sch... Krebs sicher. Ständig kamen andere Metas (Haut, Pleura, Knochen, Auge). Immer dachte ich: so jetzt verlierst du deine mum - sie hat es immer wieder geschafft - war unheimlich stark und kämpfte wie eine Heldin.
Aber jetzt scheint der Krebs zu eplodieren.
Sie ist am Ende, hat keine Kraft mehr, kann sich nicht eimal mehr aufsetzen. Ich fahre jeden Tag zu ihr in die Klinik - koche für sie und füttere sie.
Es ist nicht mehr der Mensch, den ich kenne. Das macht mich total fertig.
Jetzt hat sie Lebermetas, Lymphangiosis in der Lunge und V.a. Knochenmarkskarzinose - Blutbild ist sehr schlecht und sie bekommt ständig Transfusionen.
Ich selber bin in der letzten Zeit absolut überempfindlich - alles nervt mich.
Ich reagiere in meinem sozialen Umfeld absolut über, will einfach nur meine Ruhe. Wenn mich nur einer schräg anguckt bin ich schon beleidigt - geschweige denn, er redet mich "dumm" an, dann würde ich am liebsten streiten, bis aufs "Blut".
Ich kenn mich so nicht - bin ein echt friedliebender Mensch - lass alle leben, die mich leben lassen...
Was ist bloss los?
Ich bin dabei, gerade mein soziales Umfeld so zu vergraulen, dass ich Angst habe, keiner will bald mit mir etwas zu tun haben.
Aber ich kann momentan nicht anders.
Kennt ihr das?
Ich neide jedem, der eine gesunde Mutter hat.
Meine mum ist meine beste Freundin - ich habe mir kein T-Shirt ohne sie gekauft - war jeden Tag mal kurz daheim, habe etwas mit ihr unternommen - habe meine Bedürfniise in den Hintergrund gestellt - wollte für sie da sein.
Wenn ich meinen Mann (wir haben uns vor 4 Jahren kennengelernt) und meinen 2jährigen Sohn nicht hätte - ich weiss nicht, was heute wäre...
Ich fühl mich so besch..., funktioniere für meine kleine Familie - aber sobald mein Mann im Bett ist - heule ich nur noch.
Kennt ihr das auch?
Ich habe über den ganzen Zeitraum lernen müssen, mit meinen Gefühlen alleine klarzukommen - ich musste immer stark sein.
Dieses überempfindlich reagieren - aggressiv sein - obwohl man das eigentlich nicht will?
Was ist bloss mit mir los?
Ich drücke euch alle
Liebe Grüsse
Kerstin L.