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  #1  
Alt 16.06.2008, 13:10
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Anja,

ein herzliches Willkommen auch von meiner Seite. Ich denke, allein die Erfahrung dass andere in dieser einzigartigen Situation ähnliche Erfahrungen gemacht haben wird Dir Mut und Kraft geben.

Für mich jedenfalls ist es so. Sobald mein Feind einen Namen hat verliert er ein bißchen an Schrecken. Und mir persönlich jagt es oft Angst ein, von Dingen zu lesen, die wir so noch nicht erlebt haben. Auf der anderen Seite aber - und die Erfahrung konnte ich schon machen - kann ich dann, wenn sich die Situation bei mir wiederholt, ruhiger reagieren, besonnener. So zum Beispiel bei Stimmungsschwankungen. Ich denke, nicht alles hängt mit den Nebenwirkungen zusammen. Die Psyche ist sicher ein großer Teil davon. Und manchmal, wenn ich denke ich kann nicht mehr und am liebsten "passend antworten" möchte, dann rufe ich mir vor Augen warum ich eigentlich so dünnhäutig bin. Meist ist es dann die Machtlosigkeit, die Unfähigkeit etwas zu ändern, aufzuhalten, zu beeinflussen. und dann überlege ich wie es sein mag, wenn es der eigene Körper ist. Das hilft mir sehr mit den Schwankungen umzugehen.

Ich selbst bin eigentlich ein sehr aufbrausender und emotionaler Mensch. Meine Mutter hat mich im letzten Jahr gelehrt, mich besser zu kontrollieren. Einmal tief durchzuatmen und zu überlegen was gerade passiert. Ihre Ruhe - die sie nur selten verliert - bewundere ich zutiefst. Oft ist sie für mich nicht nachvollziehbar. Meine Mom sammelt immer ein bißchen und irgendwann, bei einem Gläschen Cognac-Cola (igitt und was für ein Mischungsverhältnis!) und passender Musik weint sie. und so weh, wie das tut, sie weinen zu sehen, so gut tut es mir auch, in genau dem Moment da sein zu können. Und dass sie - zumindest ein bißchen - dann Kraft aus mir ziehen kann.

Ich bewundere meine Mutter und auch viele Betroffene die ich - aus der Ferne - hier kennen lernen durfte. Ich glaube kaum, dass es jemanden gäbe der es an meiner SEite aushalten würde, hätte ich die Diagnose.

Du wirst hier viele verschiedene Umgangsweisen, viele verschiedene Einstellungen, viele verschiedene Verläufe sehen. Ich halte es in dieser Hinsicht wie mein Vater. Er hat damals (eigentlich MEtallica und ACDC Fan) während seiner Erkrankung angefangen, klassische Musik im Abo zu bestellen. Total irritiert las ich dann auf einmal CD Aufschriften wie Chopain, Beethoven...

Ich habe ihn gefragt, ob ich mir nun Sorgen machen sollte über diesen heftigen Wechsel. Er hat mir gesagt, in jeder Musikrichtung gibt es mindestens einen Titel der ihm gefällt und es wäre einfach zu schade, den zu verpassen.

Genauso halte ich es hier. Von fast jedem konnte ich bisher mindestens eine Zeile lesen, die mich nachdenklich gestimmt und mir das ein oder andere Mal geholfen hat, klarer zu sehen.

Ich hoffe, Du kannst hier aus dem Forum ähnlich viel für Dich gewinnen.
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Liebe Grüße - Bibi
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  #2  
Alt 16.06.2008, 23:03
Engel07 Engel07 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Bibi,

einfach toll, wie du die Dinge auf den Punkt bringst.

ich knutsch dich jetzt mal mal ungefragt zu Boden
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Engel

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wenn über Deinem Dach dunkle Wolken stehen.
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  #3  
Alt 17.06.2008, 08:50
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Zitat:
Ich bewundere meine Mutter und auch viele Betroffene die ich - aus der Ferne - hier kennen lernen durfte. Ich glaube kaum, dass es jemanden gäbe der es an meiner SEite aushalten würde, hätte ich die Diagnose.
Guten Morgen Ihr Lieben, hallo Bibi,

da schreibt man manchmal seine Gedanken nieder, und trifft anderen mitten ins Herz, und ermöglicht eine neue bzw. erweiterte Sichtweise.

Ganz liebe Grüße

Annika
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  #4  
Alt 17.06.2008, 16:28
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Ich danke Euch für die liebevollen Rückmeldungen. Seid so lieb und reicht Sigrid und Steffi die Hand in Gwendas Thread.
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Liebe Grüße - Bibi
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  #5  
Alt 17.06.2008, 23:07
Schrödi Schrödi ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Bibi!

