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#1
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Hallo,
ich war längere Zeit nicht mehr hier aktiv. Nur als stille Mitleserin. Zum Teil aus Zeitgründen, aber auch weil mir oft die Konzentration und die innere Ruhe fehlt, um mich mit den Beiträgen hier zu beschäftigen. Aber jetzt beschäftigt mich etwas, was ich hier mal loswerden will. Ich hatte vorgestern ein langes, intensives Gesrpäch mit meinem Doc. Nachdem ich vorher lange in Internet gewühlt hatte, wollte ich von ihm etwas über meine Lebenserwartung wissen. Natürlich weiß ich, das er mir darauf keine klare Antwort geben kann. Aber nachdem ich mit meiner Krankheit jahrelang recht "sorglos" und mit einer positiven Einstellung umgegangen bin, wollte ich dieses Thema einfach mal ansprechen, zumal sich in meiner Leber jede Menge Metas eingenistet haben. Was ich aus diesem Gespräch mit nach Hause genommen habe ist folgendes: Es ist eher nicht zu erwarten, dass ich die Einschulung meiner beiden jüngsten Enkelkinder ( 8 Monate und 14 Monate ) noch miterlebe. Ein Satz von ihm war außerdem: Wir sprechen von Monaten oder ein paar Jahren, auf keinen Fall von einem Jahrzehnt. Die Frage, die mich jetzt am meisten beschäftigt, ist: rede ich mich meinen Kindern darüber, oder warte ich noch. Es geht mir im Moment relativ gut, ich kann noch ein paar Stunden in der Woche arbeiten gehen, meinen Hobbys nachgehen, und sehe auch nicht unbedingt krank aus (laut Aussage meiner Umwelt). Also haben wir alle das Thema Tod in weite Ferne gerückt. Aber jetzt weiß ich nicht so recht, wie ich mich den Kindern gegenüber verhalten soll. Soll ich ihnen von dem Gespräch erzählen, soll ich sie in meine Gedanken mit einbeziehen, oder warte ich noch. Soll ich sie jetzt schon damit belasten? Ich habe Freunde und einen guten Psychologen, mit denen ich reden kann. Es ist also nicht so, dass mit diesem Thema alleine bin. Vielleicht hat jemand eine Meinung dazu ? Danke fürs Zuhören Lieben Gruß, Cora ![]() |
#2
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Hallo Cora,
tut mir leid, dass es dich wieder erwischt hat und natürlich hoffe ich für dich, dass du noch ganz lange Zeit hast, dich deinen Kindern und Enkelkindern zu widmen. Ärzte wissen auch nicht alles. Ich persönlich bin immer dafür mit offenen Karten zu spielen und würde sicherlich meinem Mann und der Familie sagen wollen wie es um mich steht. Das würde auch ihnen die Gelegenheit geben sich damit auseinanderzusetzen. Manches könnte sonst ungesagt oder unerledigt bleiben weil die Zeit vielleicht auf einmal zu schnell abläuft. Den obigen Satz finde ich auch ziemlich wichtig. Ich könnte nicht mit Freunden über meinen Zustand reden, aber meinen Mann und die Familie außen vor lassen. Wie soll das gehen wenn die Freunde zu Besuch kommen und auf den Rest der Familie treffen? Sollen sie gute Miene zum bösen Spiel machen? Und irgendwann kommt vielleicht auch der Moment, wo du Unterstützung brauchst. Ich würde ein offenes Gespräch führen. Ich hatte selbst auch die Diagnose und meine Mutter ebenfalls (3 1/2 Jahre nach mir). Da wird mehr als 4000 km auseinander wohnen sind wir gegenseitig darauf angewiesen, dass jeder offen sagt, was Sache ist. Nichts fände ich schlimmer als Ungewißheit oder wenn ich mir Gedanken darüber machen müsste, ob meine Mutter mir etwas verschweigt. Freundliche Grüsse
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Birgit64 במאי יש לך תמיד סיבה מספיק להתלונן |
#3
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Hallo Cora,
