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  #1  
Alt 28.06.2006, 11:04
mato mato ist offline
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Registriert seit: 28.06.2006
Ort: Rheinland - Loreley
Beiträge: 18
Daumen hoch AW: Persönliche Veränderungen durch die Krebserkrankung

Hallo alle zusammen,

ich bin neu hier aber scheinbar sollte es heute so sein. Dies ist nämlich ein Thema dass bei mir momentan auch ganz aktuell ist.

Ich hatte meine BK OP vor ziemlich genau einem Jahr, Tumor 1,4 cm groß, Sentinel und 2 weitere Lymphknoten frei, Sintigramm und alles andere auch OB. Aufgrund meines "jugendlichen" Alters von damals 43 aber 6 X FEC und anschließend 33 Bestrahlungen und jetzt noch 5 Jahre Femara (geht bei mir weil nach der 1. Chemo mein Körper den Hormonstatus einer Frau nach den Wechseljahren angenommen hat).

Ich habe 2 Jungs (8 und 10 Jahre) und war bis zur Diagnose halbtags arbeiten. Die Chemos wurden mir im Krankenhaus von jungen Assistenzärtinnen gegeben die mir bei jeder wieder verichert haben das wäre nicht so schlimm und mit denentsprechenden Medikamenten auszuhalten.
Im Nachhinein kann ich nur sagen: Chemos mit Grundschulkindern daheim sind fürchterlich.

Wie ihr alle habe ich auch sehr unter dem Unverständnis von Freunden und Bekannten gelitten. Man merkt dann das es "Feierfreunde" und andere gibt. Nur weil ich mir immer wieder gesagt habe das bei ihnen Angst vorherrscht bin ich nicht total böse geworden.

Ich bin mit meinem Krebs sehr offen umgegangen und habe immer darüber gesprochen, schon allein weil viel zu wenig daüber bekannt ist. Solange ich meine Haare noch hatte haben auch viele gefragt. Als ich dann aber mit Tüchern rumgelaufen bin hat sich keiner mehr getraut. Ich bin z.B. zu Schulveranstaltungen etc. wo ich alle Eltern kenne und außer den Lehrern hat niemand gefragt wie es mir geht.

Ich finde ich habe mich sehr verändert. Z.B. bin ich viel egoistischer geworden. Außer den Tüchern hat man mir meine Krankheit nach außen nicht unbedingt angesehen. Leider merken viele nicht, dass man erst wieder unter Menschen geht wenn man sich nach den Chemos halbwegsgut fühlt. Das ich für sehr viele Dinge einfach zu schwach war wurde immer mit diesem vorwurfsvollen Ton hingenommen. Zuerst habe ich noch erklärt, mittlerweile diskutiere ich nicht mehr warum ich etwas wie mache oder auch nicht, sondern erwarte, dass es akzeptiert wird.

Andererseits bin ich aber auch, glaube ich, weniger mitfühlend anderen gegenüber geworden. Ich stehe jetzt auf dem Standpunkt, man hat seinen Mund auch dafür bekommen hat, um seine Meinung zu vertreten. Ich kann ganz schlecht mit diesen Zögerern umgehen.

Vieles sehe ich gelassener, vieles aber auch sehr viel enger.

Aber das ist nicht unbedingt als Verschlechterung anzusehen. Wir sollten kein schlechtes Gewissen haben weil wir uns verändert haben. Das Leben besteht aus Veränderung. Ich habe für mich beschlossen es als etwas positives anzusehen.

Auch weil es noch nicht vorbei ist. Ich bin, zwar äußerlich leicht verändert, für meine Umwelt wieder gesund. Die vielen Nach- und Nebenwirkungen werden mich noch eine ganze Zeit beschäftigen, und ich denke das werden eher Jahre als Monate sein. Ich werde daher noch ganz viel Kraft brauchen um für mich einzustehen.

Seit alle ganz herzlich umarmt.

