![]() |
|
|
|
|
#1
|
||||
|
||||
|
Guten Morgen Milie,
kein Problem, ich lese gern Novelas Mensch, dein Vater ist wirklich tapfer. Ich weiß ja nicht, welche Schmerzen man nach solch einem Eingriff erdulden muss, aber Paracetamol hilft mir nicht einmal, wenn ich meine lästigen Spannungskopfschmerzen habe. Ist doch schön, dass sich deine Tanten jetzt auch kümmern und deinen Papa besuchen. Davon profitiert ihr und auch dein Vater, denn so habt ihr ein wenig Entlastung und dein Papa ordentlich Abwechslung. Ich finde es sogar gut, dass dein Papa weinen kann und dieses Gefühl der Traurigkeit und auch Angst heraus lässt. Wäre viel schlimmer, wenn er das alles in sich hinein frisst. Und seine Schwestern können sicherlich damit umgehen. Ach Mensch, ich hoffe, dass es gut für ihn weiter geht und er wieder auf die Beine kommt. Mir geht oder ging es ganz genauso wie dir. Ich war bis zur Krankheit meines Vaters auch nicht wirklich mit dem Krebs konfrontiert. Krebs hatten immer "die anderen", er war weit entfernt von meiner Welt. Um so härter traf mich die Diagnose meines Papas letzten April. Eigentlich riss sie meine ganze Welt aus den Angeln und das Schlimme war, dass ich wusste, dass nichts wieder gut werden würde. In meinem Innersten wusste ich leider, dass er keine Chance haben würde. Und ich war so wütend und zornig und empfand das alles als so ungerecht, habe geflucht und wurde teilweise regelrecht aggressiv. Da kam es nur ganz recht, dass ich das Zimmer meiner Tochter komplett renovieren musste. Am Teppich habe ich meine ganze Wut rausgelassen und ihn mit diesem Teppichmesser "erstochen"... Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich erkannt habe, dass ich nun einmal diese Krankheit "annehmen" muss, zumal mein Vater es ja viel schwerer hatte. Aber ich denke auch, dass dies ein Prozess ist und man sehr viel über sich selbst lernt. Man wird so knallhart mit der Verletzlichkeit und Endlichkeit des Lebens konfrontiert. Mit derjenigen seiner Eltern und mit der eigenen. Vorher war Sterben und Tod letztlich auch für mich ein Tabuthema. Nun gehört es für mich dazu, aber leicht fällt es mir trotzdem nicht und es macht mich auch ungeheuer traurig, wenn ich von all den Schicksalen hier lese. Und dennoch ist das Leben schön, genauso wie du schreibst. Diese Sicht auf das Leben sollten wir uns unbedingt beibehalten. Es snd die unzähligen kleinen Momente und Dinge, die das Leben so bunt und kostbar machen. Und wenn man es schafft, im Hier und Jetzt zu leben ohne sich ständig um die Zukunft zu sorgen oder allzu tief in der Vergangenheit zu graben, dann ist schon viel gewonnen. Dann hoffe ich, dass dein Vater schnellstöglich zurück auf die Onkologie kann, wo man sich bestens um ihn kümmert und dass er dann schnellstmöglich wieder heim kann, um sich von all den Strapazen zu erholen. Ganz liebe Grüße Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
|
#2
|
|||
|
|||
|
Guten Abend,
da bin ich wieder. Heute war ein ereignisreicher Tag, zumindest fuehlt es sich so an. Als ich heute ins Krankenhaus kam, gab es prompt wieder nicht so gute Nachrichten. Nachdem die grosse, dicke Metastase nun aus dem Kopf raus ist, schlaegt die Radiologin vor, nun den kompletten Kopf zu bestrahlen. Sie hat dann wohl auch gleich mit einem Behandlungsvertrag rumgewedelt, aber Papa hat den nicht unterschrieben. Er sagt, darueber will er erstmal nachdenken. Sie sagt, es koennte sein, dass man Grauen Star und noch viel gruseligere Dinge kriegt, aber zumindest den Grauen Star koennte man ja dann operativ beheben. Naja, nun hat er erstmal Bedenkzeit. Seine Schulter wird morgen zum letzten Mal bestrahlt, dann ist erstmal etwas Zeit zum Regenerieren. Eigentlich. Heute nachmittag wurde er dann wieder in die Onkologie verlegt. Ich war richtig froh zu