Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Brustkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #16  
Alt 18.03.2009, 14:55
Sylvie M. Sylvie M. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2008
Beiträge: 86
Standard AW: 3 Jahre danach - Mikrokalk?

Liebe Jutta,

ich finde es verwunderlich, wie schnell Deine Ärzte ihre Meinung ändern. Zunächst heißt es "Stufe 3" und Kontrolle in 6 Monaten und plötzlich ist der Kalk doch verdächtig, weil polymporph, und eine Vakuumbiopsie wird empfohlen.

Das zeigt mal wieder, wie kompliziert die Interpretation von Mammographien ist und wie sehr man auf erfahrene Ärzte angewiesen ist. Ich habe diesbezüglich schon einschlägige Erfahrungen - ich hatte ein DCIS, 6cm, G3 und musste dieses besagte halbe Jahr warten, bis es entdeckt wurde.

Erst mal zu Deiner Frage, was Stufe 3 bedeutet. Es geht um die sogenannte BI-RADS Klassifikation (=breast imaging reporting and data system). Das sind Diagnosekategorien für Röntgen-Mammographien. Es gibt 6 verschiedene Stufen:
BI-RADS 0: weitere bildgebende Diagnostik erforderlich
BI-RADS 1: normal (negativ)
BI-RADS 2: gutartig
BI-RADS 3: wahrscheinlich gutartig, unklar, Kontrolle empfohlen
BI-RADS 4: suspekt, Abklärung durch Biopsie erforderlich
BI-RADS 5: hochgradig karzinomverdächtig

Dann zum Thema Vakuumbiopsie: Ich hatte schon drei Vakuumbiopsien. Eigentlich ist so eine Biopsie nicht schlimm. Die Brust wird halt in das Mammographie-Gerät eingespannt und mehrmals digital geröngt, weil die Biopsienadel nur über die Röntgenbilder an die richtige Stelle gelegt werden kann. Man wird ein bisschen gepiekst und muss still halten.

Meine erste Biopsie war ein ziemliches Fiasko. Der Arzt hat den Kalkherd nicht gefunden und es nicht zugegeben. Er suchte und suchte und ich musste eine Stunde lang stillhalten. Ein paar Tage später wurde mir gesagt, die Gewebeprobe sei gutartig und ich solle in 1/2 Jahr wieder zur Kontrolle kommen. Leider erfuhr ich einige Monate später, dass er die verdächtige Stelle gar nicht getroffen hatte. Es war gar kein Mikrokalk in den Proben. Das war in einem BRUSTZENTRUM! Der verantwortliche Radiologe machte aber nur selten Vakuumbiopsien und war für diese komplexe Technik nicht ausreichend geschult.

Daher mein Ratschlag: Gehe in ein großes Brustzentrum, in dem regelmäßig Vakuumbiopsien gemacht werden und die eine separate Abteilung für senologische Diagnostik haben, am besten in eine Uniklinik. Dann hast Du es mit erfahrenen Ärzten zu tun, die den Mikrokalk auch gleich richtig einstufen. Ich bin seither an der Uniklinik Heidelberg in Betreuung und hatte dort leider auch schon 2 Vakuumbiopsien. Die liefen sehr professionell ab. Beim letzten mal wurde ein 3 mm kleiner Mikrokalkherd problemlos getroffen und entfernt.

Es gibt meines Erachtens gravierende Unterschiede zwischen den Brustzentren - auf das "Gütesiegel" Brustzentrum kann man sich beim Thema Mikrokalk und Vakuumbiopsie nicht verlassen.

Ich drücke Dir die Daumen, dass bei Dir alles richtig läuft und das Ergebnis am Ende gutartig ist.

Liebe Grüße
Sylvie
Mit Zitat antworten
  #17  
Alt 19.03.2009, 10:14
Benutzerbild von Erika Rusterholz
Erika Rusterholz Erika Rusterholz ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.06.2005
Ort: Region Zürich
Beiträge: 193
Standard AW: 3 Jahre danach - Mikrokalk?