Liebe Grüße
Christine
__________________
"Mut ist Angst die ihr Gebet gesprochen hat"

(ich weiss leider nicht von wem das ist)
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  #2  
Alt 28.06.2006, 12:35
sonnenstrahl sonnenstrahl ist offline
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Registriert seit: 21.02.2006
Beiträge: 1.587
Standard AW: Persönliche Veränderungen durch die Krebserkrankung

Hallo mato,

du sprichst mir aus dem Herzen. Ich stehe auch zu meiner persönlichen Veränderung, wer damit nicht klar kommt, kann gehen. Mein Leben ist mir viel wichtiger geworden, erst komme ich, dann alle anderen.
Sicher bin ich immer noch genauso für meine Familie und Freunde da, aber ich akzeptiere auch nicht mehr alles, vor allem Schlendrian und Passivität, das Leben ist zu kostbar um es zu vertrödeln.
Diese persönliche Erfahrung finde ich sehr interessant an mir zu beobachten, finde es positiv, dass mein Selbstvertrauen größer geworden ist.

Hallo all die anderen,

freu mich sehr, dass so viele ihre Erfahrungen und Meinungen hier aufschreiben.
Allen die gerade in einem Tief stecken wünsche ich die notwendige Kraft da schnell wieder raus zu kommen.

LG Anett
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  #3  
Alt 29.06.2006, 17:00
Benutzerbild von tinemarinella
tinemarinella tinemarinella ist offline
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Registriert seit: 01.02.2006
Beiträge: 395
Standard AW: Persönliche Veränderungen durch die Krebserkrankung

Liebe Christine!

Ich kann Dich nur zu gut verstehen. Als ich krank wurde (letztes Jahr April) war mein Sohn erst 1,5 Jahre alt. Die Chemos bekam ich bei uns in der Klink - immer freitags, damit sich mein Mann um unseren Sohn kümmern und ich am Wochenende etwas Ruhe finden konnte (Ruhe fand ich nie, war immer sehr aufgewühlt und nervös nach den Chemos). Ab Montag wieder Sohnemann zu 100%. Es war teilweise die Hölle - weiß nicht mehr wie oft ich in Tränen ausgebrochen bin, aber auch nur dann, wenn ich mal ohne meinen Sohn im Zimmer war. Er sollte nicht merken, dass ich nicht mehr konnte.

Ich bin härter geworden - Gefühle zu zeigen fällt mir schwer, dennoch bin ich sehr sensibel und verletzlich geworden. Eine verrückte Mischung - ich kanns nicht beschreiben .
Manchmal ging ich mit mir selber hart ins Gericht, weil ich immer noch für ALLE da war - nur keiner für mich. Ich konnte es aber auch nicht abstellen, hoffte darauf dass auch andere mal ein Ohr für mich hätten. Dabei hätte ich mich gerne mal auf andere verlassen - einen kleinen Teil meiner Verantwortung mal ein paar Stunden abgegeben. Bin mir nicht sicher, ob ich in diesem letzten Jahr überhaupt begriffen haben, was mit mir passiert ist. Ich hab oft in den Spiegel geschaut - so ohne Haare, blass, müde und kaputt - dachte mir oft: Mensch, was ist bloß aus Dir geworden.

Ich hab auch angefangen zu unterscheiden, wem ich wichtig bin und wer sich nur an meiner positiven Einstellung hochziehen will. Bin immer noch traurig darüber, wieviele Menschen ich aus meinem Leben streichen mußte - sie haben mir nicht gutgetan.

Du hast Recht - es ist noch nicht vorbei - für unsere Umwelt sind wir wieder gesund, aber wir stecken noch mittendrin im Kampf mit der AHT und den Nebenwirkungen. Auch mich wird das noch ganz lange begleiten.