ich möchte mich Birgit anschließen. Je eher Du Deine Kinder informierst, desto besser ist es. Aber wenn Du Dir nun noch nicht so sicher bist, dann frag doch einfach nochmal im Angehörigenforum. Deine Kinder sind schließlich Angehörige und deshalb wirst Du dort auch erfahren können, wie sie das sehen und auch unterschiedliche Meinungen hören. Lieber Gruß und alles Gute für Dich ![]() |
#4
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Liebe Cora,
als Angehörige kann ich Dir nur raten, bitte sprich mit Ihnen. Meine Schwägerin hat bis zum Schluß nie mit uns, nicht einmal mit ihrem Ehemann, über ihren Zustand gesprochen. Das war für uns schwer, wir mußten es aber akzeptieren. Wir dachten immer, wir warten, der erste Schritt muß von ihr kommen, ... schlußendlich war es dann irgendwann zu spät. Am unerträglichsten fand ich, dass es leider letztlich auch zu ihrer Isolierung beigetragen hat. Ihr Mann und ihr Vater haben zuletzt nur noch über das Wetter + das sie viel essen und trinken müsse, etc. mit ihr gesprochen... Es tat mir in der Seele weh aber "Sterben" und Gefühle zeigen, waren absolut tabu. Gerne hätte ich ihr Wünsche erfahren, was sie sich für ihren kleinen Sohn erhofft. Gerne hätten wir ihr vielleich auch die eine oder andere Sorge noch genommen oder ihr versprochen, dass wir uns gemeinsam um ihren Sohn oder ihren alten Vater kümmern...Irgendwann war der richtige Zeitpunkt vorbei und ein "gehaltvolles" Gespräch leider nicht mehr möglich. Für mich selbst habe ich jedenfalls den Schluß gezogen, in einer solchen Situation offensiv damit umzugehen. Lieber zeitig alles besprechen und dann wieder die Tage genießen. Es ist mir unvorstellbar, dass ich mich vor meinen Liebsten verstellen + immer tough sein müßte. Ich wünsche Dir alle Liebe - Ilka |
#5
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Hallo Cora,
ich kenne dieses blöde Gefühl, nach außen gesund und fröhlich wirken zu wollen. Aber das ist nicht immer möglich und dann sollten die Familienmitglieder und die engsten Freunde wissen wie es um uns steht. Es gibt keine absolut gültige Prognose für die Lebenserwartung und den Verlauf unserer Krankheit. Doch ich bin jetzt sehr egoistisch geworden und genieße jeden Tag - wenn das möglich ist. Ich treffe mich mit Freundinnen für eine nette Kaffeerunde, rufe alte Tanten an, gehe zu Veranstaltungen, die mir gut tun. Eigentlich wollte ich Sprachkurse machen, das kann ich nicht mehr - bis ich alles einigermaßen gelernt habe, werde ich nicht mehr reisen können oder gar nicht mehr hier sein. Und das mit dem Pfirsichbaum lasse ich auch. Den hätte ich gerne in den Garten gepflanzt, doch die Früchte werde ich nicht mehr essen können ... Bei der Einschulung der Enkelkinder wäre ich ja auch gerne dabei - das wird wohl nicht und das macht mich sehr traurig. Aber vielleicht kann ich ja noch Weihnachten feiern und Silvester und wer weiß sogar noch Ostern nächstes Jahr. Aber heute scheint hier die Sonne, es gibt überall duftendes frisches Obst zu kaufen und Sommerblumen blühen und für Morgen habe ich mir Gäste eingeladen und ehrlich gesagt, ich fühle mich gut. Bei allem wünsche ich Dir, liebe Cora, viel Lebensfreude und eine Portion Egoismus! Viele Grüße Mara |
#6
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Hallo Ihr Lieben,
danke für eure schnellen Antworten. Ja, das was Ihr schreibt ist auch dass, was ich mir eigentlich wünsche. Alles in Ruhe aussprechen, den Kindern (Mann gibt es keinen) die Möglichkeit geben zu reden, und sich auf ihre Art damit auseinanderzusetzen. Ich werde jetzt auch endlich mal die längst fällige Patientenverfügung aufsetzen und mir einen Platz im Friedwald kaufen. Und dann wieder zur Tagesordnung übergehen und das Leben geniessen. Und zwar alles noch sehr viel intensiver und bewußter als vorher!! Danke Euch allen und alles Liebe und viel Kraft für Euch ![]() Cora |
#7
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Hallo Cora,
