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#1
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Hallo Astrid,
das was Du beschreibst - es ging mir genauso. Bin ein so emotionaler Mensch. Manchmal kann das schon peinlich sein Bei mir war es mein Papa. Ich nahm meine Eltern an die Hand und hab all das organisiert, gemanagt, was die beiden nicht konnten. Von der Trauer, dem Entsetzen, der Angst gelähmt ging bei ihnen nichts mehr. Also hab ich es gemacht. Ich war über mich entsetzt, dass ich so kühl und distanziert viele Dinge erledigt hab: sei es die Gespräche mit den Ärzten, den Schwestern, das Organisieren der Arztberichte. Vorallem aber die Gespräche, die Nähe zu meinen Eltern. Meine Mutti meinte letzte Woche zu mir, Papa hat es immer gut getan, wenn ich bei ihnen war. Meine Zuversicht, meine Kraft hätte ihnen beiden, vorallem aber Papa super gut getan. Ich würde gar nicht wissen, wie gut ich ihnen getan hab mit meinen positiven Gedanken. Und die hatte ich. Immer. Für mich gab es dieses Ende in so absehbarer Zeit nicht. Überhaupt kein Ende. Mama und Papa sind unsterblich! Ich wurde eines besseren belehrt.... Meine Trauer kommt jetzt in immer dichteren Abständen. Da genügt eine Sequenz von einem Film, eine Stelle in einem Buch. Manchmal aber nur der Blick auf sein Bild. Und dann ist sozusagen "Hopfen und Malz" verloren bei mir. Aber: ich bin der Ansicht, alles hat seine Zeit. Wir mussten stark sein für unsere Eltern, da konnten wir einfach nicht weinen und unsere Traurigkeit zeigen. Das Bewusstsein setzt jetzt ein, so nach und nach: keine Feier ohne ihn, kein Pilze suchen mehr, Ferien für meine Tochter "nur" noch mit Oma. Kein Lästern mehr über Mama, wenn sie uns Kinder mit ihrer Führsorge nervt ("Kind, so kannst Du doch nicht rumlaufen...."). Sein glucksendes Lachen wird mir fehlen. Und ebenso sein Duft und seine Wange, die ich immer geküsst hab. Ich weiß, dass der Tod zum Leben gehört. Nur redet man nicht so gern darüber. Warum auch von etwas Endgültigem reden, was so unfaßbar ist. Ich werd mich für meine Traurigkeit und meine Tränen nicht schämen, auch auf Arbeit nicht oder wenn ich unterwegs bin. Ich hab lang darauf gewartet, dass ich das kann: um meinen Papa richtig trauern. Nicht nur für den Moment der Trauerfeier und Beerdigung. Und dafür bin ich dankbar: dass ich nämlich nicht nur funktioniere, alles regeln und organisieren kann. Sondern dass meine Gefühle nicht rausdurften, dass ich meine Eltern schützen musste. Und jetzt kann ich traurig sein. Und jetzt darf ich das auch. Und das ist gut so. Liebe Astrid, ich wünsche Dir von ganzem Herzen eine Kraft gebende Trauer. Ich bin der Ansicht, dass der Mensch als Hülle geht, aber seine Seele in und um uns herum weiter besteht. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, das dem so ist. Herzlichst aus Leipzig Anke
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935 Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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#2
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Hallo Ihr Lieben,
jetzt ist es raus - bei meinem Vater ist es ein bösartiger Nierentumor - morgen kommen die Niere, die Nebenniere, der Harnleiter raus. Die Blase (da hatte er vor 8 Jahren einen Blasenkrebs) wird verkleinert. Na bravo, und nun? LG Astrid |
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#3
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Liebe Astrid,
hab deinen Eintrag grad durch Zufall gelesen- es tut mir so leid, ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Ist es denn nie genug...? Ich drücke euch alle Daumen, liebe Grüße Susanne
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Wenn nicht geschehen wird, was wir wollen,
so wird geschehen, was besser ist. |
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#4
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Liebe Astrid