Auch ich möchte mich natürlich für Deine Antwort bedanken. Du schaffst es, das man Dinge aus anderen Winkeln beleuchtet und vor allem dass man sich gut verstanden fühlt. Man lernt in solchen Zeiten viel über sich selbst, über andere Menschen, entwickelt sich weiter und kann Dinge ertragen, die man nie für möglich gehalten hat. Ich bin zwar von Hause mit einer viel zu großen Portion Pessimissmus gesegnet, aber ich glaube auch, dass alle Dinge, die passieren, für irgendetwas gut sind. So hab ich mich meiner Ma und auch meinem Pa noch nie so verbunden gefühlt wie jetzt. Klar sind die Umstände, die schlechtesten, die man sich vorstellen kann, aber ich bin trotdem dankbar, dass wir diese Gemeinsamkeit, die wir nie hatten, wenn auch nur kurz erleben dürfen.

Liebe Grüße an Dich und alle anderen!

Anja
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  #6  
Alt 18.06.2008, 12:23
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Anja,

bei meinem letzten Beitrag an Dich bin ich aber irgendwie ein bißchen abgedriftet Ich weiß sehr gut, was Du meinst. Meine Mutter und ich, wir waren schon immer wie Feuer und Wasser. Entweder eine so wundervolle Ergänzung, dass nicht mal ein Blatt sich hätte dazwischen drängen können, oder aber so sehr gegenseitig vernichtend dass wir uns lieber aus dem Weg gegangen sind. Ein Mittelding gab es bei uns nie und dem Temperament nach müssten wie eigentlich die rassigsten Italienerinnen sein. So richtig mit Brüllen und Teller werfen (letzteres verkneifen wir uns aber Gott sei Dank aber vermutlich einfach nur weil s auf die Dauer ziemlich teuer würde. Aber eben auch mit all dem Engagement und der Inbrunst die das alles mit sich bringt.

Im letzten Jahr zu Ostern sagte meine Mutter zu mir es sei ihr zuviel dass ich jeden Sonntag vorbei käme. Sie hätte jetzt eine neue Familie (sie hatte im Dez. geheiratet) und ich würde zuviel von ihr verlangen. Das war - so meine ich - im April.

Im Mai hatte ich dann meine Gebärmutterhals OP, im Juni bekam meine Mutter die Diagnose. Seitdem sind wir unzertrennlich. Und das mit ganz viel Lerneffekten für beide Seiten. Mit vielen offenen Gesprächen, Tränen, Angst, Weinen, Trösten, Schimpfen, Schweigen. Wenn ich in dem ganzen Jahr zusammengenommen an zehn Tagen nicht da war dürfte die Rechnung etwa stimmen. Wenn ich ankündige dass ich vermutlich nur kurz oder gar nicht vorbei komme weil ich etwas vorhabe, fragt sie meist nach ob ich denn kurz auf einen Kaffee???

So gut mir das tut dass sie mich offensichtlich gerne in ihrer Nähe hat, so übt es manchmal natürlich auch einen gewissen Druck aus - und viel Verantwortungsempfinden.

Allein die Zeit die wir bis jetzt hatten würde ich um nicht s in der Welt hergeben wollen. Wir haben viel gelernt in der Zeit, vor allem auch sehr viel schätzen gelernt.

Ich finde es furchtbar makaber, zu wissen dass jemand an ihrem Ast sägt. Aber auf der anderen Seite hatten wir eine Chance -und haben sie genutzt- die viele andere Menschen, die gehen müssen nicht hatten. Wir haben uns alles gesagt. Wirklcih alles. Unsere Gefühle füreinander, worauf wir stolz sind, was wir möchten, wovor wir Angst haben. Es gibt keinen Tag, an dem wir uns im Groll trennen. Aber weil wir alles klären, nciht etwa weil wir alles herunter schlucken. Es gibt einfach nicht das Gefühl das irgendetwas ungesagt ist. Und das tut gut. Uns beiden. Für uns war das sehr, sehr wichtig. Und ich bin froh, dass wir diese Zeit, so für uns und so unsagbar intim, nutzen dürfen.
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Liebe Grüße - Bibi
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  #7  
Alt 18.06.2008, 12:29
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Bibi,
ohne Worte:

Wer hat sich eigentlich über Smilies aufgeregt?
Herzliche Grüße
Mapa
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