Hallo Jutta,

Mikroverkalkungen genauer abzuklären, ist sicherlich richtig. Ich hatte auch welche, die sich während 7 Jahren leise vermehren konnten, der Chef-Radiologe hat dies nicht einmal bemerkt, weil er immer nur die letzte Mammographie mit der gerade vorliegenden verglichen hatte. Hätte er das allererste Bild zu Hilfe genommen, wäre die Veränderung auch ihm aufgefallen! Aber er war nicht so bewandert in dieser Sparte.

Dann erst war ich in einem Brustzentrum, wo eine stereotaktische Mammotome Vacuum-Biopsie vorgenommen wurde. Nur mit dieser Methode können Mikroverkalkungen geortet und entnommen werden.

Bei mir waren es in der gleichen Sitzung 2 x 12 Proben, darin wurden dann neben LCIS leider auch ein Herd eines invasiv-duktalen Mammakarzinoms gefunden: in der einen Gewebeproben-Serie 5,5 mm und in der anderen nochmals 3 mm im Durchmesser.
Und wichtig: Mikroverkalkungen bedeuten nicht unbedingt DCIS, bei mir hatten sich die Mikroverkalkungen während der Jahre einfach in Krebs umgewandelt.

Danach wurde ein recht grosses Stück Gewebe mit diesem ganzen Herd Mikroverkalkungen operativ entfernt. Weil es schon ein invasives Mammakarzinom war, wurde auch eine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie gemacht.


Mein Vorschlag: bitte in ein wirklich gutes Brustzentrum gehen, denn nur ein solches hat einen Biopsie-Tisch (da sehr teuer, muss er ja auch gut ausgelastet werden) und genügend Erfahrung in dieser Art Biopsie.


Ich wünsche von Herzen, dass sich die Mikroverkalkungen noch im Guten befinden!
Erika Rusterholz

PS: gerade habe ich feststellen müssen, dass die ganze Beschreibung über die stereotaktische Mammotome Vacuum-Biopsie in obigem Beitrag von der Administration gelöscht worden ist - warum, ist mir absolut nicht klar...
__________________
"Ein Brustkrebs und sein Verlauf"
www.brustkrebsverlauf.info mit Forum voll Wissenswertem

Geändert von Erika Rusterholz (19.03.2009 um 13:33 Uhr) Grund: ein PS angehängt
Mit Zitat antworten
  #18  
Alt 19.03.2009, 14:45
Sylvie M. Sylvie M. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2008
Beiträge: 86
Standard AW: 3 Jahre danach - Mikrokalk?

Hallo Erika,

meines Erachtens bedeutet die Tatsache, dass ein Brustzentrum über ein derart teure Gerätschaften für mammographiegestützte Biopsien verfügt nicht, dass dort auch häufig solche Biopsien gemacht werden und die Qualität entsprechend gut ist.

Fakt ist, dass ein Krankenhaus nur dann das Zertifikat "Brustzentrum" erwerben kann, wenn es derartige Geräte anschafft und diese Biopsie durchführen kann.
Ich habe mich nach dem Vorfall, den ich oben beschrieben habe, an das Zertifizierungsinstitut gewandt, das die Brustzentren überwacht. Dort wurde mir gesagt, dass derartige Probleme öfters auftreten und man sich dessen bewußt ist. Ich glaube aber, dass keine effektiven Maßnahmen getroffen werden und die Brustzentren einfach so weiter "wurschteln" dürfen.
Da ein Krankenhaus, das keine mammographiegestützte Vakuumbiopsie anbietet, den Status als Brustzentrum nicht bekommen kann, ist doch klar, dass dort versucht wird, die Sache auf Teufel komm raus durchzuziehen, auch wenn es zu Lasten der Qualität geht. Das ist m.E. ein systematisches Problem, das niemand beherzt angeht.
Deshalb würde ich nie wieder in ein normales Brustzentrum für diese komplexe Form der Biopsie gehen, sondern nur in eine Uniklinik.

