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#1
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Liebes Urmele,
ganz am Anfang hast Du geschrieben, dass deine Freundin sich sehr belastet fühlt durch den Betrug/dieTrennung ihres Mannes. Auch ich glaube auf jeden Fall, dass seelischer Stress und Krebs einen Zusammenhang haben und sie deshalb mit ihren "Anschuldigungen" nicht ganz unrecht hat. Das Problem: Solche Anschuldigungen sind ihrem eigenen Gesundheitszustand alles andere als dienlich. Deshalb würde mich sehr interessieren, ob sich dieser Konflikt mit ihrem ehemaligen Lebenspartner mittlerweile lösen konnte oder ob es immer noch ein Thema in ihrem Leben ist? Ich grüsse dich ganz herzlich und wünsche dir viel Kraft, lG, Lenalotta |
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#2
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Zitat:
leider gibt es diesen Stress nach wie vor. Meine Freundin hat zwar schon seit etwa 4 Jahren eine neue Beziehung, aber der Kontakt zu dem Ex muss ja schon wegen der beiden Söhne stattfinden. Leider nimmt ihr der Exmann auch keine Sorgen im Bezug auf die beiden Jungs ab, sondern bereitet ihr nur noch mehr Probleme, da er stark trinkt und sie die beiden ihm ungern bzw. eigentlich gar nicht überlassen möchte, abgesehen davon, dass er sowieso nicht besonders scharf ist drauf, sich um die Söhne zu kümmern. Vielen Dank für die guten Wünsche, ich gebe sie auch gerne zurück ![]() Irmi |
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#3
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Lieber Stefan,
vielen Dank für deine ausführlichen Worte. Du hast schon recht, meiner Freundin ist wirklich alles zu anstrengend geworden. Am liebsten wäre es ihr, wenn sie nicht aufstehen müsste aus dem Bett. Vorgestern hatte sie einen Termin um 14.00 Uhr, sie hat 2 Stunden gebraucht vom Aufstehen, bis wir los konnten. Aber sie möchte die meisten Dinge ja noch selber machen. Auch wenn sie hinterher wieder die totale Atemnot hat. Das ist nach wie vor das größte Problem. Als wir dann im Rolli unterwegs waren, das Wetter war herrlich, war sie wieder bester Dinge, wir haben gescherzt und gelacht. Nach der Massage und Lymphdrainage ist sie dann wieder ziemlich erledigt gewesen. Die letzten beiden Nächte waren schlecht, weil sie so oft hyperventilierte und nicht gut atmen konnte. Morgens kam der HA und hat ihr eine beruhigende Spritze gegeben. Die meiste Zeit hat sie dann wieder geschlafen die letzten beiden Tage. Sie schläft nur noch in fast sitzender Position. Leider ist ihr linkes Bein sehr dick geworden und sie hat nun auch Entwässerungstabletten bekommen. Das Essen bereitet ihr keine Probleme, wenn sie auch nicht so viel essen mag. Zusätzlich hat sie jetzt noch Diazepam-Tropfen bekommen. Wenn ich deinen Schilderungen lese, über das Leiden deiner Frau und dir, dann sehe ich doch wie unterschiedlich diese Sch...krankheit verlaufen kann. Scheinbar ist deine Frau noch viel schlechter dran, als meine Freundin. Sie kann noch lesen oder Rätsel lösen. Und sie ist schmerztechnisch wirklich super eingestellt. Aber man muss auch bei ihr kontrollieren, bei der Medikamenteneinnahme. Sie experimentiert gerne ein bisschen... Aber wirklich kann man das nicht miteinander vergleichen oder beurteilen. Ich lese nur aus jeder deiner Zeilen soviel Liebe und Hingabe (auch Wut, Trauer und Verzweiflung darüber), wie ich es selten erlebt habe. Und natürlich habe ich keine Erwartungen an meine Freundin, ich möchte sie nur, in der uns verbleibenden Zeit, unterstützen, etwas helfen und lindern und einfach mit ihr sein. Liebe Grüße, Irmi |
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#4
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Hallo Irmi,
Nein, das kann man nicht. Weil der der Mensch halt so ist, dass das Leid, dass er selbst unmittelbar oder mittelbar an geliebten Mitmenschen erfährt, immer das schlimmste ist, das es gibt. Das ist auch OK so. Vergleiche sind da IMHO völlig sinnlos. Jeder erfährt Leid anders und geht anders damit um. Der "gemeinsame Nenner" dabei ist für mich der Titel dieses threads: "meine liebe Freundin." Oder auch: meine liebe Frau, mein lieber Mann, meine liebe Tochter, mein lieber Vater, usw. usf. Es ist immer schlimm. So schlimm, dass andere sich das nur vorstellen können, wenn sie es selbst (als Kranker oder mit einem geliebten Menschen) erleben. "Schlecht dran" ist, glaube ich, relativ. Wenn wir uns mit Aussenstehenden unterhalten, z.B.: die sind entsetzt, dass meine Frau sterben wird. Und "schlecht