bin schockiert das du schon wieder mit den SCh.....Krebs zu Tun hast. Habe so für dich gehofft für dich das es kein Krebs ist. Wie fühlst du dich jetzt? Hoffe du hast noch genugend Kraft das mit dein Vater durch zustehn. Aber wenn du eine Auszeit brauchst nimm sie dir.Ich weiss nicht ob ich es schaffen würde jetzt schön wieder damit umzugehn. Aber du kannst jetzt nur mit rat deine Vater helfen,eskann ja anders ausgehn als bei deiner Ma.Geb die Hoffnung nicht auf. Bin immer für dich da wenn was ist schreibe mir. Lieb Grüsse Nicole |
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#5
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Liebe Astrid,
es tut mir so leid. du hättest doch wirklich ein bisschen Ruhe verdient. Wie geht es denn jetzt weiter? Ist der Krebs doch nicht auf die Niere begrenzt? Ich kenn mich mit Nierenkrebs leider gar nicht aus. Aber ich hoffe, du bleibst dabei, dass du gut auf dich achtest und nichts tust, was dir schadet und dich krank macht. Bei uns macht sich gerade wieder Hoffnung breit. Sind gerade von Nachuntersuchungen in Essen und Köln zurück. Die Lunge ist weiter ohne Befund; immerhin sind es jetzt fast 3 Jahre seit Therapieende. Und die Kopfbestrahlung hat gut funktioniert, der Operateur ist der Meinung, dass die Metastase jetzt inaktiv ist - man traut sich kaum, es zu glauben. Allerdings muss mein Mann nächste Woche noch mal nach Köln zur Bestrahlung. Beim Einführen oder Entfernen des Katheters mit den Strahlenseeds hat sich ein Teil der Metastase gelöst und in den Einstichkanal begeben - wo es prompt gewachsen ist in den drei Monaten. Das muss jetzt noch mal behandelt werden. Aber mein Mann sieht es gelassen, die Prozedur kennt er ja nun. Hat sie ja auch gut überstanden. Was auch gut ist: der Arzt meinte, wenn sich wieder etwas bildet, könnte auch erneut bestrahlt werden. Meld dich bald, möchte doch wiessen, wie es dir jetzt geht. LG Bettina |
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#6
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Hallo Ihr Lieben,
danke für Eure Worte. Ja, mir wäre es auch lieber gewesen, wenn jetzt mal Ruhe eingekehren würde. Aber es soll nicht sein. Ich hatte mich ja oft mit Annett ausgetauscht, dass alles seinen Sinn hat, dass wir eine Aufgabe zu bewältigen haben, dass wir gewisse Dinge lernen müssen und deshalb solche Sachen passieren. Ich frag mich nur: Was hab ich denn bei meiner Mum nicht gelernt, dass es gleich weiter geht? Muß ich nun das Gelernte anwenden? Ist es eine Art "Abfragen" wie in der Schule? Ihr fragt, wie es mir nun geht. Hm, es geht mir gut. Momentan bin ich so etwas der "Verdränger". Mein Pa ist operiert worden, was genau jetzt alles rausgekommen ist, erfahre ich wohl heute abend - sofern man von genau sprechen kann, ich werde ja von der Frau meines Vaters informiert, die auch eher die Verdrängerin ist. Was da dann übrig bleibt ...... weiß ich von meiner Mum. Aber ich denke wenig dran. Als die Diagnose meiner Mum kam, war mir klar, dass die nächsten Monate unplanbar sind. Und jetzt? Jetzt seh ich das alles ziemlich gelassen. Keine Panik, keine schlechten Gedanken - nichts. Als wäre nichts, als wäre es der von nebenan, von dem ich halt zufällig gehört habe. Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich gestern schon das Gefühl hatte, dass es mich im Grunde nur peripher tangiert, als mir erzählt wurde, dass die Frau meines Vaters sofort nach der OP meinen Halbbruder angerufen hat und ihn gebeten hat, mit in die Klinik zu fahren. Ich wurde nicht gebeten, ich wurde erst spätabends angerufen. Das zeigt ja doch schon mal die Richtung, wo es langgeht. Sie versuchen mich natürlich zu schonen. Irgendwie bin ich auch momentan nicht bereit, in die Klinik zu fahren. Keine Ahnung warum, aber ich schaue quasi erstmal von außen zu. Ich glaube, dass es viel Selbstschutz ist. Über mir schwebt natürlich jetzt das Damoklesschwert - von beiden Elternteilen Krebs - genetisch bedingt? Das beruhigt mich natürlich nicht wirklich. Bei jedem Zwacken denke ich eh die