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#1
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Liebe Christel,
ich kann einigermaßen nachfühlen, wie es Dir geht. Ich bin zwar aktuell nicht selbst betroffen, aber 2002 war ich auch dabei, mit einem nicht invasiven Brustkrebs. Dieser wird oft nicht ernst genommen, weil augenscheinllich bei der Histologie kein invasives Geschehen gefunden wird- es ist aber ein ziemlich übler Geselle, der auch übers Blut oder so Micro weitergeht, dass man es sehr oft sehr spät erkennt. Ein Leben auf dem Pulverfass. Egal, bei mir ist es gutgegangen- aber ich habe mich damals sehr intensiv mit der Möglichkeit des "was wäre wenn" auseinandergesetzt. Im DMF schrieb damals die Journalistin Jutta Redmann mit. http://www.google.de/search?q=jutta+...ient=firefox-a Eigentlich war damals für mich die Entscheidung gefallen. Die Möglichkeit der aktiven Sterbehilfe kommt für mich infrage. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man klar bei Verstand ist und selber weiss, wann es genug ist- und keine Angst vor dem Tod hat. Bisher habe ich mich nicht drum gekümmert- aber ich weiss, dass das eine Entscheidung ist, die man nur für sich selber treffen kann. Diese Entscheidung darf man nicht seinem Partner oder den Kindern überlassen. In der Patientenverfügung z.B. muss zwingend notwendig stehen, dass man bei Bedarf ausreichend Schmerzmittel bekommt, selbst wenn diese Lebensverkürzend wirken. In meiner Patientenverfügung habe ich handschriftlich ausdrücklich festgelegt, wie ich es gerne hätte. Denn es kann ja jederzeit auch passieren, dass man einfach so in solch eine Lage kommt. Aber da ist man drauf angewiesen, dass einer der Vertrauten dem Arzt das Recht auf die Einhaltung klarmacht- es gibt immer noch genug Ärzte, die probieren wollen, wie lange man einen Menschen am Leben halten kann. Ich bin Krankenschwester und verstehe manches Mal die Welt nicht.
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Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL) Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.) Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca) Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie) Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015 |
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#2
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Hallo Christel,
Du mußt nicht glauben, daß ich immer so gut drauf bin. Ich habe eigentlich immer Dich und Gitta bewundert, wie Ihr das immer so wegsteckt! Mir ist oft leider sehr oft sehr zum Jammern zu mute, auch wenns mir körperlich gut geht. Allein schon die Vorstellung, daß das nicht von Dauer sein kann, reicht mir völlig. Das Silja nicht mehr da ist finde ich auch nicht toll, mehr Gedanken mache ich mir allerdings um Conny. Die konnte ja wohl am Wenigsten dafür und hätte vielleicht auch Zuspruch nötig. Weßt Du wie es ihr geht? LG Reinhard |
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#3
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Liebe Christel,
ja, das mit den Angst- und Traurigkeitsmonstern kenne ich auch. ... Es ist gut, dass es hier im Forum den Freiraum gibt, sich so manches von der Seele zu reden oder zu schreiben. Es ist ja auch ein verdammt langer Atem, der von uns verlangt wird, wenn wir durchhalten und lange durchhalten wollen. Zeit zum Jammern und Zeit für Tränen sind wichtig. Gute Laune und Fröhlichkeit ist manchmal echt und manchmal aufgesetzt. Aber auch letzteres muss sein, denn ich will mich ja einer Verzweiflung oder Depression nicht ergeben, jetzt jedenfalls noch nicht. Das hätte mich so in die Tiefe gezogen und auch körperlich geschädigt, dass dadurch der Krebs ein leichtes Spiel hätte, was ja medizinisch erwiesen ist. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern. Ich nutze jede Gelegenheit, um eine Freude oder etwas Aufbauendes zu erleben, indem ich mir immer wieder kleine und große Glücksmomente suche und verschaffe. Gut essen und trinken, zusammensein mit Familie und guten Freunden. Ein Ausflug oder ein schönes Ziel... Sicher war das auch nicht ganz einfach, weil ich mir auch schonungslos den Ernst der Krankheit bewusst gemacht habe. Ich schreibe Dir, was ich schon woanders schrieb: Ob ich überlebe und wie lange ich noch lebe, ist noch nicht entschieden. Diese Entscheidung ist vermutlich erst dann gefallen, wenn ich als Leiche auf dem Bett liege und der Arzt den Totenschein dazu legt. Bis dahin aber bleibt noch Spielraum. Und dieser Spielraum scheint mir ja auch mit einer gewissen Absicht gewährt worden zu sein. Wäre ich in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt worden, so hätte ich kein Mitspracherecht mehr gehabt. Dann wäre es sofort aus gewesen. Inzwischen habe ich mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass mir? / uns? / einigen? vielen Menschen? auch ein gewisser Spielraum zugestanden wird, so etwas wie ein (begrenztes?) Mitspracherecht bei dieser Krankheit. Ein gutes Argument zu finden, weshalb es im Weltenlauf notwendig ist, noch hierzubleiben, kann vielleicht das Geschick wenden, und der Krankheit einen günstigeren Verlauf geben. Ich will damit nicht sagen, dass wir ein uneingeschränktes Mitspracherecht hätten und das auf uns gehört wird. Wir können Gott nicht zwingen, sondern nur bitten. Aber er übergeht uns sicher auch nicht ganz. Es liegt an uns, den Spielraum und das Mitspracherecht zu erspüren, das uns zugestanden wird, und dann im entscheidenden Moment auch unsere Antworten und Argumente parat zu haben. Daran arbeite ich im Moment, in der Zeit, die noch bleibt. Einfach nur so weiterleben um des Weiterlebens willen reicht aus meiner Sicht nicht aus. Ich muss auch wissen, wozu ich lebe, welche Ziele ich mir setze, für wen ich dasein möchte, vielleicht auch, welcher Mensch mich braucht? Oder wo ein Mensch ist, den ich jetzt vielleicht noch gar nicht kenne, der mich aber braucht? Welche Ziele hast Du oder welche Ziele willst Du Dir setzen? - Du musst das hier nicht im Forum beantworten. Wichtig ist mir nur, dass Du Deine persönlichen Ziele kennst und findest. Dazu möchte ich Dir Mut machen. Und dann im nächsten Schritt: Nutze das Mitspracherecht, dass Dir gewährt wird. Und außerdem? Guck Dir mal die schöne Karrikatur an, die Monika Rasch bei Tomtom hinterließ: http://www.krebs-kompass.org/forum/s...&postcount=243 Beste Grüße Ecki |
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#4
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Hallo Zusammen,
ich habe lange überlegt, ob ich mich hier anmelden soll und bin bisher ein "stiller Leser und Denker" geblieben. Doch gerade die Einträge von Christel haben mir in den letzten Wochen Hoffnung gegeben, weswegen ich nun "Mouse" viel Kraft und alles Gute für die weitere Behandlung wünschen möchte. Beste Grüße, Tarinchen |
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#5
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Hallo an alle,
liebe Christel, mir ist z. Zt. die Eigenschaft abhanden gekommen, die richtigen Worte zu finden. Auch mich, wenn auch etwas anders motiviert, hält so ein Traurigkeitsviech in Schach und ich lese zwischendrinnen hier rein, fange an zu schreiben, aber lösche alles wieder, weil es mir "nicht akzeptabel genug" erscheint. Will nur, dass Ihr wisst, ich lese mit, nehme Anteil, möchte Mut machen, aber auch keinen Unfug schreiben. Ich bin medizinisch betrachtet gar nicht versiert genug, als dass ich Ratschläge an die Hand geben könnte. Und zum Mutmachen, wiegesagt - Traurigkeitsmonsterblockade. Zitat:
Ich wünsche Dir Kraft und Zuversicht und eine Option, die anschlägt, und den Krebs wieder in seine Schranken verweist. LG Annika P.S.: Einen für Gitta und ´nen für Michaela! Könnte mal irgendwer die offizielle Jammererlaubnis rausholen??? |
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#6
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Ich habe mal eine Neue aufgesetzt.