ich würde auch mit den Kindern reden, alles andere wäre unfair. Aber eigentlich schreibe ich dir, um dir von einer Frau zu erzählen, deren einziger Wunsch es war die Einschulung ihrer Enkelkinder zu erleben. Sie waren erst 1,5 Jahre alt, als diese Frau an Lungenkrebs erkrankt ist. Schwer erkrankt, inoperabel und eigentlich hatte sie keine Chance. Nach der Chemo konnte dann doch operiert werden und sie hat es erlebt, sie hat die Einschulung sogar 2 Jahre überlebt. Inzwischen ist sie leider gestorben, aber die Ursache war nicht der Krebs: Fühl dich gedrückt Liebe Grüße Susi |
#8
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Hallo Cora,
möchte mich meinen Vorschreibern anschließen. Es ist gut und wichtig und drückt auch viel Vertrauen Deinerseits in Deine Kinder aus. Sicherlich ist es auch eine riesige Belastung für sie, aber im Rückblick wäre es sicher noch belastender, wenn sie irgendwann erfahren, dass Du es wußtest und es ihnen nicht gesagt hast. Ich glaube, dass die Kinder auch erwarten dürfen, dass sie - als Deine Kinder - mit eingebunden in solch eine intime Thematik. Bei meiner Arbeit im Hospiz habe ich gelernt, den Angehörigen gegenüber auszusprechen: "Sie müssen mir nicht sagen, wie schwer die Situation für Sie ist. Aber bitte stellen Sie JETZT Ihren eigenen Egoismus mal zurück. Ihre Mutter/Partner .... ist hier bei uns und ER/SIE hat den schwersten Weg vor sich" Ich sage auch oft:" Sie verlieren EINEN Menschen ... Ihr/e ... verliert alle/s". Soll heißen: Natürlich ist es so dass man die anderen in eine traurige Situation bringt - aber hat man als kranker Mensch, der nicht mehr so lange zu leben hat, nicht die traurigste Situation und den umfangreichsten Abschied? Abschied nicht nur von Personen sondern auch von Träumen, die für uns alle so selbstverständlich sind? Ich möchte Dir sagen: Nimm auch Du Dich selbst etwas wichtiger. Du hast eine schwere Last zu tragen und musst nicht noch Rücksicht auf Deine erwachsenen Kinder nehmen - da müssen sie durch und das müssen und werden sie mit der Zeit tragen (können) ... Bei Heike war es so, dass sie und ihre Kinder sich NIEMALS vorher so nah waren, niemals! Sie haben erst am Ende von Heikes Leben wirklich zueinander gefunden und gelernt was es heißt zu lieben ... Für Heike die schönste Zeit ihres Lebens und ihre eigenen Kinder haben in dieser Situation erst kennengelernt, wer ihre Mutter eigentlich ist. "Den Tagen mehr Leben geben" ...... Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft findest, Dich ihnen zu offenbaren. Warte nicht auf den "richtigen Moment" - den gibt es nicht. Alles Liebe für Dich und euch, Angie
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![]() ![]() ![]() ![]() ... I`ll see you when the sun sets!!! |
#9
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Hallo Angie,
danke für Deine offenen Worte. Ich bin froh, dass ich mich entschlossen habe, mein Problem hier zu posten. Denn erst bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema hier im Forum, ist mir klar geworden, warum ich gezögert habe. Ich mußte in einer langen (Gott sei Dank nicht mehr existierenden Ehe), für alles die Verantwortung übernehmen, und meine Kinder haben oft unter vielen Situationen gelitten. Also hatte ich immer das Gefühl, sie zu beschützen. Aber jetzt sind sie alle erwachsen haben eigene Kinder, sind in der Lage Verantwortung zu übernehmen, und das muß ich endlich verstehen. Ich werde mit ihnen reden, denn die Last, ihnen etwas vorzuspielen würde mich erdrücken. Liebe Grüße, Cora ![]() |
#10
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Danke Lydia, ja, wenn ich versuche mich in die Situation einer Angehörigen zu versetzten ist es eigentlich gar keine Frage mehr. Ich muß es ihnen sagen.