Richtung, jetzt natürlich noch viel mehr. ABER: Das genetische wird abgeklärt. Meine Tante (Schwester meiner Mutter) hat letztes Jahr ja schon eine Untersuchung veranlasst, wo der Tumor meiner Mutter sowie ihr Blut auf Gendefekte untersucht wurde. Heute hat sie endlich mit diesem Zentrum telefoniert, die Ärztin kann für meine Tante kein erhöhtes Risiko feststellen, aber sie rät mir als Tochter mit diesem Hintergrund zu einem Gespräch. Einfach, damit ein Gutachten erstellt werden kann (auch mit Untersuchung des Tumors meines Vaters), damit ich andere Vorsorgeuntersuchungen bezahlt bekomme, ebenso mein Sohn. Liebe Bettina: Ich bin mir sicher, auch diese Hürde mit der Bestrahlung werdet Ihr meistern. Es klingt doch ganz positiv, was Du berichtest. Schreib weiter, ich fühle sehr mit Dir. LG Astrid |
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#7
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Liebe Annett,
tja, es sind Fragen, auf die wir nicht wirklich Antworten bekommen. Ich hab während der Krankheit meiner Mutter versucht, wirklich alles anzunehmen, daraus zu lernen. Ich bin ruhiger geworden, weniger zickig, ich überleg mir jetzt oft, ob gewisse Emotionen, die mich im normalen Leben spontan überschwappen, auch wirklich so zu nehmen sind oder ob ich es nicht doch mit Denken probieren sollte. Also versuche ich, die Spontanität, die mir oft als Zickigkeit ausgelegt wurde, etwas zu überdenken. Ich weiß, dass es nichts bringt, sich emotional in Sachen reinzusteigern, die nicht zu ändern sind. Ich habe bewußt versucht, auch gute Dinge eben aus der Krankheit zu ziehen, anzunehmen, dass ich was lernen muß und versucht, eben Ecken und Kanten an mir zu schleifen. Vieles, was meine Mutter auch nicht konnte - auch bis zuletzt nicht. Jetzt kommt halt das nächste Päckchen, auch mit dem "gehe" ich um. Vielleicht kommt jetzt der Ausgleich, dass es auch noch andere gibt, die jetzt dran sind? Oder dass ich Gelerntes anwenden muß? Vielleicht hat es aber gar nichts mit mir zu tun, sondern es müssen andere lernen? Der Gedanke drängt sich mir immer wieder auf. Mein Vater hat sich nicht gemeldet, weil er nach wie vor auf der Wachstation liegt. Er hats ja auch etwas mit dem Herzen, also wird er mehr überwacht. Der Kontakt kommt sicher, wenn er wieder auf Normalstation ist, wenn nicht, dass kann ich das auch akzeptieren. Denn wenn ich was gelernt habe, ist es, den Weg des Betroffenen zu akzeptieren. Es ist für meinen Vater auch eine schwierige Lage, jetzt zu sondieren, ob ich dazu bereit bin oder nicht. Er will mich ja doch ein wenig schützen, das zeigen mir immer wieder die Reaktionen von ihm und seiner Frau. Er weiß, wie schwer es für mich sein muß, gleich mit der nächsten Erkrankung konfrontiert zu sein, obwohl ich die Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet habe. Somit kann ich eben von außen zuschauen. Es gibt momentan nichts zu tun, er bekommt die Besuche seitens seiner Familie, wenn er wieder auf Station ist oder zu hause, werde ich mich einbringen. Dosiert, so wie er es will. Ich vermute nämlich ganz ganz stark, dass er nicht wirklich sich mit der Krankheit beschäftigen will, wenn er wieder entlassen wird. Das war bei seinem Blasenkrebs so, er will ja jetzt schon nicht gerne drüber reden. Somit ist abwarten angesagt. Sie wissen, wenn sie konkrete Hilfe brauchen, bin ich da. Aber es ist halt anders wie bei meiner Mutter: Sie wenden sich da eher an den Arzt, sie vertrauen ihnen blind. Auch ihr Weg. Ich werde einen Teufel tun und mich da einmischen, das würde nur Ärger geben. Bei meiner Mum war ich aktiv gefragt, um die Meinungen einzuholen, um zu forschen. Hier ist die Sachlage anders, ich bin mir nicht mal sicher, ob ich wirklich alles erfahre oder nur dosiert vorgesetzt bekomme. Aber ich kann damit leben, ich grübel da auch nicht nach, weil es einfach müsig ist. Ich nehme die Nachrichten so, wie sie kommen. LG Astrid |
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