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Alt 19.02.2011, 02:03
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Reise - ohne Wiederkehr

Liebe Ulphin,

vielleicht hilft es dir ein wenig, zu verstehen, was in deinem Vater vorgeht. Ich kann das natürlich auch nicht so genau wissen. Ich kenne ihn ja nicht. Ich versuchs trotzdem.

Es ist der Verlauf des Lebens, dass Kinder ihre Eltern irgendwann verlassen, sich ihr eigenes Leben aufbauen in welchem die Eltern an- und fürsich nur noch Gäste sind. Wenn auch liebe Gäste. Ist auch nichts Schlimmes. Bei meinen Töchtern ist das auch so. Mama und Papa sind nicht mehr der Mittelpunkt des Lebens der Kinder. Sicher, sie gehören dazu, doch nicht mehr im Zentrum. Das liegt woanders.

Bei Papa und Mama ist das anders. Wie zu Beginn ihrer Ehe sind sie wieder alleine. Ein neuer, befreiter Lebensabschnitt beginnt. Ja, befreit. Nicht, dass ihnen die Kinder zur Last fielen oder unbequem geworden wären. Nein. Doch jetzt haben sie wieder viel ungeteilte Zeit für sich. Du schreibst von einer guten Ehe. OK, sie rücken noch dichter zusammen (oder wieder) als vorher. Ich erinnere mich noch ganz genau daran.

Na gut, Mama und Papa merken und wissen schon, dass sie älter werden und auch sind. Nur, wenn sie sich ansehen, ist der oder die andere immer noch gleichalt wie man selber. Kein Unterschied zu vor 30 oder 40 Jahren. Im Gegensatz dazu merken Kinder schon, dass die Beiden älter und auch alt werden. Die Beiden selber eher weniger.

Viel mehr als in jungen Jahren wachsen diese Beiden nun mit dem Älterwerden zusammen. Man kennt den Partner in- und auswendig, versteht sich ohne grosse Worte, weiss genau, was der andere möchte und denkt: man kommt sich fast vor wie eine Person. Oft wird das sogar vom Umfeld so gesehen. Kaum vorstellbar, wenn die eine Hälfte des eigenen Ichs gehen muss auch wenn man um die Endlichkeit des Lebens weiss.

Und dann passiert es doch.

Verstehst du, was ich meine? Jede Trauer ist schlimm und schwer, doch ganz anders. So ist meine Erfahrung.


Alles Liebe, Helmut
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