junge Frauen und der Tod der Mutter
Liebe Annett!
Wenn ich das richtig gelesen habe hier im Forum, ist es gerade mal 3 Wochen her mit Deiner Mutter? Du hast doch einen Anspruch darauf, traurig zu sein! Was sind 3 Wochen Trauer? Gar nichts! Wirklich begreifen konnte ich die Tragweite des Geschehens erst nach 3 Monaten, weil wir dann fertig waren mit allem: Wohnung, Auto-Verkauf und sämtliche Schreibarbeiten. Solange war ich noch so beschäftigt mit ihr, als wäre sie ständig um mich.
Ich hatte auch das Gefühl, dass mein Freund nicht so richtig verstehen konnte, warum ich weine. Er hat es wohl akzeptiert, aber eine Hilflosigkeit konnte ich in jedem Fall auch spüren. Darauf solltest Du aber keine Rücksicht nehmen. Du bist traurig und Punkt.
Ich weiß gar nicht genau, wie wir den Alltag wieder hinbekommen haben. Meine Kinder sind zu dem Zeitpunkt 10 und fast 4 gewesen. Der Kleine weiß heute noch, dass seine Omi nicht richtig Luft geholt hat und deswegen gestorben ist. Er hatte das Telefonat mit meiner Schwester in Mamis letzten Minuten und meine anschließende Hektik sehr wohl mitbekommen. Die Große ist ganz normal zur Schule gegangen und hat am Nachmittag dann bereits zu mir gesagt, dass sie es sich schon denken kann und ich bräuchte nichts zu sagen.
Da ich ausgesprochen verständige Kinder habe, ist unser Alltag einfach weitergelaufen. Wir haben - z.T. auch zusammen mit den Kindern - den Nachlass geregelt. Jeder durfte sich sein Lieblingsandenken an die Omi aussuchen, damit es einen Ehrenplatz im Zimmer bekommt.
Wie alt sind Deine Kinder?
Hinzu kommt, dass ich eben zwei Geschwister habe, mit denen ich mich jederzeit austauschen konnte. Uns hat alle drei den Höhepunkt der Trauerphase erst nach drei Monaten erwischt. Wir haben das zusammen meistern können. Das ist Dir - wenn ich es richtig in Erinnerung habe - leider nicht gegeben. Du kannst mir gerne jederzeit schreiben!
Aber bitte erwarte nicht von Dir, dass Du Dich schon beruhigen musst. Es wird sicher ein gutes Jahr dauern, bis Du alles verarbeitet hast. Nicht umsonst gibt es das Trauerjahr!
Und versuche nicht auf Krampf, Dich abzulenken. Akzeptiere Deine Traurigkeit. Sprich mit den Kindern über Omi, behaltet sie lebendig in Eurer Erinnerung.
Mein Hausarzt, der seinerzeit meine Mutter als Patientin begleitet hat, hat mir übrigens die Bücher von Elisabeth Kübler-Ross sehr ans Herz gelegt. Vielleicht hilft Dir Literatur über das Thema des Sterbens und Gespräche mit Sterbenden.
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