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#1
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Ich danke euch sehr für die lieben Worte. So traurig es ist, aber es tut irgendwie gut zu sehen, dass man nicht ganz alleine mit seinem Schmerz ist und dass das Schicksal leider bei vielen so grausam zuschlug.
Nun bin ich also wieder alleine daheim in meiner Wohnung. Ich war erst beim Sport, dann noch mit Freunden etwas essen, beschwingte Stimmung, Ablenkung...doch jetzt kommt die Stille, die Einsamkeit. Vor einem Jahr wäre ich jetzt noch zu meiner Mutter ins Schlafzimmer gekrochen und wir hätten Big Brother oder eine Aufzeichnung vom Perfekten Dinner angesehen, denn das haben wir täglich angeschaut. Wir hätten noch bis spät in die Nacht geplaudert, gelästert, gelacht...und nun liegt sie im kalten Grab und ich sitze zwar vor dem TV, bin aber mit meinen Gedanken wo ganz anders. Diese neuen Umstände zu lernen, akzeptieren und vor allem zu ertragen ist sehr schwer. Wer nun selber Kinder hat, ist einen völlig anderen Alltag gewöhnt, das sehe ich ja an meiner Schwester. Sie hat gar nicht die Zeit, sich soviele Gedanken zu machen. Aber ich beginne nun wieder mit meinem Gedankenkarussell und weiß, dass ich nur sehr traurig wieder einschlafen werde. Ich kann nichts mehr ändern, das ist klar und dass meine Mutter auch nicht wollte, dass ich so extrem traurig bin. Aber es ist immer nur leicht gesagt, dass sie es nicht gewollt hätte. Hätte es mich getroffen, wäre sie bestimmt nach meinem Tod noch viel schlimmer in ein Loch gefallen..wäre, hätte...alles solche Floskeln, aber genau das geht mir dann durch den Kopf. Was hätte sie getan, wie hätte sie alles verkraftet? Mich beschäftigt such, dass wir nie über ihren Tod sprachen. Sie wusste ja, dass dieser noch vor Weihnachten sein würde, ein Arzt hat ihr dies schon anvertraut und es ist doch so grausam für einen Menschen, wenn er sowas weiß. Sie wusste aber auch, wie schlimm es für uns ist, das Thema Tod so direkt vor Augen zu haben und daher habe ich auch Angst, dass wir nicht genug darauf eingingen. Andererseits hätte ich in ihrem Fall auch lieber über andere Themen gesprochen, die mehr ablenken und nicht so etwas dauernd vor Augen führen. Ach, es ist ein einziger Teufelskreis. Wäre sie doch da, um mich aus diesen Gedanken zu befreien. Sie gab mir immer wertvolle Ratschläge und brachte mich auf den richtigen Weg zurück, wenn ich strauchelte. Dabei war ich immer ein so starker Mensch, den kaum etwas aus der Bahn werfen konnte. Erst letztes Jahr sagte sie noch zu mir, dass sie genau weiß, wie stark ich bin und auch, dass mich nur etwas aus der Bahn werfen könne, wenn es mit meiner Familie zu tun hat. Wie recht sie doch hatte! Und dann tritt auch noch der schlimmste Fall ein, den ich nie für wahr gehalten hätte. Ich dachte immer, sie kommt nach ihren Eltern. Diese starben beide mit 85 an den Folgen von Schlaganfällen und Wasser. So wären mir und ihr noch viele schöne Jahre vergönnt gewesen. Bei uns gab es noch nie Krebsfälle und warum musste genau sie die Erste sein?! Sie war zu allen Menschen stets gut und gab bereitwillig. Sie backte Kuchen und beschenkte jeden, selbst die Verkäufer im Laden, die man eben mur oberflächlich kannte. Es gibt soviele Familien, die keinen Zusammenhalt haben, die zerrüttet sind und diese dürfen viele Jahre leben...und wir, so eine kleine Gemeinschaft, wird so brutal zerstört. Ich weiß, dass ihr sicherlich fast genauso denkt...man wünscht niemandem etwas Schlechtes, bitte nicht falsch verstehen. Aber viele bekommen die Chance, dass man noch etliche Monate etwas tun kann und bei uns war es eine so kurze Zeit, da kann man nicht alles richtig machen. Im März war sie noch beim Einkaufen und wenige Wochen später ist sie tot! Wie kann man das auch verkraften?! Natürlich gibt es auch den Sekundentod, der ebenso schlimm ist, bei meiner Oma väterlicherseits war das so. Es ist ein extremer Schock, aber nicht zu vergleichen mit dem Leidensweg, den man sieht, wenn jemand an Krebs erkrankt ist. Warum nur? Diese Frage ist immer in meinem Kopf und wird sich nicht so schnell eliminieren lassen. Wie geht ihr mit der Frage nach dem Warum um? Wieder habe ich viel geschrieben, wieder übermannt mich die große Traurigkeit, ich vermisse sie einfach so sehr... Traurige Grüße vom Sternkind |