sehen, dass die diensthabende Aerztin meine Favoriten unter all meinen neuen Arztbekanntschaften ist, weil sie sehr kompetent ist und ausserdem sich tatsaechlich fuer ihre Patienten ueber das mir bekannte Mass hinaus interessiert. Ich kenne sie von den vorherigen Aufenthalten, und sie ist wirklich die einzige, die sich richtig, richtig Zeit nimmt und auch gern alles mehrfach erklaert, wenn noetig. Sie hat ihn dann auch sehr eingehend untersucht, sich nach wirklich allem erkundigt und gleich ein paar Aenderungen der Medikamente vorgenommen. Leider hat sie dabei festgestellt, dass mein Vater Fieber hat. Vor dem Stationswechsel war er noch normal warm, aber dann ist das Fieber recht schnell gestiegen. Sie sagte aber, wir sollten uns zunaechst keine Sorgen machen. Er hat eine Blasenentzuendung, es koenne auch damit zusammenhaengen. Aber es kann natuerlich auch eine Lungenentzuendung sein. Er hat nur 2 mal gehustet, aber wer weiss? Morgen wird die Lunge geroengt. Aber immerhin haben sie das Fieber im Auge. Heute gab es auch endlich andere Schmerzmittel. Leider waren die so hoch dosiert, dass Papa den ganzen Vormittag verschlafen hat. Darueber war er ziemlich sauer, denn genau so etwas will er nicht. Schlimmer aber war, dass die ihn so ausgeknockt haben, dass er nicht mal stehen konnte. Obwohl er morgens - vor der Medikamenteneinnahme - alleine mit dem Rollator im Bad war und sich auch alleine waschen etc. konnte. Aber nach der Pille ging gar nichts mehr, und er war echt aergerlich. Ueberwiegend auf meine Mutter, weil die j auf Schmerzmittel gedraengt hatte. Die kompetente Aerztin in der Onkologie hat gesagt, es war wohl nett gemeint von den Kollegen, aber etwas sehr hoch dosiert. Auch das aendert sie nun, aber er hat gesagt, lieber waeren ihm keine Schmerzmittel. Ich glaube, er kann das wirre / langsame Gefuehl im Kopf nicht leiden, wenn man solche Mittel nimmt. Meine Mutter sah heute 10x schlechter aus als mein Vater und sie hat das erste Mal das Krankenhaus vor 19h verlassen. Ich hab ihr schon oefter gesagt, dass sie ruhig mal laenger Pause machen oder auch mal frueher gehen kann, aber bisher ohne Erfolg. Heute ist sie schon um 17.45h gegangen, das war mal ganz gut fuer sie. Was aber auch ganz gut war, war dass ich dann so richtig viel Zeit mit Papa allein verbringen konnte. Das war gleich irgendwie anders. Das machen wir jetzt oefter so, lange kann meine Mutter das Programm ja sowieso nicht durchhalten. Ich war richtig lange da, aber es standen auch die ganze Zeit noch Dinge an, bei denen ich gut helfen konnte. Als ich ging, war sein Fieber bei 38.9 angelangt, ich hoffe, es steigt nicht so sehr. Miriam, du sagst, du warst manchmal regelrecht aggressiv. Heute war ich ein paar Mal richtig, richtig sauer ueber diverse Kleinigkeiten, die eben im Laufe eines Tages so passieren. Ich hab mich ziemlich ueber die Schwester geaergert, die meinen Vater auf die andere Station gebracht hat. Sie hat sich mit einer Kollegin das Bett geschnappt und mir mitgeteilt, dass ich ja den Schrank (bzw. das Regal, das in den Schrank im Zimmer geschoben wird) auf die andere Station bringen kann. Und da war sie auch schon weg. Das war lustig, und ich hab innerlich geflucht wie ein Rohrspatz. Ich war hocherfreut, dass ich niemanden im Rollstuhl angefahren habe, denn den haette ich ja gar nicht sehen koennen! Jedenfalls ist es ja nicht so schlimm und die chronische Unterbesetzung ist auch bekannt, aber ich haette platzen koennen! Mir fallen die Augen zu, was ich schade finde, weil ich gern noch was zum Annehmen gesagt haette - aber das geht ja auch noch spaeter. Gute Nacht und viele Gruesse!!! |
|
#3
|
||||
|
||||
|
Guten Morgen Milie,