Liebe Grüße
Sylvie
Mit Zitat antworten
  #19  
Alt 19.03.2009, 15:55
Benutzerbild von Erika Rusterholz
Erika Rusterholz Erika Rusterholz ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.06.2005
Ort: Region Zürich
Beiträge: 193
Standard AW: 3 Jahre danach - Mikrokalk?

Hallo Sylvie,

Es gibt tatsächlich Brustzentren, die den Richtlinien von EUSOMA und der deutschen Krebsliga nicht genügen - leider ist der Begriff "Brustzentrum" nicht geschützt.

Nur ein gut vernetztes, interdisziplinäres und erfahrenes Brustzentrum sollte jeweilen für die benötigten Abklärungen in Frage kommen, und nur ein solches Brustzentrum kann es sich leisten, einen "Tisch" für die stereotaktische Mammotome Vacuum-Biopsie anzuschaffen:
Die Frau liegt dabei bäuchlings auf einem erhöhten Tisch, durch ein Loch hängt die zu biopsierende Brust nach unten. Die Apparaturen sind unter dem Tisch aufgestellt, der Arzt sitzt daneben und arbeitet unter dem Tisch.

Ich selber hatte diese Art der Biopsie im UniversitätsSpital Zürich, welches ein zertifiziertes Brustzentrum ist (ich hatte das in meinem vorhergehenden Beitrag vielleicht etwas unklar ausgedrückt).


Für Jutta füge ich nochmals den genauen Ablauf dieser Biopsie-Methode ein (und hoffe, dass dies nicht wieder gelöscht wird):

Die stereotaktische Mammotome® Vakuumbiopsie (ein Einstichkanal = mehrere Proben), ist speziell für die Untersuchung von Mikroverkalkungen geeignet: mit zwei Röntgenaufnahmen lokalisiert der Computer dreidimensional die verdächtige Stelle und führt unter Lokalanästhesie die Nadel ein, um eine grössere Anzahl Gewebeproben zu entnehmen.

Nach einer Gewebeentnahme wird die Einstichstelle mit einem Pflasterverband verschlossen und ein Kompressionsverband um den Oberkörper angelegt, der nach 48 Stunden abgenommen werden kann. Damit soll ein grösserer Bluterguss vermieden werden. Ein enganliegender Büstenhalter oder ein Sporttop sind dabei ebenfalls sehr hilfreich.
Leichte Schmerzen in der Brust und blaue Verfärbungen der Haut sind übliche Nebenwirkungen. Eine Infektion der Gewebeentnahmestelle ist möglich, jedoch sehr selten.

Vom Resultat der Gewebeuntersuchung hängt das weitere Vorgehen ab:
Wenn es sich um Krebs oder eine Krebsvorstufe handelt, muss der Befund operativ entfernt werden. Dabei wird darauf geachtet, dass Einstichstelle und Einstichkanal, von der Gewebeprobe herrührend, in den Operationsbereich einbezogen, also ebenfalls herausgeschnitten werden.

Wenn die Mikroverkalkungen als nicht bösartig eingestuft werden, können kleine Befunde (< 1 cm) vollständig entfernt werden. Dann erübrigt sich eine Operation.

Es gibt auch die einfache Ausführung ohne Tisch: die Frau sitzt auf einem Stuhl, daneben steht ein Gerät, in welches die Brust eingequetscht wird. Ich denke, das ist die Art, wie dies Sylvie beschreibt.

Ich hoffe, dass meine neuerlichen Ausführungen weiterhelfen werden.

Liebe Grüsse
Erika Rusterholz

__________________
"Ein Brustkrebs und sein Verlauf"
www.brustkrebsverlauf.info mit Forum voll Wissenswertem

Geändert von Erika Rusterholz (19.03.2009 um 19:53 Uhr) Grund: Versuch, ein Bild einzufügen
Mit Zitat antworten
  #20  
Alt 19.03.2009, 17:17
Sylvie M. Sylvie M. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2008
Beiträge: 86
Standard AW: 3 Jahre danach - Mikrokalk?