Ich wünsch Dir alles Gute, Cora |
#11
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![]() Zitat:
Es ihnen zu sagen ist auch ein Vertrauensbeweis und gibt ihnen die Möglichkeit ihrem eigenen Bedürfnis, Dir als Mutter etwas zurückzugeben, gerecht zu werden. Man kann ja im Normalfall schon davon ausgehen, dass jedes Kind, dessen Mutter bemüht war eine gute Mutter zu sein, den Wunsch in sich trägt, auch mal etwas zurückgeben zu können ... oft aber verschiebt man das auf "unbestimmte" Zeit, weil man keinen Gedanken daran verschwendet, schon morgen könnte das Leben eines JEDEN Menschen zuende sein. Heikes Kinder waren froh, dass sie die gemeinsame Zeit wirklich intensiv nutzen konnten, Unausgesprochenes aussprechen konnten und auch Heike konnte (mit mir als "Übersetzerin") ihren Kindern alles sagen was ihr wichtig zu sagen war (auch wenn es für mich nicht immer leicht war, denn ich fühlte mich oft so, als würde ICH mich von meinen Kindern verabschieden müssen). Aber letztendlich konnte Heike in Frieden mit sich loslassen und die Kinder in Frieden mit sich hier lassen ... Ich wünsche Dir viel Kraft für diesen schwierigen Schritt. Mit lieben Gedanken grüßt Dich Angie
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#12
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Danke Angie,
Deine Worte geben sehr viel Kraft und Trost. ![]() Und für Heike war es sicher ein sehr beruhigendes Gefühl, Dich an ihrer Seite zu haben. Kannte ich sie? War sie auch hier? Ganz liebe Grüße, Cora |
#13
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Hallo,
ich habe am Wochenende mit meinen Kindern geredet. Es war ein anstrengendes, tränenreiches Gespräch und abends bin ich total erschöpft ins Bett gefallen. Aber jetzt ist alles ausgesprochen, und ich hab wieder mal gemerkt, was ich für eine tolle Familie habe. Sie haben jetzt alle die Möglichkeit, auf ihre Art und Weise damit umzugehen, und wir können jederzeit darüber reden, wenn sie das wollen. Ich kann mich jetzt wieder entspannen und zur Tagesordnung übergehen. Ich habe noch soo viel Lebensfreude in mir, und noch ein paar Pläne für mein Leben, und das laß ich mir von meiner Prognose auch nicht verderben !! Ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft und alles Liebe, Cora ![]() |
#14
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![]() Zitat:
Hast Du nun nach dem Gespräch auch das Gefühl, dass das alles besser zu tragen ist für Dich? Bei Heike war es so ... es kam etwas Ruhe in die Situation - in das Bangen und Hoffen und dieses ewige "vielleicht" mit allem Auf und Ab der Gefühle und Gedanken. Du kanntest sie nicht - sie war nie hier ... ich glaube sie wär auch kein Typ für einen Austausch via Internet gewesen. Lasse Dir eine liebe Umarmung hier und meinen Hut, den ich vor Dir und jedem Einzelnen hier ziehe! Angie
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