[Moonlady]

Liebe Michaela,

... natürlich wusste ich aufgrund der Nachrichten, die mich erreicht haben, dass Dir nur noch eine begrenzte Lebenszeit zur Verfügung stehen würde.

Aber jetzt, wo Du Dich verabschiedet hast, wo Du den Weg hinüber die andere Welt angetreten hast, trifft mich der Abschied wieder einmal mit voller Breitseite.

Ich bin unendlich traurig, dass Du nicht mehr da bist. Und gleichzeitig bin ich furchtbar wütend. Nein, nicht auf Dich. Du hast für Dich nach Deiner Diagnose so viel Lebenszeit und Lebensqualität herausgeholt wie nur irgend möglich war, Du hast immer versucht, die schönen Momente einzufangen und die schlimmen irgendwie durchzustehen. Diese Lebenseinstellung habe ich an Dir sehr bewundert.

Wütend bin ich, weil ich wegen einer Krebserkrankung schon wieder viel zu früh einen Menschen verloren habe, der mir wichtig war. Und wieder kommen die ganzen Fragen hoch: Warum gelingt es uns Menschen, bis zum Mond zu fliegen, die tiefsten Tiefen des Weltalls zu erforschen, die schrecklichsten Waffen herzustellen?? Und warum gelingt es uns nicht, endlich eine Möglichkeit zu finden, solche Krankheiten wie z.B. Krebs oder AIDS zu heilen oder aber zumindest zum Stillstand zu bringen?? Fragen, auf die mir wohl niemand eine Antwort geben kann, weil es zurzeit darauf einfach keine Antwort gibt.

Und so bleibt mir nur der Versuch, meine Dankbarkeit gegen meine Wut zu setzen. Die Dankbarkeit, dass wir uns getroffen haben, die Dankbarkeit über schöne, gemeinsam verbrachte Stunden, die Dankbarkeit für gegenseitige Nähe.

Was bleiben wird, sind die Erinnerungen an Dich. Denn Du hast Spuren in meinem Leben hinterlassen, die nicht verwehen. Und auch wenn ich nicht mehr mit Dir sprechen, Dich nicht mehr treffen kann, so bleibt dadurch doch ein Teil von Dir hier bei mir - in meinem Herzen und sicher auch in den Herzen vieler anderer, die Dir begegnet sind.

Ich sende Dir viele Grüße - wo auch immer Du jetzt sein magst - und es sind keine letzten Grüße, denn ich werde noch sehr, sehr oft an Dich denken!

Deine Barbara


Mein ganzes Mitgefühl gilt Michaelas Familie und ihren engen Freunden, denen der Abschied von ihr wohl noch viel schwerer fallen wird als mir.