junge Frauen und der Tod der Mutter
Hallo Kerstin und Ihr anderen,
tja, das mit dem Zeitpunkt für das Hospiz ist so ein Thema, das hängt wohl in jedem Fall von anderen Faktoren ab. Bei mir war es so, dass es keine andere Möglichkeit gab, da für meine Mutter Pflege zuhause nicht in Frage gekommen wäre, ich hatte bei verschiedenen Pflegediensten angerufen und die haben alle gesagt, das könnten sie nicht leisten. Mich haben die Ärzte im Krankenhaus darauf angesprochen, dass es für meine Mutter zu diesem Zeitpunkt besser wäre. Ich würde an Deiner Stelle den Arzt fragen, ob er das schon für Sinnvoll hält. Deine Situation mit der derzeitigen Pflege Deiner Mutter scheint Dich ja auch ganz schön zu fordern, es hängt sicher auch davon ab, wie lange Du das schaffst, Dein kleiner Sohn braucht Dich ja schliesslich auch...
Meine Mutter hat nicht wirklich mitbekommen, dass es sich um ein Hospiz gehandelt hat, wo sie ihre letzten Tage verbracht hat, sie wollte nichts von ihrem bevorstehenden Tod wissen und das hätte sie nur aufgeregt. Ich habe ihr gesagt, es wäre eine Art Sanatorium, damit sie besser zu Kräften käme und vielleicht doch noch bestrahlt werden könne (was ich in meinem Herzen auch die ganze Zeit gehofft hatte). Ich weiss bis heute nicht, ob das richtig war, aber es schien mir irgendwie humaner, ich hatte versucht, mit ihr darüber zu reden aber sie hat halt total abgeblockt.
Wir haben auf jeden Fall eine unglaublich gute Erfahrung gemacht. Als Anekdote kann ich dazu sagen, dass meine Mutter am Abend des ersten Tages (gleichzeitig 2 Tage vor ihrem Tod) noch das Zimmer umräumen wollte, weil sie das Bett dem Fenster gegenüberstehen haben wollte. Und eine Schwester (so ne ganz nette, mit kurzem Haar und rotgefärbtem Zöpfchen) hat sich eine Stunde lang mit mir zusammen abgemüht die schweren Möbel umzustellen. Dabei haben wir uns totgelacht und meine Mutter mit. Das nach der angespannten Klinikatmosphäre zu erleben, wo man sich für jede Schmerzspritze, für die man die Pause der Schwestern unterbricht, entschuldigen muss, hat auch mir neue Kraft gegeben. Ich hatte das Gefühl, hier sind Leute, denen die Zufriedenheit meiner Mutter genauso am Herzen liegt wie mir.
Auch der Moment als sie gestorben war, wurde dadurch einfacher. Die Schwestern haben mir so geholfen. Eine hat mich erst mal alleine gelassen, aber genau die Zeit, die ich brauchte, dann kam sie rein mit Kaffee und Butterbroten, sie hatte sich die Mühe gemacht, verschiedene Marmeladen draufzuschmieren und das Brot in kleine Stückchen zu schneiden - wie für ein Kind. Das klingt total albern, aber das hat mir geholfen, mich nicht so alleingelassen zu fühlen. Wenn ich mir vorstelle, sie wäre im Krankenhaus gestorben, und man hätte vielleicht noch versucht, sie wiederzubeleben und all den Quatsch... Ich glaube, die Entscheidung meine Mami in ein Hospiz zu geben, war eine der besten meines Lebens.
Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen.
Alles Liebe und viel Kraft!!
Steffi.
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