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Alt 19.04.2004, 14:21
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Annett!

Ich hatte in der ersten Zeit überhaupt keine Gelegenheit, ganz alleine an das Grab meiner Mutter zu gehen, weil stets auch meine Kinder darauf bestanden, dabei zu sein und Omis Grab schön zu machen. Also hatte ich auch keine Möglichkeit, wirklich an ihrem Grab zu trauern.

Im August dann, ich hatte ein kinderfreies Wochenende und mein Freund wollte lange schlafen, bin ich morgens um 8.45 Uhr auf den Friedhof gefahren. Um zum Grab zu gelangen, muss ich einen langen geraden Weg gehen, von dem aus ich aber bereits das Grab sehen kann. Am Anfang des Weges fing ich an zu weinen, ich konnte nicht mehr aufhören. Am Grab habe ich eine geschlagene halbe Stunde gesessen und nur geweint. Niemand hat mich gestört, niemand hat mich angesprochen ... ich wollte es ja auch nicht. Ich habe mich hinterher ausgelaugt und müde gefühlt. Aber von da an ging es bergauf. Wenn ich jetzt zum Grab komme, fühle ich mich, als würde ich sie besuchen. Wir haben alle Blumen jetzt im Frühjahr gesetzt, die sie stets toll fand. Wir setzen uns meistens bei ihr auf den Rasen und trinken etwas oder knabbern einen Keks. Die Kinder laufen herum und gucken sich Blumen an. Ich denke, wir haben die Tatsache in unser Leben integriert.

Lass Deine Trauer raus, auch wenn andere meinten, Du müsstest Dich jetzt mal langsam zusammen nehmen. Jeder hat seine Trauerphase, die individuell lang ist. Erinnere Dich und schaue Dir viele Fotos an. Beschäftige Dich mit ihr gedanklich so häufig Du es möchtest. Das gehört alles dazu. Und weißt Du was? Ich habe, seit sie gestorben ist, keine Angst mehr vor dem Sterben, denn sie wartet ja schon auf mich und ich freue mich, sie - wenn es soweit ist - wiederzusehen.

Ich wünsche Dir alles Gute!
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