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#2
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Mir geht es momentan fast genau wie dir. Ich wohne zwar nicht mehr zu Hause, aber im gleichen Ort und Mama und ich haben so viel zusammen gemacht, jeden Tag viel telefoniert und gelacht. Mama war immer mein Sonnenschein. Kinder habe ich auch keine, nur meine zwei Katzen, die spüren was los ist mit mir. Meine Mama starb vor 2 Tagen erst, also blutet meine Seele noch sehr. Ich finde es auch sehr tröstend, dass so viele Menschen den gleichen schweren Weg gehen. Es lindert den Schmerz nicht, aber man fühlt sich weniger allein - allein in einer Welt in der man nicht versteht, dass der Himmel nicht weniger blau ist und die Welt sich einfach weiterdreht. Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
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Mama bekam am 25.08.2014 ihre Flügel![]() Mama ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. |
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#3
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Liebe Butterflytrappedinfrost,
erst einmal mein herzlichstes Beileid. Bei dir ist der Verlust ja noch ganz frisch und man kann noch gar nicht klar denken nach so kurzer Zeit. So ging es mir nämlich. Dennoch spürt man einfach, dass sich alles ändern wird und damit zurechtzukommen, ist genau das Problem. Jeder erwartet von einem, dass man schon nach kurzer Zeit wieder die Alte ist. Daher habe ich mir soz angewöhnt, in der Öffentlichkeit beinahe eine Rolle zu spielen. Ich bin stark, fröhlich, kann mit meinen Freunden lachen und bin kein niedergeschlagener Trauerkloß. Doch in mir drinnen sieht es völlig anders aus. Tagsüber fällt es nicht so schwer, sich anders zu geben, doch wenn der Abend kommt oder wenn ich mit meinem Vater daheim zusammensitze, kommt schon immer die Trauer über mich und er beklagt sich dann, dass ich ihn kit runterziehe, was mir auch leid tut, aber irgendwie und irgendwann muss man diese Maske ja fallen lassen, sonst wird man nur schizophren. Vor Weihnachten habe ich jetzt schon ganz große Angst. Auch vor dem schlechten Wetter und der winterlichen Dunkelheit. Normalerweise hat mich das nie gestört, ich war so gerne daheim und wusste immer, dass ich rauf zu meiner Mutter gehen kann, die in der Küche was Leckeres kocht oder bäckt. Man saß dann zusammen, hat über Gott und die Welt geplaudert und war glücklich und zufrieden. Nun ist da eine leere Küche, niemand, zu dem man gehen kann. Mein Vater ist ganz anders, er spricht nicht so gerne, bemüht sich zwar nun sehr, aber man kann ja nicht einen Menschen komplett ändern oder erwarten, dass er nun die Mutter ersetzt! Das wäre wahrlich vermessen und das erwarte ich auch nicht. Er hat sich eh schon so Vorwürfe gemacht und meinte, warum nur sie und nicht ich! Das hat mich sehr betroffen gemacht. Natürlich weiß er, dass die Liebe zu meiner Mutter stets stärker war, er ging arbeiten und total in seinem Beruf auf. Dadurch konnte meine Mutter zu Hause bei uns Kindern bleiben und sich voll um uns kümmern. Aber wir haben immer mehr Zeit mit ihr als mit ihm verbracht. Wie man es dreht und wendet...ich wollte, dass keiner von beiden geht. Wir sind nur so eine kleine Familie. Alle Verwandten sind im Lauf der Zeit verstorben, nur eine Cousine gibt es noch in Wien, sie war am Wochenende bei uns und ein Cousin meiner Mutter lebt in Siegen. Sonst gibt es nur uns 5. wenn da jemand geht, fällt das schon sehr auf und die Person fehlt einfach extrem... Nun beginnt also wieder ein neuer Tag...mal sehen, was er so bringt. Ich hab einiges zu tun, morgen und übermorgen geht es mit einer Freundin in den Europapark. Meine Mutter sagte immer, dass ich diese Dinge auf jeden Fall machen soll, auch oder gerade, wenn sie nicht da ist. So lenke ich mich also ab und freue mich zwar teilweise darüber, denke aber immer daran, dass ich, wenn ich heimkomme, nie mehr mit ihr zusammensitzen kann und ihr alles berichten werde... Ich wünsche dir und allen Mitlesern viel Kraft für den Tag. Alles Liebe vom Sternkind |
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