Die Alte war schon ganz knitterig ! Zitat:
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Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL) Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.) Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca) Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie) Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015 |
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#7
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liebe Christel
und wenn du einfach nur mal nicht so gut drauf bist, überreiche ich dir diesen Gutschein. Mehrfach einlösbar und wiederverwertbar: ![]() ich kann dir ansonsten nur alles Gute und Liebe wünsche und dir einfach nur die Daumen halten. silverlady |
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#8
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Liebe Christel,
ein Satz von dir hat mich sehr nachdenklich gemacht. "Man muss gut drauf sein. Je besser desto mehr wird für einen getan. Nur manchmal frage ich mich, wofür?" Das finde ich leider sehr bezeichnend für unsere Gesellschaft, und sehr traurig. Aber du hast wohl Recht. Ich finde es schlimm, wenn man sich so zusammenreißen muss, damit die Ärzte weiterhin hübsch alle Ideen und Optionen aus der Reservekiste holen. Es ist leider nicht anders als bei Gesunden. Wenn man nicht "on the top" ist, dann wird man schräg angeschaut - Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen werden bei uns im Alltag eben immer weniger. Schlimm finde ich, dass diejenigen, die eben nicht gesund sind, sich auch dann noch so sehr zusammenreißen müssen, um weiterhin optimal behandelt zu werden! Ich bewundere dich dafür, dass du es immer wieder schaffst, dich zusammenzureißen, und den Ärzten die besten Behandlungen abzufordern - das soll und wird so bleiben, da bin ich sicher! Ich fand Eckis Worte einmal wieder sehr nachdenkenswert. Sich vor Augen zu halten, wofür man lebt, was einen motiviert und welche Ziele man sich setzt. "Welcher Mensch einen braucht" - geht es nicht immer auch darum? Wenn wir gebraucht werden, dann mobilisieren wir all unsere Kräfte, die wir haben! Ich bin sicher, du wirst an vielen Stellen und von vielen Menschen gebraucht. Es fällt mir - genau wie Annika - sehr schwer, Worte zu finden - darum schreibe ich sonst nicht mehr viel hier. Mir ist immer bewusst, dass ich eben nicht K-betroffen bin, und einiges sicher nicht 100% nachvollziehen kann. Ich mag keine oberflächlichen Trostworte - und wie ich dich kennengelernt habe, magst du die auch nicht. Ich habe als Angehörige beides kennengelernt - den schnellen, unerwarteten Verlust, wie auch den mleider erwarteten. Ich kann deinen Neid auf Herrn und Frau von Brauchitsch verstehen. Das ist für den, der gehen muss, immer "schöner", wenn man das mal so platt sagen darf. Ich verstehe auch sehr gut deine Angst vor dem, was du in Worte gefasst hast. Ich glaube, A-Mos leben von dem "diffusen, undefinierbaren" Gefühl. Darin suhlen sie sich. (Das habe ich, aus Gründen, die hier gerade nicht hingehören, grad letzte Woche erlebt.) Annika kann das viel besser als ich, solche Dinge in Kürze und Würze auf den Punkt bringen:"Genau das machen die A-mos gerne. Erfolgreich die Zeit versauen." Ich hoffe, du hast es mit dem Formulieren deiner Gedanken geschafft, IHNEN den Garaus zu machen - nämlich die Basis für ihr "diffuses Wirken" zu verhageln! So, und nun habe ich wohl genug geschrieben, mehr als ich wollte. Eigentlich wollte ich hauptsächlich schreiben: ich denke an dich. Alles Liebe von "Frau Blume", die an dieser Stelle ganz herzliche für Michaela und Gitta hier lässt, und alle, die ich sonst nicht persönlich kenne, aber sehr gerne lese.
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In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit - die Quelle der Liebe. (Thich Nhat Hanh) |
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