dran" ist für die, dass die Krankheit nicht heilbar ist. Für uns hier aber ist "schlecht dran" nicht, dass es keine Heilungsperspektive mehr gibt und dass meine Frau sterben wird. Das spielt im Alltag keine Rolle. Noe, "schlecht dran" entscheidet sich im Alltag, von Tag zu Tag. Kann sie noch lesen oder sich gar eine gewisse Zeit konzentriert unterhalten. Kann sie die Schmerzen so halbwegs aushalten, ohne die Medikamentendosis zu erhöhen. Kann sie ein paar Löffel mehr essen als gestern. Sprich: wieviel Lebensqualität bleibt ihr jenseits der Morphium-bedingten Schmerzfreiheit eigentlich noch? Und für mich: wie komme ich damit klar. Und da sehen wir, dass die Theorie viel einfacher ist als die Praxis. Klar nehmen wir unser Eheversprechen ernst, und selbstverständlich will ich für meine Frau sorgen, so lange und so gut ich kann. Aber so langsam tritt das ein, was mir andere hier schon länger vorausgesagt haben: ich stoße an meine Grenzen :-( Nicht von der praktischen Arbeit her (Einkaufen, kochen, putzen, waschen, Einläufe machen, stündlich nachschauen, beim Baden helfen usw.). Das überhaupt nicht. Sondern von der seelischen Belastbarkeit. Man will mit allen Kräften, die man hat, etwas tun. Aber man kann nichts tun. Natürlich palliativ, aber eben nichts, was zur Heilung beiträgt. Die gibt es nicht mehr. Und mitanzusehen, wie meine Frau "immer weniger" wird und von Woche zu Woche weniger kann (und auch selbst immer geringere Erwartungen an ihr "Restleben" hat). Das ist so bitter, das es wohl nur die Leute verstehen, die sowas selbst erlebt haben. Sinnlos, das anderen erklären zu wollen. Meine Frau ist gerade mal wieder in der Klinik, und ich schäme mich. Ich schäme mich dafür, dass ich es heute beim besten Willen nicht geschafft habe, sie zu besuchen. Ich habe den Arsch einfach nicht hochgekriegt, es war einfach zuviel. Und ich schäme mich noch mehr, weil ich - der geschworen hat, immer für sie da zu sein - zugeben muss, dass es mich seelisch entlastet, wenn meine Frau in der Klinik ist. Wo sie medizinisch gut versorgt ist und ich mir dieses Elend nicht tagtäglich anschauen muss. An meinen Ansprüchen als Ehemann / Pflegender gemessen, die ich noch vor 2 Monaten hatte, ist das eine Bankrotterklärung. Meine Frau stirbt, und ich, der gesund ist und den ganzen Tag Zeit hat, ist jetzt schon "froh", wenn sie eine Woche im Krankenhaus ist ?!?! Wenn ich jetzt schon versage... Wie soll das in Zukunft werden, wenn sich die Lage verschlimmert. Viele Grüße, Stefan |
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#5
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hallo Stefan
Wie kommst Du auf Bankrotterklärung??? Angehörige,Pflegende und Mitfühlende Menschen fallen genauso in ein tiefes Loch wie der Kranke selbst. Ab einem gewissen Punkt wird für den Kranken gesorgt,aber was ist mit den Versorgern??? Der erlebt dieselben Ängste und Schmerzen(wenn auch nicht Körperlich),Hoffen und Bangen,und schlimmer noch,die Ohnmacht. Es ist doch Verständlich das Du einmal froh bist,wenn Dir ein wenig Belastung abgenommen wird.Wenn Du Dich einmal hängen lassen kannst. Mach Dir nur kein schlechtes Gewissen,das muss so sein,sonst brichst Du irgendwann zusammen. Du musst Dir kleine Auszeiten gönnen um weiterhin stark zu sein für Deine Frau. Ich wünsch Dir noch einen angenehmen Abend,Tina n.
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#6
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Lieber Stefan,
bei deiner Liebe, deiner Fürsorge um deine Frau gibt es wirklich nichts, aber auch gar nichts wofür du dich schämen müsstest. Es ist doch logisch, dass auch du einmal an deine Grenzen stößt und eine Auszeit gebrauchen kannst. Natürlich ist es schlimm, dass deine Frau wieder in die Klinik musste, aber dort ist sie bestimmt bestens versorgt und deshalb ist gar nichts verwerfliches daran, wenn du diese nun bestehende Situation nutzt und dir auch mal eine Verschnaufpause gönnst und dich auch mal hängen lassen kannst. Zermartere dir nicht deinen Kopf darüber sondern versuche ein wenig Kraft zu tanken, denn ich bin sicher, du wirst bald wieder Tag und Nacht an ihrer Seite verbringen, und dann ist es gut, wenn du deine Reserven wieder ein wenig aufgetankt hast. Liebe Grüße, Irmi |
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#7
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Hallo Irmi,
Zitat:
Drückt uns mal die Daumen, dass es zumindest machbar ist, sie über Weihnachten nach Hause zu holen. Viele Grüße, Stefan |
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