Hallo Erika,

ich habe aufgrund meiner Erfahrungen eine ganz andere Meinung.

Meine erste Vakuumbiopsie hatte ich im Liegen auf einem Tisch, der eine Öffnung für die Brust hat, so dass man sie unter dem Tisch in ein Mammographiegerät einspannen kann. Diese Biopsie ging schief, weil der Radiologe nicht ausreichend spezialisiert und geübt war. Das hat er in einem späteren Gespräch mit mir selbst zugegeben. Er war nämlich hauptsächlich in der Kinderradiologie tätig.

An der Uniklinik, an der ich die weiteren Biopsien hatte, machen Sie die Biopsie im Sitzen. Ich habe das als viel angenehmer empfunden als die Variante im Liegen, einfach weil der Arzt eine große Kompetenz vermittelt hat und ich nicht so lange gequält wurde.

Ich glaube nicht, dass die Wahl Tisch oder Stuhl von Bedeutung ist. Von Bedeutung ist vielmehr welche Mammographie-/Biopsiegeräte verwendet werden (vermutlich sind die an der Uniklinik teurer und höherwertiger) und welche Qualifikation bzw. welchen Spezialisierungsgrad der Arzt vorweisen kann.

Liebe Grüße
Sylvie
Mit Zitat antworten
  #21  
Alt 20.03.2009, 11:44
Renate24 Renate24 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 20.03.2009
Ort: NRW
Beiträge: 9
Standard AW: 3 Jahre danach - Mikrokalk?

Hallo,

meine Vakuumbiospie war auch im Liegen und empfand sie als völlig stressfrei. Ich habe durch die Betäubung nichts gespürt, ich lag ca. 15 Minuten nur da. Die normale Mammographie empfand ich als viel unangenehmer. Bei der Biopsie wurde auch nicht an der Brust gezogen, obwohl die Stelle sehr weit oben war.

Ich war in einen zertifizierten Brustkrebszentrum, welches aber nicht über ein eigenes Vakkuum-Biopsie-Gerät verfügt, sondern über ein mobiles, dh. mehrere Krankenhäuser teilen sich aus Kostengründen ein Gerät. Ein Fachmann reist mit dem Gerät von einem Krankenhaus zum nächsten und bedient auch das Gerät. Er verfügt daher über sehr viel Erfahrung bei der Biopsie. Natürlich ist federführend auch ein Arzt des Krankenhauses anwesend, so dass ich bei der Biopsie nur gute Erfahrungen gemacht habe.

Viele Grüße
Renate
Mit Zitat antworten
  #22  
Alt 20.03.2009, 17:04
Sylvie M. Sylvie M. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2008
Beiträge: 86
Standard AW: 3 Jahre danach - Mikrokalk?

Hallo Renate,

was Du beschreibst, halte ich für eine sehr gute Lösung! Es wäre schön, wenn mehr Brustzentren auf diese Art und Weise mit erfahrenen Spezialisten kooperieren würden.

Viele Grüße
Sylvie
Mit Zitat antworten
  #23  
Alt 25.03.2009, 16:04
Jutta3 Jutta3 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.07.2005
Beiträge: 111
Standard AW: 3 Jahre danach - Mikrokalk?

Hallo, vielen lieben Dank für die netten und informativen Nachrichten. Ich habe es "gepackt". Da ich mit der Vorgeschichte sowieso in der Uniklinik zur Nachsorge ins Brustzentrum gehe (FFM), wurde die Mammotomie auch dort vorgenommen. Es war nicht wirklich "schlimm" - trotzdem schön ist anders! - Jetzt beginnt die gräßliche Wartezeit. Irgendwie ist das Warten fast schlimmer als die Untersuchung. Wahrscheinlich weil man dann Zeit zum Grübeln hat ...

Wenn ich Bescheid weiß, melde ich mich wieder. Bis dahin, alles Liebe und Gute

Jutta
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:08 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2025 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55