da bin ich ja froh, dass dein Papa eine so gute Onkologin hat, die sich auch wirklich kümmert und Zeit nimmt! Das ist unglaublich viel wert! Was die Radiologin angeht... Ich kann sehr gut verstehen, dass dein Vater sich da Bedenkzeit erbeten hat. Das ist nun wirklich kein Spaziergang und die möglichen Nebenwirkungen und Risiken sind ja nicht gerade ohne. Vielleicht kann er ja noch mit seiner Onkologin gemeinsam abwägen, ob diese Behandlung dann sinnvoll und für ihn zumutbar ist und dann eine Entscheidung treffen. Ich drücke deinem Papa ganz feste die Daumen, dass er keine Lungenentzündung hat und das Fieber ganz schnell wieder verschwindet. Die kann er nun wirklich nicht gebrauchen... Kann natürlich niemand, aber er besonders nicht. Schön, dass ihr gestern auch Zeit zu zweit verbringen konntet! Und die Sach mit den Krankenschwestern und dem Regal... Ich sehe dich gerade wutentbrannt den Gang langschieben Hmmm, ich war in der Zeit wahnsinnig dünnhäutig und hochgradig sensibel, was meinen Vater anging. Immer war ich der Meinung, dass man sich nicht ausreichend um ihn kümmert im Krankenhaus oder er nicht vernünftig aufgeklärt wird. Da bin ich oft ziemlich unwirsch geworden. Manchmal durchaus berechtigt, aber oft auch nicht. Ich weiß auch selbst, dass ich jedes Wort auf die Goldwaage legte und vieles natürlich gar nicht böse gemeint war, was mir da gesagt wurde... Aber ich denke, das sind auch relativ normale menschliche Reaktionen. Ich befand mich halt in einem absoluten emotionalen Ausnahmezustand so wie du jetzt. Ist ja gut, wenn man das selbst erkennt und sich dann auch wieder erden kann. Liebe Grüße Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
|
#4
|
|||
|
|||
|
Hallo Miri,
"wutentbrannt den Gang lang schieben" ist sehr treffend formuliert ![]() Ja, was du beschreibst, dass du immer der Meinung warst, dass man sich nicht genug kuemmert, ist wohl eine Begleiterscheinung fuer alle Angehoerigen. Eigentlich ist es ja auch so, niemand kuemmert sich so gut wie eben die eigene Familie. Aber wir sind nun mal alle weder Aerzte noch Pflegepersonal. Ich arbeite gerade fieberhaft an einer Taktik, wie ich meinen Vater alleine gemuetlich im Bett platzieren kann. Nicht so einfach. Eigentlich hat er immer flotte 80 kg gewogen, aber als er erfahren hat, dass er Krebs hat und eine Chemotherapie ansteht, hat er mitgeteilt, dass er sich jetzt ein Fettpoelsterchen anfuttert, damit das mit dem Abnehmen nicht so schlimm wird. Das hat auch funktioniert, aber dafuer ist er eben jetzt auch 10 kg schwerer. Gestern hab ich einmal fast auf ihm draufgelegen, da musste er aber lachen, weil mein Kopf so schoen rot angelaufen ist... 3 der besagten Tanten sind Krankenschwestern, dann sollen die mir das doch bitte mal zeigen. Heute wurde meine Mutter aus dem Krankenhaus weggeschickt. Auf der Station sollen wir nun erst nachmittags zu Besuch kommen, weil das sonst den Ablauf stoert. Sie findet das natuerlich katastrophal, aber andererseits wird sie dann gezwungen, auch mal nach Hause zu gehen. Und ich hoffe ja, dass es jetzt nach und nach besser wird und er wieder alleine laufen kann. Das Fieber ist laut Mutter-Auskunft nicht weiter gestiegen und er hat auch schon einen Ausflug zur Bestrahlung gemacht. Ich fahre gegen 14.30h hin, dann kann sie frueher gehen und ich bleibe dann bis nach dem Abendessen. Und worauf ich mich sehr freue: Die Sonne scheint und ich packe gleich meinen Hund ein, und wir gehen eine schoene Runde spazieren. Das gab es schon ein paar Tage nicht, das muss auch mal wieder sein. Er ist zwar nur ein ganz kleiner Hund, und meine Schwester hat ihn auch mal mit rausgenommen, aber er will ja trotzdem bespasst werden und das am liebsten vom eigenen Frauchen... Ich wuensche euch einen ebenfalls sonnigen Tag, ganz viele Gruesse! |
|
#5
|
||||
|
||||
|
Liebe Milie,
