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  #1  
Alt 17.06.2011, 00:34
Sonja1963 Sonja1963 ist offline
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Registriert seit: 03.05.2011
Ort: 47533 Kleve
Beiträge: 24
Standard Ich hoffe ich kann Mut machen...

...denn nichts anderes möchte ich. Ich versuche grade ein bißchen Trost zu spenden und höre dabei ein Lied, "die Flügel meiner Ma".

Als man uns vor 9 Monaten sagte Mutter hat Lungenkrebs, brach eine Welt zusammen. Es begann ein hammerharter Kampf gegen den Krebs, für meine Mutter ganz schlimm. Aber auch für die Angehörigen ist es sehr schlimm.

Wir bangen, wir hoffen, wir trocknen Tränen, wir machen Mut, wir reden gut zu, wir schimpfen, wir erinnern, wir leiden, wir sind einfach da weil man uns braucht. Und das Schlimmste von allen...wir können nichts wirkliches tun. Wir sind ja nicht direkt betroffen.

9 Monate war ich die starke Tochter an ihrer Seite, habe sie aus einigen dunklen Löchern geholt. Tränen gabs nur zu Hause aber nie wenn ich bei ihr war.

Ihr Lebensmut an den Nullpunkt angekommen, sie wollte "heim zu ihrem Sohn", mein Bruder verstarb vor 2 Jahren ganz plötzlich (geplatze Bauchaorta).

Die OP...wir hätten sie fast verloren, aber Dank ihres neuen Lebenswillen hat sie es geschafft. Und nun heute die endgültige Diagnose...sie wird am Montag als GEHEILT aus dem KH entlassen. GEHEILT...KEIN KREBS MEHR DA!!! Ich kanns selber kaum glauben aber der Arzt hat es uns schriftlich gegeben, also muß es stimmen.

Was ich damit sagen will? Es lohnt sich jeder Tag, jedes Wort, jede vergossenen Träne, jeder Gang zum Krankenhaus. Seid stark für eure Angehörigen die sich mit der Diagnose Krebs auseinander setzen müssen. Der Kampf lohnt sich, so oder so!!!

An die Angehörigen der Krebserkrankten:
niemals aufgeben, auch wenns noch so schwer und aussichtslos erscheint. Auch wenn euch die ohmächtige Wut weil ihr "nichts tun könnt" den Boden unter den Füßen wegreißt. Manchmal geschehen Wunder...manchmal ist der Kampf verloren. Aber immer wird die Erinnerung bleiben. Schenkt euren geliebten Menschen die Kraft die sie selber nicht aufbringen können. Und hofft...Hoffnung ist das Letzte was bleibt. Und manchmal ist Liebe, Kraft und Stärke ein Neuanfang...so wie bei meiner Mutter.

Was ich grade fühle? Keine überschäumende Freude, ich versuche das Gehörte zu verarbeiten. Ich versuche zu begreifen das meine Ma noch eine Chance bekommen hat. Und ich würde jetzt so gerne ...keine Ahnung was ich jetzt wirklich will. WEINEN? Die Gefühle sind ein absolutes Chaos.

Am Liebsten würde ich klar machen wie wichtg es ist "nur" ein Angehöriger zu sein. Am Ende jedes Tunnels ist Licht, doch manchmal sehen wir es nicht, weil es nicht das Licht der Lebenden ist. Aber es ist das Licht der Menschen die ihr liebt und die vielleicht gehen müssen. Und ihr könnt dafür sorgen das sie ihren Tunnel durchschreiten, so oder so...

Ich hoffe inständig das ich mit meinen Worten keinem weh getan habe, ich will Mut machen, Stärke geben, Hoffnung nähren, aber auch das Unausweichliche nicht außer Acht lassen. Meine Mama hats geschafft und ich ich bete für jeden der das noch durchstehen muß...
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  #2  
Alt 17.06.2011, 01:22
undine undine ist offline
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Registriert seit: 16.11.2010
Ort: Elmshorn
Beiträge: 899
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Danke dir, Sonja. Mich hat dein Beitrag sehr bewegt.
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #3  
Alt 17.06.2011, 03:09
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Beiträge: 349
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Hallo Sonja,

ich finde es wunderschön, dass deine Ma die Krankheit besiegt hat. Es ist so gut für alle hier auch solche Beiträge zu lesen. Denn das macht allen Mut.
Deine Zeilen sind für betroffene und angehörige sehr wichtig. Das macht bestimmt einigen Mut.

Gruß
Sabine
__________________
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  #4  
Alt 17.06.2011, 11:04
edith57 edith57 ist offline
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Ort: Österreich
Beiträge: 654
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Liebe Sonja,

Mit deinem Beitrag tust du bestimmt niemanden weh. Du hast das sehr schön formuliert und ich finde mich in jeder deiner Zeilen wieder.
Danke, dass du dir die Mühe genommen hast, deine Gedanken in Worte zu kleiden und uns daran teilhaben zu lassen.