Alles Gute für Dich
Christine
__________________
Da wo ich bin ist oben!
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  #4  
Alt 29.06.2006, 17:13
YvonneW YvonneW ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 4
Standard AW: Persönliche Veränderungen durch die Krebserkrankung

Ich bin nicht ganz neu, ich konnte nur meine log ins nicht finden, als ich gestern nach längerer Zeit wieder herkam.

Soweit ich es beurteilen kann, macht Ihr es richtig - erst einmal kommt jetzt ihr selbst! (Kinder mal ausgenommen).

Ich denke, viele Brustkrebspatientinnen haben sich ihr Leben lang zuviel um andere und zuwenig um sich selbst gekümmert (ich auch).

Ich kann viel von dem zustimmen, was Ihr schreibt.

Dazu kommt: ich bin endlich dankbar geworden. Nicht nur für den berühmten jeden neuen schönen Tag, sondern vor allem für alles, was ich erleben und erfahren und lernen durfte in meinem Leben. Das kann einem niemand nehmen, auch keine Krankheit.



Yvonne
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  #5  
Alt 01.07.2006, 07:51
brigitte.d brigitte.d ist offline
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Registriert seit: 24.06.2006
Beiträge: 15
Standard AW: Persönliche Veränderungen durch die Krebserkrankung

Liebe Anett,

meine Einstellung zum Leben hat sich sehr verändert. Habe lange Zeit gebraucht um zu realisieren, was da mit mir passiert ist.

Am Anfang habe ich nur für den nächsten Tag geplant, weil ich dachte es lohnt sich eh nicht mehr. Ich war völlig erschöpft. Nicht nur von dem Krebs, nein es kam gleich geballte Ladung auf mich zu.

Als ich aus dem Krhs. kam, lag mein Hund im sterben und ich mußte ihn einschläfern lassen. Hatte wahrscheinlich einen bösartigen Gesäugetumor, hatte aber kein Tierarzt festgestellt vorher und ich war oft mit ihr dort.

Danach habe ich meinen Teilzeitjob verloren wegen Rationalisierung und in der Kur eine Hashimoto Thyreoiditis. Innerhalb eine halben Jahres war mein Leben zerbrochen.

Heute habe ich wieder Freude am Leben und einen neuen Hund vom Tierschutz in Pflege, den ich wahrscheinlich behalten werde, weil ich viel Freude mit ihm habe.

Ich ziehe immer wieder Bilanz, ob ich dafür sorge, daß es mir gut geht und ich mich nicht ausnutzen lasse, man fällt so schnell in alte Verhaltensweisen.

Ich versuche Dinge zu machen, die mich betreffen und nicht nur andere.

Die Waagschale mit positiven Gefühlen zu füllen, auch wenn mal wieder von außen negative Dinge auf mich zukommen.

Ich habe gelernt mich abzugrenzen und Stellung zu beziehen, ob es den anderen paßt oder nicht.

Ich bin wieder kreativ geworden und probiere mich in einigen Dingen aus.
Habe noch einige Eigenschaften, an denen ich arbeite, die ich verändern möchte, aber ich bin auf dem besten Wege mich selbst zu finden.

Es geht mittlerweile so weit, daß ich keine Verpflichtungen mehr eingehen will.

Außer den üblichen Sprüchen, habe ich wenig wirkliche Hilfe bekommen, von den Menschen wo man es eigentlich hätte erwarten können.

Dies ist ein Grund mit, weshalb ich mir selber helfe, daß es mir gut geht.

Ich vertraue mehr meiner inneren Stimme und richte mich danach.

Es ist schwierig mit wenigen Worten zu erfasssen, was sich geändert hat.

Bin sogar aus der Selbsthilfegruppe gegangen, die haben alles verdrängt und das wollte ich nicht. Habe es auch als Chance gesehen, etwas zu verändern bei mir, damit ich keinen Krebs mehr brauche, der mir zeigen will, was in meinem Leben, gegen mich läuft.

LG brigitte d.
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