ich hoffe, ihr habt die Sonnenstrahlen genossen und hattet viel Spaß, dein kleiner Hund und du! Mensch, das sind ja immerhin mal gute Nachrichten, dass das Fieber nicht weiter steigt! Ich hoffe, dass es gut weitergeht für deinen Papa und die Temperatur fällt. Ich musste grinsen, als ich von dem Fettpölsterchen las. Aber ganz ehrlich, dein Papa hat Recht. So ein Tumor soll ja unglaublich viel Energie verbrauchen und deshalb müsste ein kranker Mensch eigentlich mehr Energie mit der Nahrung aufnehmen als ein gesunder... Das Patenkind meines Papas ist Arzt und Frank hat uns das damals so erklärt. Er meinte auch, mein Vater müsse immer dann essen, wenn er Appetit habe. Also, wenn dein Paps "Gelüste" hat, dann sollte er auch essen. Es kommen ja während der Chemo noch Phasen, wo man sich regelrecht vor Essen ekelt (Geruch, Geschmack) oder eben einfach kaum etwas runterkriegt. Hab einen schönen Nachmittag mit deinem Vater! Liebe Grüße Miri
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
|
#6
|
|||
|
|||
|
Guten Morgen Miri
und guten Morgen in die Runde, gestern hatte ich mal keine Hiobsbotschaften, und es war ein relativ ruhiger Tag. Soeben hat meine Mutter angerufen. Letzte Nacht ist ein Zimmernachbar meines Vaters verstorben, und das auf eine Art und Weise, dass man wirklich am Krankenhaus zweifelt. Der arme Mann stand unter was auch immer fuer Medikamenten, die ihn benebelt haben. Er hat nachts mehrfach geklingelt, weil er auf Toilette musste, aber es kam niemand. Daraufhin ist er im Badezimmer zusammengebrochen. Und dort gestorben. Auf dem Fussboden des Klos seines Krankenzimmers. Laut meiner Mutter hat er da wohl auch lange liegen muessen, bis sich dann doch mal jemand bemueht hat. Und nach dem Todesfall auf der Station war fuer die restlichen Patienten die Nacht ueber anscheinend auch niemand zu sprechen. Mein Vater hat diverse Male geklingelt, aber er sagt, es ist nicht einmal einer gekommen. Das kann doch wohl wirklich nicht sein! Er ist doch auf Hilfe angewiesen. Wenn ich sowas hoere, kommt mir gleich mein imaginaeres Fruehstueck wieder hoch! Fahre nun erstmal meine Mutter beruhigen, die war von dem morgendlichen Besuch bei Papa fix und fertig. Kein Wunder! Beschweren duerfen wir uns nicht, mein Vater will das nicht, aber ich hoere es ja nachher selber. Vielleicht darf ich mich doch zumindest erkundigen, warum man mir sagt, ich solle nach Hause fahren, sie wuerden sich schon kuemmern, wenn es ja doch niemand tut... Ich wuensche euch was... |
|
#7
|
|||
|
|||
|
hallo milie!
ach verdammt! das ist ja mehr als uebel. wie gesagt, ich halte immer eine fahne hoch fuer das krankenhauspersonal - auch wenn bei uns gerade jetzt die zwei maedels im dienst sind, die irgendwie am wenigsten eigeninitiative zeigen, ich nenn sie die wischi-waschi-maeuse -, aber das ist der wahnsinn... vor allem, dass man sich danach auch nicht mehr geruehrt hatte, wenn andere patienten gerufen haben. das ist schon bitter. ich meine, selbst, wenn die nachtschwester nicht mehr in der lage war, dann haette man von woanders jemanden rekrutieren muessen. es ist schon wahnsinn... vor allem, wenn dein dad das alles mitbekommen hat. ![]() als mein bruder vor jahren mal im krankenhaus war, ist der junge, der im bett neben ihm lag, verstorben. es war abzusehen, und er ist einfach eingeschlafen. im bett, also so wuerdevoll wie das nur geht. trotzdem waren wir alle tagelang wie gelaehmt. obwohl wir ihn gar nicht so gut kannten. als seine mutti anfing, die deko, die um sein bett hing, abzumachen, das war echt hart... sorry, das war jetzt ein bisschen arg weit ausgeholt. aber ich musste jetzt ganz schnell daran denken, dass es auch anders laufen kann... um mich zu beruhigen. oh - eine der wischi-waschi-grazien ist grad hier... gott, gib mir geduld! |
![]() |
| Lesezeichen |
| Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|