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Alt 22.03.2004, 22:09
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Kerstin,

ich kann den anderen nur beipflichten. Auch ich war in den vergangenen Wochen sehr aggressiv und ungerecht zu meiner Umwelt. Ich habe verbal um mich geschlagen, als ob alle was dafür könnten, dass es meiner Mum so schlecht ging.

Auch möchte ich Dir den selben Rat wie Claudia und Toni geben: sei einfach für Deine Mum da.

Ich war vor 4 Wochen beim behandelnden Arzt meiner Mum und wollte sie "retten". Wollte Sie in eine Spezialklinik bringen, ihr die besten Ärzte der Welt besorgen, bis mich der Arzt auf den Boden der Tatsachen gebracht hat. Er sagte damals zu mir, dass ich doch anstatt nach fremder Hilfe zu suchen vielleicht einmal das Menschliche in den Vordergrund stellen sollte. Ob ich meiner Mum nicht viel mehr helfe, wenn ich einfach für sie da bin, ihr jeden Wunsch erfülle, etc.

Die Worte gingen mir sehr nah und ich sprach mit meinem Chef und bat um Flexibilität in der Arbeit. Auch ich ging sehr früh in die Arbeit, früh nachmittags nach Hause und arbeitete spät abends noch von zu Hause. Ich spürte von Tag zu Tag wie sehr sich der Zustand meiner Mum verschlechterte. Am 12.03. hatten wir noch einen tollen Beauty-Nachmittag: ich wusch sie von Kopf bis Fuss, cremte jede Stelle ihres Körpers, bezog das Bett frisch und legte sie so frisch und munter zurück in ihr Bett. Sie schlief dann ein.

Das war das letzte Mal, wo ich meine Mum sehr aktiv und lebensfroh erleben durfte, fast sogar albern. Am 13.03. wurde sie nicht mehr wach, war wie im Koma und schlief um 18 Uhr für immer ein.

Ich war für jede Sekunde, die ich mit ihr verbracht habe, so dankbar. Wir haben noch über alles gesprochen. Sie hat selbst mit meinem Bruder und mir noch über die Beerdigung und die Freunde, die sie beim Kaffee danach dabei haben möchte, gesprochen. Sie hat alles organisiert, als ob es ihr Geburtstag wäre.

Wir waren Freundinnen und werden es für immer bleiben, denn die Liebe wird nie sterben, nur das Körperliche.

Fühlt Euch alle gedrückt

Tine
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