LG Edith
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  #5  
Alt 22.06.2011, 23:55
Sonja1963 Sonja1963 ist offline
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Ort: 47533 Kleve
Beiträge: 24
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Es wird Leute geben die denken warum schreibt sie sowas? Will sie uns ärgern? Will sie diejenigen noch mehr runterziehen, die nicht geheilt werden können?

Und genau das war meine größte Sorge bei diesem Thread. Natürlich will ich das NICHT! Vielmehr wollte ich damit ausdrücken das auch Angehörige sehr betroffen sind und ihren eigenen Kampf zu kämpfen haben. Viele werden jetzt auch sagen, die hat gut reden, die hat ja nichts.

Und ich sage NEIN, ich habe nicht gut reden. Ich rede seid nun 10 Monaten und habe damit gelebt meine Mutter zu verlieren. Und manchmal kommen einem die eigenen Worte hohl vor.

Und es muß auch keiner glauben geheilt und die Welt ist in Ordnung. Nur als Beispiel, innerhalb einer Woche von geheilt, zum HIV-Test bis zur Lungenentzündung. Eine Achterbahnfahrt sondergleichen die den betroffenen Patienten am Rande der Psyche bringt. Und da kommen "wir" wieder ins Spiel, und es sind die Angehörigen die dafür sorgen müssen das ihre Lieben nicht restlos verzeifeln.

Doch so manchmal werde ich ungerecht, unfair und egoistisch und frage mich...wer fragt wie es mir geht? Wer kümmert sich um meine Psyche? Wer sorgt dafür das ich wieder auf die Beine komme? Wie lange hält meine Stärke an?

Ich habe gestern einen Menschen getroffen den ich sehr lange kenne. Das erste sah ich ihn als er in die Klinik eingeliefert wurde, das war vor 6 Monaten. Gestern sah ich ihn wieder und was ich sah ließ mich bitterlich weinen. Ich sah einen Totgeweihten, nur zum Sterben war er noch da.

Versteht ihr was ich damit sagen will? Der Grad zwischen leben und sterben ist so schmal. Der Grad zwischen Hoffnung und Verzweiflung ist sehr schmal. Ihr könnt so oft an euch zweifeln, aber niemals die Hoffnung aufgeben. Denn sie ist da einzige was diesen Weg erträglich macht.

Wenn mich einer jetzt fragen würde wie es mir geht, würde ich sagen schlecht. Meine Mutter hat zwar den Krebs besiegt aber den Lebensmut verloren. Und ich würde fragen wo ist da der Unterschied? Und doch habe ich genug Hoffnung, das sie ihren Lebensmut wiederfindet, ich habe genug Stärke um zu zeigen das es sich immer lohnt zu leben und auch genug Kraft sie gehen zu lassen wenns an der Zeit ist und wenn es ihr Wille ist.

Und ich habe nochwas gelernt... mein Leben nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Ich wünsche euch Betroffenen viel Stärke, Mut und jede Menge Angehörige die euch begleiten auf euren verdammten Weg den wir euch nicht abnehmen können. Und ich wünsche euch Betroffenen die Kraft, den Mut und die Stärke die ihr braucht um eure Lieben auf diesem Weg zu begleiten.

Und vergesst nie...die Hoffnung stirbt immer noch zuletzt. So war es bis jetzt, so ist es und so wird es bleiben...
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  #6  
Alt 23.06.2011, 00:48
TomZuck TomZuck ist offline
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Registriert seit: 14.05.2010
Ort: NRW
Beiträge: 17
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Hallo Sonja,

du schreibst mir aus der Seele.
Meine Frau erkrankte vor 3 Jahren an BK mit allem drum und dran, einschließlich gescheitertem Brustaufbau.
Als Angehöriger stehst Du so ziemlich alleine da und sollst immer Kraft geben, nur woher nehmen ?
Vom
Viele <Freunde> waren schneller weg als Speedy Gonzales, heute kommen sie wieder an

Heute ist meine Frau wieder körperlich gesund, aber die Seele?
Sie hat kein Körpergefühl mehr und leidet da sehr drunter.
Aber wo bekommt man da Hilfe?
Ich weiß Therapie, wir hatten eine Therapeutin die es fast geschaft hätte das wir uns trennen.

Wir sind jetzt hoffe ich auf einem guten Weg, dieses Forum hilft uns dabei sehr.
Seid dem ich mich damit beschäftige und sie auch meine Beiträge gelesen hat, reden wir wieder viel mehr und vor allendingen inniger miteinander.

Sollange die Hoffnung nicht stirbt, wird es immer einen Weg geben.

lg Thomas
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