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Alt 08.04.2004, 23:41
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Annett,
ich war heute den ganzen Tag gedanklich bei Dir und hoffe sehr, dass Du die Beerdigung gut überstanden hast.

Du hast gefragt, wie es meiner Mum zuletzt gegangen ist. Und wenn ich ganz ehrlich bin, war alles so furchtbar. Die letzten Tage waren so schrecklich, man sah förmlich den Verfall. 4 Tage vor ihrem Tod, sagte sie, dass sie spürt, das sie stirbt. Dann hat sie mit meinem Bruder und mir alles abgestimmt: Beerdigung, Grab, Gäste beim Leichenschmaus, etc. Es ist einerseits furchtbar, andererseits weiss man so, dass sie auch da war. Sie hat uns zum Schluss noch gesagt, dass sie alles erleben durfte und nichts in ihrem Leben vermisst hat. Das tat mir sehr gut, denn sie konnte wirklich ihre Träume leben. Aber das Zusehen-Müssen, wenn ein solch wichtiger Mensch Tag für Tag in schlechterer Verfassung ist, das wünsche ich niemandem.

Und Steffi, ich habe mir die Frage auch sehr häufig gestellt, ob ein schneller Tod nicht für alle Angehörigen der leichtere Weg gewesen wäre. Auf einer Seite JA, da man nicht zusehen muss, wie der geliebte Mensch leidet. Aber wenn ich so zurückblicke, wollte ich dieses lange Abschiednehmen, das Begleiten meiner Mama auf ihrem letzten Weg nicht missen. Bei einem Unfall bleibt so viel unausgesprochen, so viel unerledigt. Irgendwie bin ich schon dankbar, dass ich die Zeit mit meiner Mum noch hatte. Ihr das bißchen Leben noch etwas versüssen durfte und einfach bei ihr sein durfte. Einfacher ist es sicher bei einem schnellen Tod, aber einfache Wege sind nicht immer die besten.

Ich wünsche Euch Allen viel Kraft und Liebe

Eure Tine
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